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Mexico: Die Ruhe vor dem Sturm

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-von Katharina Morawietz aus Oaxaca-

Am 2. Mai titelten die Zeitungen in Mexico "erupción a Oaxaca ". 100 000 Menschen waren auf der Strasse, um am ersten Mai vor allem gegen den Gouverneur Ulises Ruiz Ortiz zu demonstrieren. Die Radiostation der Universität wurde erneut kurzzeitig besetzt und an viele Hauswände in der Innenstadt wurde besprayt.

Für die Rucksack-Touristen, die durch Oaxaca reisen, präsentierte sich das Bild ganz anders. Auf dem Zócalo, dem Zentrumsplatz Oaxacas spielten Bandas, Luftballons wurden verkauft, die Cafétische in den Arkaden waren mit entspannt schwätzenden Menschen besetzt. Nur wer etwas genauer hinsah, bemerkte, dass überall Polizisten verschiedener Abteilungen patrouillierten und an den umliegenden Strassen teilweise Barrikaden bereitstanden.

Auch am Sonntag präsentierte sich die Stimmung oberflächlich beschwingt. Stelzenläufer und eine ökologische Baumpflanz-Veranstaltung besetzten den Zocalo. Grosse Lautsprecher verhinderten alles andere Leben und machten den Platz unbrauchbar für alle anderen Aktionen.

"Brot und Spiele" ist das Rezept von Ulises Ruiz Ortis, seit er angetreten ist. Vom Brot ist zwar nicht viel zu sehen, aber die Sache mit den Spielen hat er drauf und steckt viel Geld hinein. Allein für den Monat April wurde das Tourismus-Förderungs-Budget von anderthalb Jahren ausgegeben. Dafür sind tolle Attraktionen auf dem Zocalo zu bewundern und blühende Geranien gibt es auch.

Die Schattenseite: Seit Mitte April haben die Repressionen gegen die Vertreter der APPO stark zugenommen. 42 Menschen sind verhaftet, vor wenigen Tagen wurden drei Vertreter zu über sechzig Jahren Zuchthaus und hohen Geldstrafen verurteilt. Dreihundert weitere Haftbefehle sind ausgestellt, aber die betreffenden Menschen wurden noch nicht von der Polizei abgeholt. Die Polizei patrouilliert in den Lokalen, Menschen werden beobachtet und fotografiert. Teilweise müssen sie damit rechnen, direkt von der Strasse weg von Zivilpolizisten verhaftet zu werden. Die Repressionen scheinen ziemlich erfolgreich zu sein.

Die Menschen haben Angst, sind teilweise desillusioniert. Dennoch: 100 000 Menschen sind wieder zur Demonstration gekommen. Bald jährt sich der Lehreraufstand und im August sind Wahlen. Wie sehr die starken Repressionen die soziale Bewegung in Oaxaca geschwächt haben, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Michal Stachura | 08.05.07 09:00 | Permalink