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Bier der Marke Secret Service

– Elizabeth Windsor und Barack Obama zu Besuch in Irland

von Jürgen Schneider

Her Majesty Elizabeth the Second, by the Grace of God, of the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, and of Her other Realms and Territories, Queen, Head of the Commonwealth, Defender of the Faith, in Irland häufig despektierlich Elizabrit genannt, wird am 17. Mai zu einem viertägigen Besuch in Irland eintreffen. Das letzte britische Staatsoberhaupt, das in Irland weilte, war vor 100 Jahren der Großvater Ihrer Majestät. Die irische Tourismusbehörde Failte Irland, die sich von dem royalen Besuch einen Kick für das Grüne-Insel-Reisebusiness erwartet, hatte Schwierigkeiten mit der genauen Titulierung des hohen Besuchs und musste Werbematerial zurückziehen sowie eine Korrektur auf ihrer Website vornehmen, war Ihre Majestät dort doch völlig inkorrekt als »Her Royal Highness« angekündigt worden. Diese ist und bleibt jedoch »Her Majesty«. Auch der einstige IRA-Mann Gerry Adams, der seit langer Zeit Chef der nationalistischen Partei Sinn Fein ist und jüngst für kurze Zeit den Titel eines englischen Barons tragen durfte, kannte den genauen Titel Ihrer Majestät nicht und degradierte sie zur »Queen of England«.

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Foto: no royal visits!

Sinn Fein befürworte die Normalisierung der Beziehungen zwischen Irland und dem United Kingdom, ließ Adams verlautbaren. Die Voraussetzung dafür sei allerdings das Ende der Teilung Irlands. Zudem müssten die Bewohner Irlands ihre Gesellschaft frei von äußerer Einmischung gestalten können. Der Besuch der Queen sei daher »verfrüht«. Ähnlich äußerte sich seine Parteikollegin Mary Lou McDonald, die jedoch hinzufügte, jeder habe das Recht, die Queen willkommen zu heißen, und jeder das Recht, gegen deren Besuch zu protestieren. Dies müsse jedoch mit Würde, demokratisch und ohne Konfrontation um der Konfrontation willen geschehen. Aufrufe von Sinn Fein zu Protesten gegen den Besuch von Elizabeth Windsor sucht man vergeblich, schließlich ist die Partei beteiligt an der Mitverwaltung der sechs nördlichen Grafschaften Irlands, d. h. des nach wie vor britischen Nordirland.

Elizabeth Windsor plant, gleich am ersten Besuchstag im Garden of Remembrance einen Kranz niederzulegen. Der Garden of Remembrance ist eine Gedenkstätte in der Dubliner Innenstadt für alle jene, die im Kampf für Irlands Freiheit gestorben sind, von den Rebellen der United Irishmen von 1798 bis zu den IRA-Kämpfern des Irischen Unabhängigkeitskrieges der Jahre 1919-1921. Nicht nur die Kranzniederlegung an einem irisch-republikanischen Ehrenmal muss als Provokation empfunden werden, sondern auch das Datum, das Ihre Majestät gewählt hat. Am 17. Mai 1974 explodierten im Abstand von jeweils zwei Minuten in der Dubliner Innenstadt drei Autobomben. 26 Menschen starben, hunderte wurden verletzt. Etwa eineinhalb Stunden später wurde in der an der Grenze zu Nordirland gelegenen Stadt Monaghan eine weitere Autobombe gezündet. Dort fanden sieben Menschen den Tod. Obwohl die seitdem in England Regierenden alle Versuche unterbunden haben, die Täter zu benennen und zur Rechenschaft zu ziehen, ist erwiesen, dass die Autobomben von der nordirischen Terrororganisation Ulster Volunteer Force (UVF) gezündet wurden. Wie so oft in Nordirland konnten sich die UVF-Täter der Unterstützung von Geheimdienstagenten Ihrer Majestät sicher sein.

Die irisch-republikanische Organisation éirígí ruft dazu auf, gegen die »Parade der Schande« zu protestieren und bereits am 15. Mai am Garden of Remembrance ein Freiheitscamp zu errichten, um die royale Kranzniederlegung zu verhindern. Gelänge dies nicht, sei dies ein schwarzer Tag für Dublin und für Irland. Die Garda, Irlands Polizei, hat bereits eine harte Gangart gegen solche Protestformen angekündigt. In Irland wird anlässlich des Queen-Besuches Ausnahmezustand herrschen. 8.000 Polizisten und 1.500 Soldaten werden für den Schutz Ihrer Majestät sorgen. Aus Belfast wurden bereits Wasserwerfer nach Dublin gebracht, und es wurde ein Verbot erlassen, in Irlands Kapitale zwischen dem 15. und 25. Mai Plakate aufzuhängen. In 50 Strassen Dublins wird eine Woche lange Parkverbot herrschen, viele Strassen werden völlig für den Verkehr gesperrt, und die Polizei wird Autofahrer und Fußgänger anhalten und befragen, warum sie sich in diesem Augenblick dort aufhalten und wohin sie wollen. Der Phoenix Park, die größte städtische Grünanlage in Europa, wird ebenso aus Sicherheitsgründen geschlossen werden wie der Dubliner Zoo. In englischen Magazinen wurden die Iren einst gerne als Affen dargestellt, und Ihre Majestät traut diesen Affen nicht.

Die Sicherheitsmaßnahmen gelten auch, wenn US-Präsident Obama am 23. Mai zu Besuch nach Dublin kommt. Er wird von dort auch zu einem Kurztrip nach Moneygall aufbrechen. Aus dem Dorf in der Grafschaft Offaly stammte Obamas Ur-Ur-Ur-Großvater Falmouth Kearney. Wer Obamas irische Vorfahren waren, hat der im November verstorbene Verleger Steve McDonogh recherchiert. Seine Tochter Marie soll Obama während des Besuches das Buch »Barack Obama – The Road From Moneygall« überreichen. Obama wird auch das leerstehende Anwesen der Kearneys sowie Ollie Hayes’s Pub besuchen. Das dort gezapfte Guinness wird ihm jedoch nicht vergönnt sein. Der US Secret Service wird die Schenke mit »eigenem Bier« beliefern. Pub-Besuche gehören zum Besuchsritual von US-Präsidenten, die in Irland Station machen. Ronald Reagan trank einst Smithwicks im Ronald Reagan Pub in Ballyporeen, und Clinton starrte in Cassidy’s Pub zu Dublin in die Moorlochtiefe eines Guinness. Wie zu vermuten ist, stammten auch die Drinks dieser beiden Washingtoner Herren aus dem Hause Secret Service.

Teil 1: Bier der Marke Secret Service – Elizabeth Windsor und Barack Obama zu Besuch in Irland
Teil 2: »Was sind schon 800 Jahre Unterdrückung unter Freunden?« – Elizabeth Windsor in Irland
Teil 3: Die Queen auf der Smaragdgrünen Insel: »Töten Sie Menschen?«
Teil 4: Die Queen ist weg, Obama kommt

A.S.H. | 12.05.11 16:17 | Permalink