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Ausstellung gegen Homophobie an der Viadrina verboten !

Slubice_Collegium_Polonicum.jpg Homophobie hat ein Gesicht: Collegium Polonicum darf nicht homosexuell werden

UPDATE (01.06, 00:00 Uhr): Der ostblog-Beitrag initierte eine Welle von Protesten, die dazu führten, dass die Vernissage mit Wirkung vom 1.06.06 wie - ursprünglich geplant - bis Ende Juni ausgestellt werden kann. Einmal mehr ein Beweis, dass unabhängige Medien eine wirksame Gegenöffentlichkeit schaffen können. Danke an alle, die sich an der Protestbriefaktion beteiligt haben.


Die vor weniger als sechs Tagen am Collegium Polonicum eröffnete Foto-Ausstellung gegen Homphobie unter demTitel "Niech nas zobaczą" [Sollen sie uns doch sehen] soll nach Angaben der VeranstalterInnen durch den Rektor der polnischen Partneruniversität in Poznań verboten werden. Zwei polnische Lehrkräfte fanden die im Foyer der Einrichtung aufgehängten Fotos von gleichgeschlechtlichen Paaren anstößig und drohten damit ihre Tätigkeit an der Universität zu beenden „wenn diese weiterhin Werbung für Homosexualität betreiben sollte“. Der Geologie Professor Wojciech Stankowski soll dabei gedroht haben andere Lehrkräfte eventuell zu einem Boykott des Collegiums aufzurufen. Inoffiziell haben wir erfahren, dass der Rektor der Partneruniversität in Poznań die Genehmigung für die Ausstellung aus diesem Grund nun zurückziehen will – erklärt Jola Gambuś, Mitveranstalterin der Vernissage.

Protestschreiben können an den Leiter des Collegium Polonicum gerichtet werden:

Krzysztof Wojciechowski
Collegium Polonicum
Große Scharrnstraße 59
15230 Frankfurt (Oder)
Tel.: +49 (0) 335 5534 16 401
E-mail: colpol@euv-frankfurt-o.de

Die Fotos wurden im Rahmen eines deutsch-polnischen Workshops von Prof. Bożena Chołuj (Vergleichende Mitteleuropastudien) und Dr. Dorothea Dornhof (Transformationen von Wissen, Mensch und Geschlecht) zum Thema „Kulturelle Hegemonie und Geschlecht“ am Collegium Polonicum vorgestellt. Das Collegium Polonicum ist eine gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung der Europa-Universität Viadrina und der Adam-Mickiewicz Universität in Poznań. Sie ist eine wichtiges Begegnungszentrum für den Bereich Wissenschaft und Kultur zwischen beiden Ländern.

Vizepräsidentin Janine Nuyken bemüht sich den Streit zu einem innerpolnischen Problem zu stilisieren. Dies scheitert bereits daran, dass die Ausstellung vor dem Hintergrund des Besuches eines deutschen Papstes verboten wurde. Die Viadrina versäumte es einen kritischen Dialog mit der Universität in Poznań zu führen, die das Collegium nie als eine Gemeinschaftseinrichtung anerkannt hat und dort von Poznań aus absolutistisch ihr Hausrecht ausübt. Die Viadrina vernachlässigte die sich seit Jahren häufenden Missstände bei der Deutsch-Polnischen Juristenausbildung zu beseitigen, Maßnahmen gegen die Räumung ihrer Studierenden aus Wohnheimen, die mit deutschen Geldern auf der polnischen Seite gebaut wurden zu treffen, sowie eine Verlängerung der Stipendien für polnische Studierende zu gewährleisten. All dies führte zur Abwanderung der MOE-StudentInnen an andere deutsche Universitäten. Die pompöse 500-Jahrfeier der Viadrina kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es um die deutsch-polnische Zusammenarbeit viel schlechter gestellt ist als die Lippenbekenntnisse der Bundespräsidentschafts-Kandidatin es uns glauben lassen wollen.

VeranstalterInnen der Vernissage ist eine Gruppe junger Frauen die sich vor einigen Jahren in einer informellen Gruppe GENDA zusammengeschlossen hat und Themen wie Gleichberechtigung und Frauenrechte bearbeitet. Die Ausstellung entstand als ein Projekt der polnischen Kampagne gegen Homophobie, einer seit 2001 tätigen NGO, die Bildungs- und Aufklärungsmaßnahmen gegen Schwulenfeindlichkeit anbietet. Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte die NGO als Mitorganisatorin der Gleichberechtigungs-Demos in Polen.

Die Ausstellung "Niech nas zobaczą" besteht aus 30 Fotos von gleichgeschlechtlichen Paaren. Es war nicht leicht 15 Männer und 15 Frauen in Polen zu finden, die den Mut besitzen als Model für die Galerie zur Verfügung zu stehen. Einige haben aus Angst, nach dem die Ausstellung in anderen Städten angegriffen wurde, die weitere Verwendung ihrer Porträts untersagt.

Die Portraits der Autorin Karolina Berguła scheinen jedoch wenig kontrovers. Die Bilder strahlen vielmehr Monotonie, ja Alltäglichkeit aus. Doch eben dieser Effekt war erwünscht um die Normalität des schwul-lesbischen Lebens wiederzugeben. Der Name der Ausstellung „Sollen sie uns doch sehen“ ist deshalb Programm. Schwul sein in Polen ist immer noch keines Wegs eine Alltäglichkeit. Erst vor wenigen Tagen nahm das staatliche Fernsehen
Werbung von Damenbinden, Tampons und Toilettenpapier aus dem Programm. Man möchte nicht das Ansehen des Papstes Benedikt des XVI während seines Polen-Besuchs verletzen, hieß es in der offiziellen Begründung.

Mit derselben Begründung wurde im November ein Umzug der Gleichberechtigungs-Demo durch Poznan von dem dortigen Bürgermeister Grobelny (PO) verboten.

„Die Foto-Ausstellung ist keine private Initiative, sondern eine Veranstaltung im Rahmen des Deutsch-Polnischen Jahres. Sie wird vom deutschen Bildungsministerium finanziert. Aus diesem Grund erwarten wir eine schriftliche Begründung der Rücknahme der Genehmigung“ sagte gegenüber dem ostblog Bożena Chołuj.

Hier die angeblich anstössigen Bilder der Ausstellung:

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Presse und TV

RBB Brandenburg aktuell vom 25.05.2006 [Video Beitrag]

TVP3 Lubuska vom 26.05.06 [polnisches Regionalfernsehen]

Märkische Oderzeitung vom 26.05.06, S. 8

Junge Welt vom 27.05.06, S. 6

tageszeitung vom 1.06.06, S. 14

Mit Knüppeln gegen "die Perversen" Schwulenfeindliche Hetze und Gewalt in Polen
in analyse & kritik - Zeitung für linke Debatte und Praxis # 507 vom 16.6.20


Siehe auch:

http://www.de.indymedia.org/2006/05/147968.shtml

http://www.pl.indymedia.org/pl/2006/05/20767.shtml

http://www.inforiot.de/news.php?topic=news&article_id=7880

http://www.queer.de/news_detail.php?article_id=4873 [mit interessanten Kommentaren]

http://www.los.ch/artikel/artikel.php?ID=893&rubrik=83

http://feminoteka.pl/news.php?readmore=577

Bloggs:
http://joecool.blox.pl/html///

http://katunia.blogger.de/

Michal Stachura | 23.05.06 12:38 | Permalink

Kommentare

Talibanistan lässt grüßen. Auf solche Lehrkräfte können wir gut verzichten !!!

Verfasst von: Piotr | 25.05.06 12:55

Fehlt nur noch,dass Volker Beck seine Ansichten bezüglich Pädosexualität im CP verbreitet.Wojciechowski gehört dafür,dass er solche Homopropaganda zugelassen hat sofort abgesetzt.

Verfasst von: PARTYZANT | 25.05.06 15:59

@PARTYZANT

Aha ... erste Wortmeldung eines nach Nord-Deutschland (84.142.195.193) emigrierten polnischen Homphoben vom Dienst der seine mythische Sarmaten-Nation vor der Verwestlichung retten will. Armer Kerl, was Deine reinen Augen alles auf der Reeperbahn zu sehen bekommen.

Pass beim Duschen bloss auf, dass Dir die Seife nicht aus der Hand gleitet ! :-)

Verfasst von: Michal Stachura | 25.05.06 17:26

Frau Präsidentin Gesine Schwan wird dass schon wieder hinkriegen. Sie ist ja eine lupenreine Demokratin und gleichzeitig auch Polen Beaftragte. Sie wird dass schon wieder hinkriegen. Ich hoffe das jedenfalls. Sonst wäre dass ja eine Bankrotterklärung für Sie.

Verfasst von: Stefan | 25.05.06 17:37

Ich komme selbst aus Polen und habe in meinem Forum einige Berichte zur Situation Homosexueller in Polen zusammengetragem. Hier die Links:

http://www.gratis-forum.de/forum/index.html?fnr=32573&enr=527995&show1=1&modus=1&PHPSESSID=7419ee80baf366ac628506656b629e22
http://www.gratis-forum.de/forum/index.html?fnr=32573&enr=527129&show1=1&modus=1&PHPSESSID=7419ee80baf366ac628506656b629e22
http://www.gratis-forum.de/forum/index.html?fnr=32573&enr=510511&show1=1&modus=1&PHPSESSID=7419ee80baf366ac628506656b629e22
http://www.gratis-forum.de/forum/index.html?fnr=32573&enr=470587&show1=2&modus=1&PHPSESSID=7419ee80baf366ac628506656b629e22

Der folgende Link beschäftigt sich mit dem Sender "Radio Maryja", der den Kurs der katholischen Faschisten dort (womit ich natürlich nicht alle Katholiken, sondern nur die Extremisten meine) unterstützt.

http://www.gratis-forum.de/forum/index.html?fnr=32573&enr=428609&show1=3&modus=1&PHPSESSID=a987c909f6e52062694985cab0724edb

Hier nun noch Links zur Diskussion über die Situation in Polen (an der ich mich rege beteiligt habe ;-) ) im Forum von www.jesus.de:

http://fuenf.scm-digital.net/foren/readframe.html?f=37&i=137599&loc=0&t=137599&doflat=&prod=no
http://fuenf.scm-digital.net/foren/readframe.html?f=37&i=154988&loc=0&t=154988&doflat=&prod=no

Verfasst von: lydia | 25.05.06 17:52

Auf der Homepage von Wojciechowski (http://k-wojciechowski.de/) habe ich folgenden Satz gefunden: "es einfacher ist die ganze Welt zu heilen als eine glückliche Familie zu schaffen. Diese zwei Sachen haben mich immer beschäftigt: eine glückliche Familie und die Heilung der Welt".

Der Typ spinnt doch! Wen will er mit seiner schwulenfeindlichen Aktion hier Heilen???

Verfasst von: Searchlight | 25.05.06 18:07

Hier ein weiteres Zitat aus seinem Buch:

"Diesmal kam vor der Grenze eine junge Zollbeamtin herein, ein vielleicht neunzehnjähriges Ding, gesund aussehend, knackig und mit
feurigen Augen, die für den Beruf des Zöllners genauso wenig geeignet schien wie die unförmige Uniform für ihren hübschen Körper."

Klar - ein knackiger Zollbeamter würde eher in die Uniform passen... Selten bekommt jemand die Gelegenheit so einen patriarchalen Mist zu lesen. Sein Buch sollte in einer Kammer abgeschlossen werden und nicht die Ausstellung !!!

Verfasst von: Kasia Bacewicz | 25.05.06 18:41

Die Charta der Grundrechten ist auch in Polen zu respektieren

Verfasst von: chartaland | 26.05.06 09:41

es ist einfach unglaublich. mir fehlen die worte... ich war immer stolz darafu, dass ich an einer EUROPA uni studiert habe, die dafuer gesorgt hat, den studenten die augen zu oeffnen, denen die toleranz und verstaendnis fuer unterschiede beizubringen. heute ist der stolz vorbei.

Verfasst von: kasia | 27.05.06 12:30

Die deutschen Katholiken wollen sich anscheined ein Vorbild an ihren polnischen Glaubensbrüdern- und schwestern nehmen. Das Internetportal www.kreuz.net nennt die Fotos "Propaganda" und "provozierend".

Ist dann wohl doch nicht ein "rein inner-polnisches Problem Frau Schwann. Schwulenfeindlichkeit kann Man nicht einfach als polnisches Problem deklarieren, wenn es grad einem so passt. Aber liest selbst:

"Homo-Propaganda gestoppt

Polen. Der Leiter der deutsch-polnischen Universität ‘Collegium Polonicum’ in der westpolnischen Grenzstadt Slubice – dem ehemaligen Ostteil von Frankfurt an der Oder – verbot eine propagandistische Homo-Fotoausstellung im Foyer des Gebäudes. Die Ausstellung steht unter dem Titel „Sollen sie uns doch sehen“ und zeigt gleichgeschlechtliche Paare in provokativer Pose auf polnischen Straßen. Die Propagandabilder wurden erst nach der Kündigungsdrohung zweier Lehrkräfte vom Foyer in einen abschließbaren Kunstraum übersiedelt."

Quelle: http://www.kreuz.net/article.3271.html

Verfasst von: Homo-Lobby | 27.05.06 16:51

Was ist denn in Slubice los?!?! Europa-Uni, nur der schöne Schein?? Haltet uns auf dem Laufenden, ob Protestbriefe etwas bringen. Lieben Gruß von Bayern nach Norden.

Verfasst von: Ulli | 28.05.06 11:53

Erklärung:
Im OSTBLOG wurde ich in den letzten Tagen mehrmals wegen meines vermeintlichen Verbotes der Ausstellung im Collegium Polonicum u.d.T. „Sollen sie uns doch sehen“ angegriffen. Dazu erkläre ich Folgendes:
Ich befürworte die Ausstellung. Ich habe sie Anfang Mai auch genehmigt. Zu keinem späteren Zeitpunkt hat sich meine persönliche Meinung geändert. Die Diskussion über eventuelle vorzeitige Beendigung bzw. Umlegung der Ausstellung wurde im Dreieck: Leitung der Adam-Mickiewicz-Universität Poznan - Leitung der Viadrina - Organisatoren der Ausstellung geführt. Als Verwaltungsdirektor war ich verpflichtet, mich aus diesen Diskussionen rauszuhalten, als Person habe ich in der Öffentlichkeit über die Ausstellung immer positiv gesprochen. Nichts desto trotz wurde ich massiv (im OSTBLOG, in Mails, selbst durch Hacker auf meiner Internetseite) mit absurdesten Vorwürfen angegriffen und oridinär beschimpft. Ich hätte z.B. die Ausstellung wegen des Papstbesuches verboten... Nach den Ereignissen der letzten Tage stelle ich leider Fest, dass es unter den – insbesondere deutschen – Menschenrechtlern sehr viele Menschen gibt, die den Eindruck machen, im Fanatismus, Inkompetenz und Aggressivität den mir aus Polen bekannten Rechtsextremisten nicht nachzustehen. Es sei denn, es ist nur der Eindruck, weil sie durch jemand irregeführt wurden.
Ich hoffe sehr, dass sich die Angreifer nach der Wahrheit erkundigen und bei mir entschuldigen.
Das Collegium Polonicum war, ist und bleibt ein Ort der Toleranz, des Pluralismus und der internationalen Zusammenarbeit. Alle Skeptiker sind eingeladen, sich vor Ort und im persönlichen Gespräch über unsere Arbeit zu informieren.
K.Wojciechowski

Verfasst von: K. Wojciechowski | 05.06.06 18:51

Sehr geehrter Herr Wojciechowski,

Vielen Dank für die Würdigung der unabhängigen und - wie es scheint - sehr effizienten Berichterstattung des ostblogs über die drohende Schliessung der Ausstellung gegen Homophobie.

Diese Anerkennung ehrt uns umso mehr als es doch in der bürgerlichen Presse bislang hieß, die Präsidentin der Viadrina Gesine Schwan habe die Entfernung der Ausstellung verhindert und nicht die zahlreichen Zuschriften und Protestbriefe, die der ostblog-Beitrag wohl initiiert hat.

Als Verwaltungsdirektor der deutsch-polnischen Gemeinschaftseinrichtung Collegium Polonicum üben Sie das Hausrecht in den dazugehörigen Gebäuden aus. Sie sind somit im Zweifelsfalle der primäre Ansprechpartner für Lob und Protest als auch jeglicher Kommunikation bezüglich fraglicher Entscheidungen auf dem Gelände der von Ihnen geleiteten Einrichtung.

Die Bekleidung von Führungspositionen bringt es mit sich, dass Konflikte und strittige Probleme entstehen können zu deren Lösung man/frau die Verantwortung übernommen hat. Dazu bedarf es oft Charakterstärke und Mut um kontroverse Entscheidungen - gegebenenfalls auch gegenüber seinem/seiner Dienstherrn/Frau - durchsetzen zu vermögen.

Als Verwaltungsdirektor haben sie deshalb auch die Verantwortung dafür zu tragen, ob eine Vernissage in einer von Ihnen geleiteten Einrichtung gezeigt werden kann oder nicht. Falls Sie von Anfang an für die Ausstellung plädiert haben, verwundert es, dass dies nicht auch zu einem früheren Zeitpunkt öffentlich Kundgemacht wurde.

Aus unseren Recherchen ergibt sich vielmehr, dass Sie eine ambivalente Haltung an den Tag legten. Es stimmt zwar, dass Sie die Ausstellung nach mehreren Rückfragen mit dem Rektorat der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznan am 17.05 zuließen. Sobald jedoch einige am Collegium Polonicum lehrende konservative KritikerInnen der Ausstellung öffentlich drohten Ihre Lehraufträge am CP zu kündigen, waren sie nicht dazu bereit, sich gegen die ablehnende Haltung des Rektorates der Adam-Mickiewicz Universität durchzusetzen.

Dies wäre ein geeigneter Moment um sich öffentlich für den Verbleib der Ausstellung auszusprechen. Ein nachträglich - nachdem die Ausstellung bleiben darf - geäußerter Protest erscheint somit leider lediglich als Opportunismus.

Wir werden die Entwicklungen am Collegium Polonicum und der Europa-Universität Viadrina auch in Zukunft weiterhin kritisch begleiten. Gleichzeitig freuen wir uns über Ihr Bekenntnis das Collegium Polonicum als einen "Ort der Toleranz, des Pluralismus und der internationalen Zusammenarbeit" gestalten zu wollen und hoffen in Zukunft auch über positives berichten zu können.

Michal Stachura

Verfasst von: Michal Stachura | 06.06.06 13:50

Sehr geehrter Herr Stachura,

irritiert von Gerüchten über das angebliche vorübergehende „Verbot“ der Ausstellung durch den Verwaltungsdirektor des CP bin ich auf Ihre Seite gelangt und sehe spätestens nach dem von Ihnen allzu oberflächlich kommentierten Brief Herrn Wojciechowskis bestätigt: Außerhalb jeder Erwartung schon für den, der Herrn Wojciechowski nur von wenigen Gesprächen kennt wie ich , war, dass ausgerechnet ihm etwas von der Gefährdung freiheitsrechtlicher Gewährleistungen in seinem Verantwortungsbereich zurechenbar sein könnte.

Ich sehe diese Diskussion als ein Lehrstück dafür, dass geballte Meinung und geballte Vorwürfe im Schwange der verständlichen Gemütsverwerfungen mal gut gemeint, mal auch etwas eitel, aber immer gerne am Ziel vorbeitappern. Inhaltlich sollte in einer öffentlichen Einrichtung jedes Mitgliedsstaates der Europäischen Union selbstverständlich sein, freiheitsrechtliche Gewährleistungen darlegen und erproben zu dürfen.

Alle Mitglieder einer Universität sollten gehalten sein zu gewährleisten, dass die ihnen belassene private Meinung privat zu bleiben hat, wenn sie mit universitärem Geist nichts zu tun hat, die Universitätslehrer zuvorderst. Es verfehlt aber das Ziel, ausgerechnet den an Weisungen gebundenen Verwaltungsdirektor wegen der Entscheidungen eines Teiles der Leitung in Poznan anzugreifen und dann vom gemütlichen PC aus mit dem Vorwurf der Unaufrichtigkeit über „sein“ Hausrecht (ist eine abseitige Kategorie im gegebenen Zusammenhang) und Zivilcourage zu schwadronieren. Wie es für mich aussieht: Als Briefkasten ist er wohl zuständig, nicht aber als Entscheider in diesem Fall…

Fragen wir uns also lieber, wie über diese Ausstellung hinaus grenzüberschreitend mit gegenseitigem Respekt gewährleistet werden kann, was Recht und vor allem aber des menschlichen und intellektuellen Anstandes ist – die Entfaltungsfreiheit und den selbstverständlichen Achtungsanspruch der Mitmenschen zu respektieren und zu fördern.

Besuchen wir die Ausstellung, weisen im Alltag respektlosen Umgang zulasten Anderer zurück und wünschen insbesondere vielen Studierenden den Atem, ein Niveau der Lehre einzufordern und gegenüber dort noch Lernbedürftigen durchzusetzen, das den Zielen einer Universität Genüge tut.

Aus deutscher Sicht möchte man dann zum ganzen Themenkomplex einen ruhigen Gang beim Vorwerfen antizipieren – angesichts unter anderem der unwürdigen Diskussionen um die Fassung und Verabschiedung des Antidiskriminierungsgesetzes z.B.

Mit freudlichen Grüßen
Hans-Jürgen Hertz-Eichenrode

Verfasst von: Hans-Jügen Hertz-Eichenrode | 09.06.06 15:28

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