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Internationale Kunstbiennale in Sao Paulo

Motto:"Wie miteinander leben"
--von Klaus Hart, Sao Paulo--
In Lateinamerikas Kulturmetropole Sao Paulo, der drittgrößten Stadt der Welt, begann die 27. internationale Kunstbiennale. Wiederum werden mindestens eine Million Besucher erwartet, so daß die nach Venedig zweitälteste Biennale die mit Abstand erfolgreichste des Erdballs ist. 118 Künstler, nur etwa zwanzig Prozent davon Brasilianer, setzen auf 25000 Quadratmetern diesmal das sehr politische Motto "Como viver junto", wie miteinander leben, um. Dazu zahlreiche Seminare, Filme, Debatten bis zum Schlußtag, dem 17. Dezember.

Zu den Kuratoren zählt der deutsche Kunsthistoriker Jochen Volz.
Sao Paulo wird seit Mai von Terroranschlägen des organisierten Verbrechens heimgesucht - Brasilien zählt auch dieses Jahr wieder über fünfzigtausend Gewalttote, weit mehr als im Irakkrieg. Nur ein Aspekt angesichts des interessanten Mottos der Kunstbiennale mit sage und schreibe stets etwa zwanzigtausend Besuchern pro Tag. An den bizarren Widersprüchen, Sozialkontrasten und Konflikten Brasiliens reiben sich die Künstler, auch die zugereisten aus Europa, welche seit Monaten im Lande an Projekten arbeiteten. Im Stadtpark Ibirapuera der Hochhaus-Megacity steht das riesige Biennale-Gebäude – die erste Provokation gleich am Eingangsportal. Saftig grüner Rasen, eingezäunt von hohen Metallgittern, obendrauf NATO-Stacheldraht, wie man ihn alle paar Schritte in den besseren Vierteln, gleich am Park sieht. Dem italienischen Künstler Francesco Jodice sind sie gleich aufgefallen, diese geschlossenen Villen-Wohnanlagen hinter hohen Mauern mit Stacheldraht und Sicherheits-Hightech, mißtrauischer bewaffneter Privatpolizei. Zwischen den Slums wirken die Privilegierten-Ghettos wie Festungen. „Das ist nicht die Lösung, sondern Wurzel des Problems“ sagt Jodice aus Milano.
Jochen Volz:“Wir haben versucht, all diese Konflikte in ihrer Bandbreite zu reflektieren. Es sind alles Künstler, die recht politisch über soziale Themen arbeiten, viel über das Zusammenleben reflektieren, oder auch das Alleinleben als Gegenpol. Ich denke, das Thema Como viver junto in Brasilien ist hoch spannend, auch auf internationaler Ebene, eine wirklich wichtige Frage. Und es ist natürlich auch klar, daß die Ausstellung überhaupt keinen Anspruch stellt, Antworten zu geben.
Kreatives Chaos - vieles erscheint auf den ersten Blick konfus und abstrakt. Volz nennt die deutsche Beteiligung senationell – ein Kubaner, eine Koreanerin, ein Argentinier, die in Deutschland leben – und Jeanne Faust aus Hamburg, einzige gebürtige Deutsche.
Spektakulärer Blickfang der Biennale – sogenannte utopische Architektur des Argentiniers Tomas Saraceno aus Frankfurt am Main - drei Stockwerke hoch im Lichthof. Enorme, miteinander verbundene transparente Plastikballons, in denen die Besucher per Strickleiter hochklettern können.
Wird die Biennale ihrem Motto gerecht, reflektiert sie tatsächlich alle wichtigen Aspekte des Miteinanderlebens, auch die spezifisch brasilianischen, ob in den Slums oder bei den von Infantizid und extremem Machismus geprägten Indianerstämmen Amazoniens? Was gilt als Tabu, werden Tabus gebrochen? Kunstkritiker, Kulturwissenschaftler aus aller Welt veröffentlichen schon in wenigen Tagen die ersten Analysen.

Klaus | 06.10.06 22:44 | Permalink

Kommentare

in sao paulo derzeit auch interessant, das anstehende verbot von aussenwerbung nachdem die oft rassistischen und sexistischen megaplakate sich ähnlich wie in berlin maßlos ausgebreitet haben: http://sum1.onreact.com/index.php?p=926

Verfasst von: sum1 | 20.10.06 09:18

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