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Nazis wegblockiert

Neuruppin: 200 Rechte scheiterten am Samstag bei ihrem Demoversuch an einer 400 Personen starken Blockade

Ein Bericht von inforiot

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Rund 200 Neonazis wollten am Samstag in Neuruppin demonstrieren. Ihre Pläne sind gescheitert: Eine etwa 400 Personen starke Blockade hielt die Rechten auf, nachdem sie nur einen Bruchteil ihrer Route ablaufen konnten.

Viel weniger Neonazis als angekündigt

Am Rheinsberger Tor versammelten sich die Neonazis teilweise mit großer Verspätung. Bereits direkt gegenüber des Bahnhofs wurden sie mit einem riesigen Anti-Nazitransparent begrüßt.

Die Stadt war derweil von einem Großaufgebot der Polizei in Beschlag genommen und viele Durchfahrtswege mit Absperrgittern eingezäunt.

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Frontransparent der Neonazis

Erst mit über einer Stunde Verspätung, gegen 13.15 Uhr, machte sich der rechte Aufzug auf den Weg Richtung Innenstadt. So lange hatten sie vergeblich auf weitere "Kameraden" gewartet. Angemeldet waren 300 Personen, insgeheim hatten die VeranstalterInnen der "Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland" sicherlich auf noch mehr gehofft - tatsächlich kamen trotz überregionaler Mobilisierung lediglich 200 zusammen.
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Die Nazis nehmen Aufstellung

Protest schon am Vormittag

Schon zuvor, am Vormittag, hatte es eine mehrere hundert Personen starke Antinazi-Demonstration durch die Stadt gegeben. An der Pfarrkirche, unweit des Nazi-Treffpunkts, versammelten sich dann wiederum mehrere hundert Antifas und BürgerInnen.

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Zu den Protesten hatten neben Antifagruppen das lokale Bündnis "Neuruppin bleibt bunt", das "Netzwerk Neuruppin" sowie verschiedene Parteien, Organisationen und Einzelpersonen aufgerufen. Insgesamt waren an diesem Tag sicherlich sechs bis siebenhundert NazigegnerInnen auf den Beinen.

Blockade formiert sich - und hält stand

Kurz vor dem Start der Neonazidemo zerstreute sich die vor der Pfarrkirche versammelte Menge - und kam am Fontanedenkmal wieder zusammen. Hier formierte sich eine Blockade, die schnell auf rund 400 Personen anwuchs.

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Blockade am Fontaneplatz

Die Neonazis konnten unter Parolen wie "Israel, internationale Völkermordzentrale!" nur bis rund 150 Meter vor die Blockade laufen. Schon auf dieser kurzen Strecke wurde ihnen mittels ablehnenden Sprechchören und Plakaten am Straßenrand klar gemacht, dass sie nicht willkommen sind. Dann war für die Rechten Schluss.

Die Polizei versuchte zwar mit mehreren Lautsprecher-Durchsagen, eine Auflösung der blockierenden Menge zu erreichen. Die Leute blieben jedoch sitzen - und waren erfolgreich. Diesmal kam es nicht - wie bei einer ähnlichen Demo im Vorjahr - zu einer gewaltsamen Räumung der Straße durch die Polizei. Die Neonazis verharrten deshalb rund eine Stunde auf dem Fleck.

Doch ihnen blieb schließlich nichts anderes übrig, als den Rückweg zum Bahnhof anzutreten. Ihr Konzept war kläglich gescheitert - anstatt einem großen Bogen durch die Stadt konnten sie nur wenige hundert Meter laufen.

Antifas ziehen jubelnd durch die Stadt

Auf der Blockade brandete Jubel auf, als diese Nachricht bekannt wurde. Vor allem Antifas zogen sodann in einer spontanen Kurzdemonstration durch die Straßen. Für den Abend war zudem ein Antinazi Open Air Konzert im Jugendwohnprojekt Mittendrin angekündigt.

Bislang ist nichts über Festnahmen oder größere Zwischenfälle bekannt.

Vierte Nazidemo in Neuruppin seit 2007

Der Aufmarschversuch der Neonazis war der vierte in Neuruppin seit 2007. Hinter den Aktionen steckten jeweils Neonazis, die sich mittlerweile "Freie Kräfte Neuruppin/Osthavelland" nennen.

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Spontaner Siegesumzug der Blockierer

An diesem Samstag nahmen vor allem Neonazis aus der Region Berlin-Brandenburg teil. Aus Nordrhein-Westfalen war der Neonazi-Anführer Axel Reitz mit einer kleineren Delegation angereist. Er hielt am Braschplatz eine etwas wirre aber überaus aggressive Hetzrede.

Für ihre diesjährige Demonstration hatten die Neonazis das kryptische Motto "Vom Schuldkult zur Mitschuld" gewählt. Mit der Teilnahme von 200 Rechten in diesem Jahr ist auch der Zuwachs der Vorjahre gestoppt: 2007 waren 60 Neonazis gekommen, 2009 waren es 200 und 2010 rund 300.

Bolk | 10.07.11 22:09 | Permalink