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Mordanschlag auf polnischen Bürgerrechtsaktivisten

Am 16. Mai, gegen 18.00 Uhr, wurde im Zentrum der polnischen Hauptstadt Warschau auf einen bekannten Pazifisten und Unterstützer der schwullesbischen Arbeit, den 30 Jahre alten M., ein Mordanschlag verübt. Nach Angaben der „Fundacja Równości“ („Stiftung für Gleichberechtigung“), wurde M. in Vergangenheit mehrfach auf offener Straße bedrängt und überfallen worden. Das Opfer, das selbst nicht schwul ist, habe in der Vergangenheit aktiv den Warschauer CSD unterstützt. „Die Art des Angriffs muss als ein gezielter Mordversuch angesehen werden“, habe der behandelnde Arzt erklärt.

Die Täter seien auf den Betroffenen zugetreten und haben ihn mit den Worten: „schwule Sau“ angegriffen. Während einer der Täter M. Tränengas ins Gesicht sprühte, habe ein zweiter mit einem etwa 30 cm langen Messer auf den Rücken des Opfers eingestochen. Die Lunge wurde durchstochen und das Herz nur knapp verfehlt. „Nur durch ein Wunder hat er überlebt“, habe der behandelnde Arzt erklärt. Im Moment befinde sich der Schwerverletzte nach einer Notoperation auf der Intensivstation eines Warschauer Krankenhauses. Seinen Zustand sei von den Ärzten als mittlerweile stabil bezeichnet worden.

Die Täter werden im Umfeld der Neofaschisten vermutet. Das rechtsextreme Internetportal „Redwatch“ www.redwatch.info/sites/warszawa.htm weist seit über einem halben Jahr unter dem Titel „Erinnert Euch an die Orte und Gesichter der Rassenverräter; sie alle werden für ihre Verbrechen büßen“ Namen, Personenbeschreibungen und auch Adressen von u. a. bekannten Personen der schwullesbischen Szenen aus, ohne dass Polizei und Staatsanwaltschaft bisher auf Anzeigen der Betroffenen reagiert hat.

Auf dem Portal werden auch Fotos, Personenbeschreibungen und Adressen von AntifaschistInnen, ÖkologInnen, WissenschaftlerInnen und linken JournalistInnen veröffentlicht.

Der polnsiche Redwatch-Ableger arbeitet mit der gleichnamigen deutschen Organisation http://www.redwatch-deutschland.de.vu/ zusammen. Interessanterweise begründet Redwatch seine Attacken auf polnische Antifaschisten mit Texten und Links zur neurechten Zeitschrift "Obywatel" [Der Bürger]. "Obywatel" versuchte in Vergangenheit mit seiner Querfrontstrategie die Antiglobalisierungsbewegung und dcen polnischen Attac-Ableger zu unterwandern. (Siehe dazu telegraph).

Tomasz Baczkowski -Vorsitzender der „Fundacja Równości“ („Stiftung für Gleichberechtigung“), weist darauf hin, dass neben den Organisationen „Blood & Honour“ auch Mitglieder von „Młodzież Wszechpolska” (Allpolnische Jugend), der Jugendorganisation der polnischen egierungspartei „Liga der polnischen Familie (LPR)“ an der Veröffentlichung der Seite beteiligt ist.

Der derzeitige Bildungsminister Polens, LPR-Chef Roman Giertych, ist der Begründer der 1989 neuorganisierten „Allpolnischen Jugend“. Seine Partei machte schon als Oppositionspartei mit Hasspropaganda gegen Homosexuelle auf sich aufmerksam. Im vergangenen November versuchten in Poznań Neofaschistischen der Młodzież Wschechpolska mit Parolen wie "Schwule ins Gas" die Gleichberechtigungsdemo zu verhindern.

Mit großer Sorge beobachtet auch die deutsche Partnerorganisation Maneo, die Tatenlosigkeit der polnischen Polizei. „Wir haben die Veröffentlichungen unserer Fotos der Polizei bereits vor einem halben Jahr angezeigt, ohne dass die Polizei darauf reagiert hat. Wir sind zu unserer Anzeige noch nicht einmal angehört worden“, so Tomasz Baczkowski.

Michal Stachura | 23.05.06 11:12 | Permalink