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Brasiliens Indianermissionsrat CIMI zu Infantizid, Sex mit Kindern und Indio-Machismus(1)

CIMI-Vizepräsident Saulo Feitosa erläutert soziokulturelle Eigenheiten der Stämme
„In Extremsituationen muß Indiomutter mit eigenem Sohn schlafen“

Von Klaus Hart, Sao Paulo

Um das Überleben des Stammes zu garantieren, müssen Indiomütter mit ihren eigenen Söhnen schlafen und sich schwängern lassen. Das hat Saulo Feitosa, Vizepräsident des Indianermissionsrates CIMI der brasilianischen Bischofskonferenz, in einem sachlich-objektiven ostblog-Exklusivinterview erklärt. Laut Feitosa gibt es immer wieder Stämme, die von Auslöschung bedroht sind und denen es an Frauen im gebärfähigen Alter fehlt. „Um überhaupt Nachkommenschaft und damit die Weiterexistenz des Stammes zu sichern, muß die Mutter Geschlechtsverkehr mit ihrem Sohn haben. Extremsituationen rechtfertigten derartige Handlungen – für die Indio-Gruppe sind sie moralisch akzeptiert.“

Feitosa betonte zudem, daß der bei brasilianischen Indiostämmen übliche Sex mit Mädchen, die sich noch im Kindesalter befinden, für die katholische Kirche, deren Indianermissionsrat, aber auch für Brasiliens Moral, generell für die Moral der westlichen Welt eine heikle Frage darstelle. Er erinnerte an den Fall eines Apurinà-Mädchens in Amazonien, das 2006 im Alter von nur neun Jahren ein Kind geboren hatte und von einem Mann ihres Dorfes geschwängert worden war. „Es ist zweifellos eine komplizierte Frage, ob ein Kind mit neun Jahren bereits als richtige Frau, fähig zum Gebären von Kindern, angesehen werden kann. Der Indianermissionsrat überlegt: Können wir Einfluß nehmen auf diese Situation? Wir bejahen dies, aber stets auf der Basis des Dialogs. Wir verurteilen Stämme nicht, die solche Praktiken haben, doch wir tragen zu diesen Indianern Informationen, die Verhaltensänderungen bewirken könnten. Dies kann auch durch Kontakt mit der übrigen brasilianischen Gesellschaft geschehen.“

Sex mit Kindern, gewöhnlich von zehn, elf oder zwölf Jahren an, ist laut Feitosa bei den brasilianischen Stämmen noch weithin üblich, doch gebe es bereits Stämme, die inzwischen anders agierten. Der CIMI-Experte erinnerte daran, daß noch vor dreißig bis vierzig Jahren im brasilianischen Nordosten das Sexualleben und Eheschließungen im Alter von 12, 13 Jahren begonnen hätten. Das habe auch mit dem Einfluß indianischer Sitten zu tun gehabt. „Es war selten, daß jemand später als mit fünfzehn Jahren heiratete.“

Laut Feitosa sind Indianergesellschaften teils extrem machistisch. Dennoch sei daraus nicht zu schließen, daß Indiomädchen im Kindesalter zum Geschlechtsverkehr quasi gezwungen würden. „In der Mehrzahl der Fälle kommen die Beziehungen auf natürliche Weise zustande. Es gibt Stämme, bei denen festgelegt wird, zwischen welchen Clans Ehen geschlossen werden. Es wird daher eine kulturelle Struktur geschaffen, die diese Beziehungen ermöglicht. Die Individuen haben nicht viele Auswahlmöglichkeiten – Clan A und Clan B heiraten untereinander, und wer mit wem, ist festgelegt. Selbst wenn ein Partner viel älter ist als der andere.“

Siehe auch: SWR, Brasilien: Edgar Rodrigues. Engagierter Amazonasindianer mit Staatsposten

Klaus | 05.10.06 03:22 | Permalink