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Antirassistische Demonstration in Henningsdorf

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Am 29. August 2015 versammelten sich etwa 200 AntirassistInnen, BewohnerInnen des Flüchtlingslagers Hennigsdorf und anderen Geflüchtete, zu einer antirassistische Demonstration durch Hennigsdorf.

Grund für die Demontration war ein rassistischer Angriff gegen zwei Geflüchtete, in der Nacht vom 8. auf den 9. August 2015 in Hennigsdorf. Die beiden Männer, ein Kameruner und ein Somalier, überlebten nur knapp diesen Angriff. Schwer verletzt durch den Schlag mit einer abgebrochene Flasche, wurde ihr Leben nur durch die RettungssanitäterInnen gerettet. Sie mussten mehrere Tage zur Behandlung im Krankenhaus bleiben.

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Darüber hinaus wollten Die demonstrantInnen aber auch den strukturellen Rassismus thematisieren, den Geflüchtete anhand vielfacher illegaler Abschiebungen erleben. Hinzu kommt hier noch der brutale physische Rassismus der Nazis und anderer unorganisierter RassistInnen hinzu.

Die DemonstrantInnen wollten mit der Demonstration lautstark NEIN sagen ZU ABSCHIEBUNGEN, NEIN ZU DISKRIMINIERUNG, NEIN ZU RASSISMUS in all seinen Formen.

Nach einer kurzen und emotionalen Eröffnungskundgebung ging es kraftvoll laut und bunt quer durch Hennigsdorf.

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Die Stimmung auf der Demonstration war durchweg gut. Es gab viel gute Musik, viele Sprechchöre, wie zum Beispiel: "No Border No Nation Stop Deportation!" oder "Kein Mensch ist illegal", sowie Redebeiträge in Englich, Französisch und Deutsch. Darin machten die DemonstartionsteilnehmerInnen auf die Situation von Geflüchteten aufmerksam. Am Rande der Demonstration wurden verschiedene Fluglätter* verteilt.

Die Menschen, die am Straßenrand stehen blieben, oder aus den Fenstern sahen, wurden darüber informiert, das hier Menschen für Bleiberecht und gegen rassistische Gewalt in Hennigsdorf demonstrieren.

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Die Demonstrationsroute verlief vom Autokreisel Stolpe Süd, ganz in der nähe des Flüchtlingslagers Hennigsdorf, durch die Berliner Straße, Marwitzer Straße, Fontanestraße, Staufenbergstraße, Rathenaustraße, in die Nähe des Bahnhofs Hennigsdorf und des Postplatzes. Dieser war Schauplatz des rassistischen Verbrechens. Direkt auf den Postplatz konnte die Demonstration nicht ziehen, weil dort ein mehrtägiges Fest stattfand.

In der Rathenaustraße fand dann, nach etwa zwei Stunden, eine Abschlusskundgebung statt. Nach dem Ende der Kundgebung wurden alle TeilnehmerInnen ermahnt, auf sich aufzupassen und in Gruppen abzureisen.


*Wortlaut einen Flugblattes, dass am Rande der Demonstration verteilt wurde:

Nein zu Rassismus! Nein zu Abschiebung!

Nach den Asylrechtsbestimmungen haben Menschen, die verfolgt sind oder vor Kriegen und Konflikten in ihren Herkunftsländern flüchten, das Recht auf internationalen Schutz.
Wir sind hier, weil wir auf der Suche nach diesem internationalen Schutz sind. Wir sind keine Kriminellen, wir wollen einfach nur leben, so wie ihr.

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Am 8. August wurden zwei geflüchtete Menschen hier in Hennigsdorf Opfer eines Naziangiffs. Aufgrund dieses und all der weiteren rassistischen Angriffe leben die Geflüchteten in dauerhafter Angst, ihr Leben zu verlieren, weil sie als Fremde gesehen werden.

Seit ungefähr zwei Monaten engagiert sich die hiesige Polizei für die Verfolgung von Gelflüchteten, die so genannte Dublinverfahren anhängig haben, mit dem Ziel, diese konsequent in das Schengenland abzuschieben, in dem sie auf ihrer Flucht zuerst angekommen sind.

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Wegen dieser ständigen Abschiebungen leben die Geflüchteten im Stress und mit dauerhafter Angst. Sie sind in sich selbst verschlossen und versuchen, Kontakte mit den Behörden möglichst zu vermeiden; es zu vermeiden, ins Krankenhaus zu gehen, wenn sie krank sind. Jeder Besuch bei der Ausländerbehörde, um Dokumente zu erneuem, wird zur Mutprobe, die Angst ist groß, jederzeit abgeschoben zu werden.

Die Lebensbedingungen und die hygienischen Zustände im Heim sind prekär und miserabel. Außerdem sind häufig drei oder vier Menschen unterschiedlicher Herkunft und Nationalität in einem Zimmer, was das Zusammenleben sehr schwierig macht.
Wir wollen sagen: Hört auf uns so anders zu behandeln. Wir sind alle Menschen!
Wir wollen Bürgerinnen sein mit vollen Rechten, mit dem Recht auf Gesundheit, Bildung und soziale Teilhabe.

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Bolk | 30.08.15 18:03 | Permalink