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Kein Kulturschock nur die Flucht vor Langeweile

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In einem Land geboren zu sein ist keine Leistung sagte mal der berühmte Ostberliner Philosoph Floppy Myriapoda. Schweden bedeutet Unglück, Polen Schwein gehabt, Angola Anschiss, pflegte er zu Lebzeiten unter Freunden fröhlich zu verbreiten.

Die 29 jährige Maria (Mada) Żalińska verließ vor Jahren Warschau um in Amsterdam ihr Glück zu suchen. Sie kehrte den Grachten nun den Rücken zu und kam nach Ostberlin. Die Langweile dort war für sie unerträglich. Einen Kulturschock bei dem Wohnortwechsel empfand sie dabei nicht. „Es gibt Sachen die gewöhnungsbedürftig sind, Adaptationsschwierigkeiten hatte ich aber nie“ erzählt sie.

Zusammen mit der Saarbrückerin Natalie Espinosa nutzt die Künstlerin eine Fabrikhalle in Berlin- Pankow als Atelier.

Um die gigantische Fläche 750qm auch für andere KünstlerInnen nutzbar zu machen, planen beide am 25 November 2006 eine Ausstellung: die 2006th art initiative. Eine ästhetische Auseinandersetzung mit Fragen zur Auffälligkeit und Anonymität im Spannungsfeld zwischen privatem- und öffentlichem Raum des globalisierten 21. Jahrhundert. Die KünstlerInnen wollen den verschwindenden privaten Raum untersuchen, und sich der Frage nähern, ob es überhaupt noch möglich ist allein zu sein.

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Maria (Mada) Żalińska, 2006 - Catholic Roots

„Eingeladen sind internationale KünstlerInnen ein, die ihre Arbeiten (Objekt/Installation, Malerei, Fotografie und neue Medien) zum Thema THE OBSERVER STATUS öffentlichkeitswirksam zeigen möchten“ erläutert Mada.

In Berlin fasziniert Mada vor allem die Architektur, die im Ostteil der Stadt angeblich viel interessanter ist. „Diese Baulücken, die vom Krieg zwischen den Häusern übrig geblieben sind faszinieren mich. Hier findet man immer Raum um etwas betrachten zu können. Alle Stadtteile sind dabei ungeheuer differenziert.“ erzählt sie.

„Amsterdam mit seinem lineal-grade geschnittenem Rasen und hygienisch reinen Strassen langweilte mich zu Tode. In Richtung Polen mochte ich nicht ziehen“ fügt sie hinzu. Auf halber Strecke blieb sie dann in Berlin stecken. „Hier kann ich auch der Nostalgie nach meinen östlichen Wurzeln nachgehen. Die düsteren Deutschen sind doch so lustig und sprechen dabei eine der schönsten Sprachen in Europa!“ erzählt sie.

Die Ausstellung „2006th art initiative“ organisieren die beiden KünstlerInnen in der ehemaligen Garbaty Zigarettenfabrik. „In Amsterdam wäre das gar nicht möglich, dort gibt es keine unbenutzten Räume. Unser Projekt findet im Speicher statt, einem riesigen Raum in dem ab und zu auch Theaterworkshops stattfinden.“


2006th art initiative
THE OBSERVER STATUS
Wie und wo wird beobachtet? Was sind die Kriterien von Auffälligkeit?
Was beobachtest du?

Wann? 25.11.2006, 19:00 Uhr
Wo? in der ehemaligen Garbaty Zigarettenfabrik.
Zugang über die Hadlich Strasse vom S- und U-Bhf. Pankow.


Mehr über die Autorin:

http://www.maria.drawinc.com/

Michal Stachura | 11.10.06 10:28 | Permalink