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Zur Manipulation im Staatsfernsehprogramm ARD

Zunächst müssen wir ja zur Kenntnis nehmen, daß die tagesschau die Langfassung des Interviews nachträglich online gestellt hat, sicher als Reaktion auf den Sturm der Entrüstung über ihre Manipulation. Auch eine Ausstrahlung der Langfassung hat nachträglich stattgefunden, nicht im „Ersten“ sondern im „Dritten“, nicht in den frühen Abendstunden, an „prominenter Stelle“, sondern am Morgen um 6.20 Uhr, zu einer Zeit, in der wir noch im Bett liegen oder mit Zähneputzen beschäftigt sind. Natürlich wird geleugnet, daß die Ausstrahlung etwas mit dem Protest der Zuschauer zu tun hat.
Die Rechtfertigungsversuche von ARD-Korrespondent Thomas Roth und Co. sind ein deutlicher Hinweis, daß die Kritik angekommen ist, auch wenn im Nachhinein weiter geleugnet und gelogen wird, und, daß ein großer Teil der Fernsehzuschauer immer noch nicht ausreichend verdummt wurde.
Interessant fand ich ein Interview mit Roth am Mittwochmorgen (03.09., 8.21 Uhr) im Deutschlandfunk, das Bettina Klein mit dem bescheuerten Satz: „Das erste, was im Krieg umkommt, das ist die Wahrheit.“ eröffnet, welcher immer unterstellt, außerhalb des Krieges würde die Wahrheit berichtet. Lustig ist, wenn Roth mit der Einflußlosigkeit des kleinen Korrespondenten aus Moskau argumentiert, hier möchte er auf platte Art Verantwortung delegieren. Die Kürzung hat aber durch ihn selbst statt gefunden:

Klein: Nach welchen Kriterien, Herr Roth, haben Sie die Kurzfassung, diese 10 Minuten aus dem längeren Interview ausgewählt?
Roth: Nach den üblichen Kriterien, indem man sagt: was ist an diesem Abend das journalistisch Interessante? Was ist das journalistisch Neue, was die Zuschauer interessieren könnte, und was verzerrt insgesamt nicht den Inhalt des Interviews? … Aber wir haben uns darauf konzentriert, was nachrichtlich das Wichtigste sein könnte. “
Unter Rechtfertigungsdruck stehend widerspricht er sich dann später im Interview selbst:

„Was für mich das eigentlich Spannende an dem Interview war, war die direkt gesuchte Konfrontation - so habe ich das jedenfalls interpretiert; das tue ich bis heute - des russischen Ministerpräsidenten mit dem Weißen Haus in Amerika. Das heißt er sagt in dem Interview mehr oder weniger deutlich (eher deutlich), dass dieser Krieg im Weißen Haus angezettelt worden sei, um in dem Fall der regierenden Partei (also dem Präsidenten Bush und seinem von ihm erwünschten Nachfolger McCain) Popularität zu verschaffen. Das habe ich in dieser Direktheit bis dahin noch nicht gehört.
So hat Roth nämlich „das eigentlich Spannende an dem Interview“, „das journalistisch Neue“, wie er weiter oben sagte, selbst weggekürzt, denn dieser Teil wurde in der Kurzfassung nicht gesendet! (Warum wohl?: Es geht um die Kausalitäten!)
So betreibt er unwillentlich die eigene Demaskierung, bestätigt die Manipulation in den Medien und seinen Anteil daran und verliert an möglicher Glaubwürdigkeit in seiner massiven Kritik an der Zensur in Rußland (s. „Russische Medien: Kritik unerwünscht. ARD-Korrespondent Roth bemängelt Zustand der Pressefreiheit unter Putin“).

david | 05.09.08 12:30 | Permalink

Kommentare

„Das erste, was im Krieg umkommt, das ist die Wahrheit.“
Das stimmt durchaus, wir müssen uns nur darüber im Klaren sein, das wir uns permanent im Krieg befinden.

Verfasst von: Andy | 05.09.08 20:30

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