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Neonazis schänden Synagogengedenkstein in Frankfurt (Oder)

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Reste der von Neonazis zerstörten Kränze heute morgen, Foto: Alexander Roßbach

UPDATE: Als Reaktion auf die antisemitischen Randale wird am Freitag, den 17.11. eine antifaschistische DEMONSTRATION in der Oderstadt stattfinden. Aufgerufen hat u.a. Plattform gegen Rechts, Bund der AntifschistInnen und die Antifa. Weitere Infos hier.
DEMO-START: 17. November um 16:30 Uhr, am BRUNNENPLATZ in Frankfurt (Oder)

Wegen der Häufung rechtsextremer Übergriffe sieht der Zentralrat der Juden inzwischen Deutschland in einer ähnlichen Situation wie zur Nazi-Zeit. "Antisemitische und rechtsradikale Attacken haben eine Offensichtlichkeit und Aggressivität erreicht, die an die Zeit nach 1933 erinnert", sagte Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch gestern vor Journalisten. Sie warnte davor, entsprechende Vorfälle als "bedauerliche Einzelfälle" zu bezeichnen. Antisemitismus und Rechtsextremismus seien in "einigen gesellschaftlichen Schichten fest verankert". Im Deutschlandradio Kultur bezeichnete Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) gestern den Appel als "Übertreibung aus berechtigter Sorge". Die Politikerinnen rufen wie jedes Jahr zur mehr Zivilcourage auf, streichen gleichzeitig finanzielle Unterstützung für Initiativen gegen Rechtsextremismus und verfolgen juristisch und politisch AntfaschistInnen -wie der Fall Julia aus Potsdam- eindrücklich beweist.

Jugendliche hatten am Donnerstagabend nach einer Veranstaltung zur Pogromnacht vom 9. November 1938 vor dem Gedenkstein für die einstige jüdische Synagoge in Frankfurt (Oder) Blumengebinde zerstört, rissen Blumen und Kränze von dem Gedenkstein und zertraten sie. Siehe auch Video-Beitrag des RBB.

16 Tatverdächtige Jugendliche im Alter von 16 bis 24 Jahren wurden vorübergehend in Frankfurt (Oder) festgenommen, ein Teil der festgenommen wird am heutigen Freitag dem Haftrichter vorgeführt.

Als die Polizei eingriff, sei aus der Gruppe "Sieg Heil" gerufen worden. An dem Gedenkstein hatten Frankfurter Bürger an die Opfer des Nazi-Terrors erinnert.

Nach einer Studie der Universität Leipzig, die im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erarbeitet wurde sind rechtsextremistische Tendenzen im Westen Deutschlands stärker ausgeprägt als im Osten. Nach Angaben von Oliver Decker, einem der Autoren, gibt es zwar in Westdeutschland mehr Menschen mit einem geschlossenen rechtsextremen Weltbild. Dies trete aber in der Öffentlichkeit nicht so deutlich zutage, weil viele von ihnen demokratische Parteien wählten. Im Osten werde eine rechtsextreme Einstellung eher durch Handlungen, etwa durch Gewalt nach außen getragen, sagte Decker im Deutschlandradio Kultur.

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Kranzniederlegung gestern Abend am 9.11.06 Foto: Alexander Roßbach

Nach Angaben des Innenministeriums wurden in den ersten acht Monaten dieses Jahres insgesamt 7994 rechtsextreme Straftaten erfasst, während es im vergangenen Jahr im gleichen Zeitraum noch 6605 waren und im Jahre 2004 5127.

Fast zwei Drittel sind Propagandadelikte. Stark zugenommen aber hat auch die rechtsextreme Gewalt. 452-mal schlugen oder traten Neonazis bis August in diesem Jahr schon zu, im gleichen Zeitraum 2005 war es 353-mal. Das ist ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zu 2005, undsogar plus 50 Prozent im Vergleich zu 2004 – der Anstieg ist deutlich. Und die Brutalität der Szene nimmt zu.

Zur Hälfte trifft die Gewalt Ausländer. Gemessen an den Einwohnerzahlen führen Brandenburg trotz eines leichten Rückgangs mit 145 rechten Straftaten und Sachsen mit 127 im August die Negativstatistik an. Absolut gesehen war Niedersachsen mit 146 Delikten trauriger Spitzenreiter. Nur fünf rechte Straftaten gab es im August im Saarland.

Siehe auch:

Brandenburg aktuell vom 10.11.2006
Neonazis schänden jüdischen Gedenkstein
Beitrag von Nina Bednarz

NAZI-AKTIVITÄTEN IN FRANKFURT (ODER)

„Die Vernichtung des Faschismus mit all seinen Wurzeln bleibt unser Ziel" - Demoaufruf auf Indymedia

Michal Stachura | 10.11.06 10:04 | Permalink

Kommentare

Ich bin sehr froh und dankbar für diese Zusammenfassung wie auch sonst (nicht regelmässig lesend aber zuverlässig wiederkehrend) für dieses Weblog.

Verfasst von: Tanja | 13.11.06 00:30

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