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Kindermord, Euthanasie und Sex mit Kindern bei Indiostämmen Brasiliens

Forderungen nach Schutz und Anerkennung kultureller Eigenheiten schließen diese Praktiken mit ein
--von Klaus Hart, Sao Paulo--
Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen, Regierungen, auf Menschenrechtsfragen spezialisierte Politiker Europas, Medien-Meinungsführer mit Deutungshoheit auch bei Indianerfragen, machen sich unablässig für die Anerkennung der kulturellen Eigenheiten, des Andersseins von Indianern in multikulturellen Gesellschaften stark. Das Gemeinschaftsleben der Indios wird als geradezu vorbildlich bezeichnet, von dem man zivilisatorisch sehr viel lernen könne. Menschlicher Solidarität gäben die Indianer einen hohen Wert. Regelmäßig wird die kulturelle Vielfalt der indigenen Völker als außerordentlich positiv gewürdigt. Die kulturelle Identität, Traditionen und die Entscheidungen der Stämme bei der Gestaltung ihres Gemeinwesens seien ausnahmslos zu respektieren. Die betreffenden Menschenrechtsorganisationen, Regierungen, Politiker und Meinungsführer sind über die Stammestraditionen ausgezeichnet informiert, da darüber zahlreiche anthropologische und soziologische Studien und Gutachten vorliegen. Dies betrifft auch Kindermord, Euthanasie und Geschlechtsverkehr mit Kindern bei Stämmen Brasiliens.

In dem Tropenland selbst gibt es immer wieder Stimmen, die öffentlich fordern, auf Grund der bestehenden Gesetze derartige Stammestraditionen und Praktiken zu verbieten. In jüngster Zeit lebte die Diskussion auf, weil aus Amazonien ein unerhörter Fall vermeldet wurde, den auch die deutschen Medien teilweise aufgegriffen hatten. Viertausend Kilometer von Rio de Janeiro und Sao Paulo entfernt, mitten in Amazonien, hatte ein Indianermädchen im Alter von nur neun Jahren ein Kind geboren und war zuvor offensichtlich vergewaltigt worden. Die Polizei fahndete nach dem Täter, auch die staatliche Indianerschutzbehörde FUNAI und Amazoniens wichtigste Indianerorganisation Coiab schalteten sich ein. Erdölarbeiter hatten das Mädchen stark geschwächt und abgemagert, mit hohem Fieber, Malaria und einer Lungenentzündung angetroffen, sofort in ein Hospital gefahren.
--Vergewaltigung, sexueller Mißbrauch oder Naturrecht?—
Die Medizinerin Ana Lucia Salazar von der Coiab sagte auf Anfrage, das Mädchen sei mit dem Baby aus der Klinik ins Dorf der Apurina-Indios zurückgekehrt, die Anzeige gegen den mutmaßlichen Täter habe man zurückgezogen. „Denn aus der Sicht der Indianer, gemäß ihren Alltagssitten und Gebräuchen wurde hier kein Verbrechen begangen, obwohl das brasilianische Strafrecht den Tatbestand eindeutig als Vergewaltigung definiert. Die Indios wollen darüber nicht reden – aber jeder im Dorf weiß, wer der Vater des Babies ist. Auch bei anderen Stämmen, wie den Yanomami läuft es so – ab der ersten Menstruation werden die Mädchen von den Männern als tauglich für Sex angesehen und dafür ausgewählt. Gewöhnlich werden die Indianerinnen mit zehn, zwölf Jahren schwanger und leben dann mit jemandem zusammen.“
Abtreibungen mittels bestimmter Kräuterextrakte sind indessen üblich, falls dies für zweckmäßig erachtet wird.
Der Norddeutsche Rüdiger Nehberg hat 1982 die Yanomami zum ersten Mal aufgesucht, über den Stamm immer wieder in Büchern berichtet, auch wegen seines Einsatzes für die Yanomami 2002 das Bundesverdienstkreuz erhalten. Nehberg dürfte zu den besten Kennern all dieser Praktiken gehören.
--Frühschwangerschaften bei Indiomädchen gerechtfertigt? Indios und Pädophilie—
Brasiliens Mediziner und Psychologen betonen stets, wie schädlich solche Frühschwangerschaften für die Gesundheit, die Persönlichkeitsentwicklung von Mädchen sind. Und natürlich wird ebenso wie in Europa eine heftige Diskussion über Pädophilie geführt. Der Begriff definiert sexuelles Interesse an Kindern, die sich vor oder am Beginn der Pubertät befinden.
Auch die Coiab-Medizinerin Salazar stimmt der Position brasilianischer Mediziner und Psychologen zu, während aus Europa, von den Verteidigern indianischer Traditionen aus den oben genannten Gründen seit vielen Jahren keinerlei Grund für Kritik gesehen wird. „Von meinem fachlichen Standpunkt aus“, so Medizinerin Salazar, „halte ich es für sehr verfrüht, wenn ein Mädchen von neun Jahren an bereits sexuell aktiv ist. Aber die Indianer sehen es eben nicht so, für sie ist das gar nicht zu früh.“
In der für die gesundheitliche Betreuung der Indianer zuständigen Behörde FUNASA wurde ebenfalls betont, im Falle der neunjährigen Indianerin liege ein Sexualverbrechen vor, der Täter müsse gefaßt werden. Brasiliens Kinderschutzstatut habe auch für die Indianer des Landes zu gelten.
Während große internationale Menschenrechtsorganisationen ausdrücklich betonen, daß indianische Sitten durchweg respektiert werden müßten, sind in Brasilien auch Juristen für bestimmte Ausnahmen.
--„Geschlechtsverkehr mit Kindern unter zehn Jahren bei Apurina-Indios normal“—
Edgar Rodrigues vom Stamme der Barè ist Chefadministrator der staatlichen Indianerschutzbehörde FUNAI im Teilstaate Amazonas und plädiert dafür, Indiogebräuche zu achten. Geschlechtsverkehr mit Kindern untern zehn Jahren sei in der Kultur der Apurina-Indios eine normale Sache. „Das gehört zu deren Naturrecht, ist Teil ihrer sexuellen Freizügigkeit. Doch in der Welt der Weißen, in der brasilianischen Gesellschaft gibt es wegen des Mädchens eben einen öffentlichen Aufschrei, denken alle, das war Vergewaltigung. Sex mit acht, neun Jahren ist sicherlich sehr früh, für Weiße abnorm und strafbar, aber in der Apurina-Kultur eben erlaubt.“
Rodrigues bezieht sich auf Weiße in Brasilien, da nicht nur aus den mit Indianerkultur befaßten Institutionen und Organisationen Europas noch nie derartige Urteile über Indiokultur gefällt worden sind.
FUNAI-Chefadministrator Rodrigues betont, daß es sich laut Kinderstatut im Falle des Mädchens um sexuellen Mißbrauch handele. „Doch das Statut wurde von den Weißen geschaffen, ohne die Indianer zu hören und deren Kultur, Ethnizität zu respektieren. Ich finde, es sollte stets Ausnahmegesetze für Indianer, für Indiokinder geben. Man müßte all dies einmal gründlich diskutieren.“
In Deutschland indessen existiert seit Jahrzehnten auch in den Medien trotz entsprechender Korrespondentenvorschläge zu derartigen Fragen kein Diskussionsbedarf. Dies gilt auch für den folgenden Problemkreis:
--„Indios praktizieren frühe Euthanasie“—
In Europa werden zur Frage der Euthanasie, des Mordes an Behinderten während der Nazizeit klare, eindeutige Positionen vertreten. Solche vermißt man jedoch in Bezug auf den seit Jahrhunderten in Brasilien bei den Stämmen anzutreffenden Infantizid, also die systematische Tötung von Kindern im Falle von Geburtsfehlern und Behinderungen. Während in Brasilien diese Praxis immer wieder auch von Rechtsexperten verurteilt wird, ist selbst von großen internationalen Menschenrechtsorganisationen durchaus denkbare Kritik, gar Protest, bisher ganz offensichtlich mit Bedacht ausgeblieben. Kindstötung zählt damit offenbar zu den schützenswerten Traditionen.
--Yanomami und Kindstötung - "frühe Euthanasie bei Indios"—
In Deutschland steht der Yanomami-Stamm Nordbrasiliens immer wieder im Mittelpunkt des Medieninteresses, jeglicher Hinweis auf systematische Tötung behinderter Kinder fehlt indessen. Dies wirft zahlreiche Fragen auf.
In Brasilien ist nicht bekannt, ob Rüdiger Nehberg und die mit ihm zusammenarbeitende Kielerin Christa Haverkamp bei ihren Vorträgen auf die Frage des Infantizids eingehen.
Medizinerin Ana Lucia Salazar von der Coiab bekräftigt, daß der Infantizid bei den Yanomami praktiziert wird. “Für mich ist die Kindstötung nur schwierig zu verstehen, aber für die Yanomami ist es ein Akt der Liebe zum Kind. Die Indios sehen es so: Wenn ein Kind mit Geburtsfehlern, mit Behinderungen zur Welt kommt, wird es leiden, auch später als Erwachsener, wird es diskriminiert, wird es eben Gesundheitsprobleme haben.“
FUNAI-Chefadministrator Edgar Rodrigues nennt den Kindermord aus Indiosicht etwas Natürliches: “Ein Kind mit Behinderungen, mit Mängeln würde aus deren Sicht, gemäß deren Kosmologie nicht für die Arbeit hier auf der Erde nützen. Deshalb gibt es den Infantizid. Denn ein solches Kind hätte nicht alle Potenzen für den Dienst an der Gemeinschaft. Und damit dieser Mensch eben nicht das ganze Leben leidet, praktizieren sie frühe Euthanasie. Sie ist nicht nur bei den Yanomami, sondern auch bei anderen Stämmen Amazoniens, selbst bei den Apurina, dem Stamme jenes neunjährigen Mädchens üblich.“ Gemäß Anthropologen zählen dazu die Stämme der Iaualapitis, Camaiuras, Cuicuras und Meinacos. Die Mütter, heißt es, verscharren Kinder mit Behinderungen, aber auch solche, die Resultat von Ehebruch, Inzest oder sexueller Gewalt sind, sofort nach der Geburt. Zudem gibt es Stämme, die beide Zwillinge töten. Nach indianischem Glauben sei eines der Kinder gut, das andere böse. Da man nicht wisse, welches das gute sei, opfere man eben beide. Es werden Fälle beschrieben, bei denen Indio-Eltern unbedingt einen Sohn wollten. Da die ersten vier Schwangerschaften zur Geburt von Mädchen führten, wurden diese als unerwünscht jeweils getötet, erst die fünfte Schwangerschaft ergab einen Jungen.
--Brasilianischer Richter: „Solche Kindstötung bei Indios ist ein Verbrechen“—
Während die oben erwähnten Organisationen, Institutionen und Meinungsführer sich nicht kritisch äußern, betrachten indessen brasilianische Rechtsexperten wie der Richter Oswaldo Palotti aus Sao Paulo gegenüber der Presse solchen Mord an Indianerkindern als Verbrechen. Palotti, der auf die akkulturierten Indios in Städten des wirtschaftlich recht hochentwickelten Teilstaates Sao Paulo wie Ubatuba weist, ist zudem Professor für Strafrecht an der angesehenen Katholischen Universität von Sao Paulo. „Gemäß präziser Gesetzesauslegung kann eine Indianerin, die ihr Kind nach der Geburt tötet, wegen Mordes verurteilt werden – und nicht wegen Infantizid. Denn das brasilianische Strafrecht definiert als Infantizid eine Tat, die aus einer starken psychischen Erschütterung der Mutter resultiert. Wenn die Tötung indessen aus Fragen der Ehre, der Armut oder aus kulturellen Gründen erfolgte, die Mutter indessen psychisch gesund ist, handelt es sich klar um Mord. Die Strafe beträgt sechs bis zwanzig Jahre Gefängnis. Beim Infantizid ist sie weit geringer, liegt zwischen zwei und sechs Jahren. In einigen Gemeinschaften Amazoniens kann der Indianer derart außerhalb unserer Gesellschaft stehen, daß das Gesetz ihm keine kriminelle Absicht unterstellt. Aber das gilt nicht für eine Indianerin, die etwa in Ubatuba lebt, Hering-T-Shirts und Speedo-Shorts trägt, an der Straße Bogenpfeile verkauft. Sie ist unseren gesellschaftlichen Regeln angepaßt – und dann handelt es sich ohne Zweifel um Mord.“
--Männerüberschuß wegen ungerechter Nahrungsverteilung—
Ana Lucia Salazar und Edgar Rodrigues konstatieren zudem den enormen Männerüberschuß bei den Apurina. In der Siedlung des Mädchens beispielsweise gebe es 23 Männer, doch nur drei weibliche Wesen, die Neunjährige inbegriffen. Eine Frau war verheiratet, die andere bereits sehr alt – nur das Kind war sozusagen noch ledig. Bekannt ist, daß bei vielen Stämmen die Männer den größten und wertvollsten Teil der Nahrung beanspruchen und den Frauen nur den armseligen Rest übriglassen. Sind die Indiofrauen deshalb anfälliger für Krankheiten, liegt deshalb deren Todesrate höher? Edgar Rodrigues: “Ja, das ist die Wahrheit, so ist unsere Realität. Damit hat es zu tun – Indiofrauen sind schwächer, fragiler. All das ist ein Fakt.“
Bemerkenswert, daß selbst drittweltbewegte Frauenrechtlerinnen Europas, gar Frauenorganisationen auch dazu keinerlei Diskussionsbedarf sehen, obwohl ihnen das Problem seit Jahrzehnten genauestens bekannt ist.
--Deutsche Studie zu Yanomami-Machismus—
Der bekannte Aachener Soziologieprofessor Dr. Georg W. Oesterdiekhoff schreibt zu diesem Problemkomplex in einer sehr lesenswerten Studie aus dem Jahre 2000: „...Diese Abwertung und dieses Ressentiment rechtfertigt wiederum die Vernachlässigung, Mißhandlung und Tötung der Töchter (Schapiro 1971).
Die Unterdrückung und Schikane von Frauen bei den Yanomamö sind scheinbar
grenzenlos. Gewalt gegen Frauen, Prügel und Verletzungen sind an der Tagesordnung. „Yanomamö-Frauen sind mit Narben und blauen Flecken übersät, in der Mehrzahl das Ergebnis heftiger Zusammenstöße mit Verführern, Vergewaltigern, Ehemännern. Keine Frau entkommt der brutalen Überwachung durch ihren rauschgiftsüchtigen und jähzornigen Kriegergatten. Alle Männer mißhandeln ihre Frauen. Nette Ehemänner begnügen sich mit blauen Flecken und kleineren Verstümmelungen; die wilden unter ihnen verwunden ihre Frauen und bringen sie um.... Es hebt das Image eines Mannes, wenn er seine Frau in der Öffentlichkeit mit einem Knüppel verdrischt.“ (Harris 1997: 94) Die Perversion der Geschlechterbeziehungen geht so weit, daß Frauen auf ihre Wunden
stolz sind. Ein Mangel an Verletzungen und an Prügel wird als Desinteresse des Mannes
gedeutet. Alle Beobachter, die je mit den Yanomamö in Berührung kamen, stimmen darin
überein, daß sie zu den aggressivsten, kriegerischsten und am stärksten von den
Männern bestimmten Gesellschaften der Welt gehören. Harris nennt sie Chauvis,
Chagnon bezeichnet sie immer wieder als extrem wildtätig und grimmig (Harris 1997:
94 ff; Chagnon 1994: 13).
„Die Yanomamö sind grimmige Leute. Nie habe ich auch nur einen von ihnen sagen
hören:wir sind in Wahrheit Feiglinge oderwir nehmen lieber die Beine in die Hand
als zu kämpfen... (ich mußte einsehen), daß der Krieg die Hauptbeschäftigung bei
ihnen darstellt und fast sämtliche Aktivitäten beeinflußt.“ (Chagnon 1994: 11, 13).
Die Männer der dichter besiedelten Gebiete werden im Gegensatz zu den Männern aus den streßfreieren Gebieten von Kindheit an zur Gewalttätigkeit erzogen. Es wird ihnen beigebracht, jede Kränkung mit Gewalt zu beantworten. Die Eltern dulden keinesfalls, daß ihre Knaben sich nicht wehren oder sich nicht durchsetzen. Schon die Zweijährigen bekommen Beifall, wenn sie andere Kinder heftig schlagen. Ein geschlagenes Mädchen hingegen darf sich keinesfalls verteidigen, sondern soll an die Opferrolle gewöhnt´werden. Jungen hingegen werden darin geübt, Schmerzen und Folter zu ertragen, keine Angst und keine Empfindlichkeit zeigen. Sensibilität für die Schmerzen anderer werden bei ihnen anästhesiert, Toleranz und Mitgefühl bleiben unterentwickelt. Schon Kleinkindern wird beigebracht, welche Freude es bereitet, Tiere zu quälen und zu töten. Kinder fangen Affen, stechen ihnen die Augen aus, reißen ihnen die Gliedmaßen aus und bereiten ihnen oft unter Folter ein langes und qualvolles Ende. Als Erwachsene praktizieren sie dergleichen mit fremden Dorfbewohnern (Lizot 1977; Harris 1997: 89 ff;
Chagnon 1994: 186 f).
Die Unterdrückung der Frauen resultiert in psychologischer Hinsicht aus der Wildheit
und Aggressivität der Männer, welche wiederum eine Folge ihrer kriegerischen
Sozialisation und Aktivitäten sind. Die außenpolitischen Kriege verlängern sich in einen innenpolitischen Geschlechterkrieg, besser formuliert: in ein vollkommen hierarchisches Geschlechterverhältnis. Die Männer nutzen gewissermaßen ihre militärische Potenz zur Unterdrückung und Verdinglichung von Frauen.
Die Yanomamö sagen in diesem Zusammenhang, die Hauptursache ihrer Kriege sei der Streit um Frauen und ihre Gier nach ihnen – so sieht es auch Chagnon. Daß diese
Äußerungen der Indios ihre greifbaren Motive wiedergeben, daran ist kein Zweifel. Den dahinter liegenden systemischen Zusammenhang kennen sie nicht. Aber gleichviel, unbestreitbar wahr ist, daß die Krieger bei ihren Jagdzügen vor allem Frauen erbeuten. Frauen sind die einzige Beute. Sobald die Kriegertruppe sich auf dem Rückzug sicher fühlt, wird die Gefangene kollektiv vergewaltigt. Im Lager angekommen, wird sie den übrigen männlichen Dorfbewohnern noch einmal zum gleichen Zweck zur Verfügung gestellt und dann einem Mann nach langem Feilschen zur Ehe übergeben (Chagnon
1994: 136, 264). Mehr als 10% der Ehen kommen durch einen solchen Raub zustande. Infolge des Infantizids und der Vielehe sind Frauen eindeutig Mangelware. Besonders streitbare und ranghohe Krieger haben mehrere Frauen. Mehr als 25 Prozent der Männer haben zwei oder mehr Frauen. Da schon die Mädchen an Männer aufgeteilt sind, gibt es für viele junge Männer nur die Möglichkeiten, entweder verheiratete Frauen gegen
Dienstleistungen an die Ehemänner zur Verfügung gestellt zu bekommen oder aber sie mit Drohungen oder Schmeicheleien zum Ehebruch zu veranlassen. Männer haben eine ausgesprochene Zuhältermentalität nicht nur gegenüber Frauen fremder Dörfer, sondern auch gegen die Ehefrauen und die Frauen des eigenen Dorfes. Je kriegerischer ein Mann ist um so mehr Frauen hat er zur Verfügung. Die weniger Gewalttätigen laufen Gefahr, ohne Frau zu bleiben oder aber sich in Abhängigkeit von einem Mann zu begeben, der seine Frau für Gaben und Dienste ausleiht. Obwohl Chagnon jahrelang bei den Indios gelebt hat, haben sie seine Fragen nach ihrem Verständnis von Liebe nicht einmal verstanden...“
--Kein Medieninteresse--
Vor dem Hintergrund der erwähnten Fakten und Beschreibungen erscheint beinahe unverständlich, warum in der an multikulturellen Problemen, an dem Leben der indigenen Völker interessierten Szene Deutschlands, Österreichs und der Schweiz sowie deren Medien bisher keinerlei Interesse an solchen Fragen besteht. Über die Gründe kann man bestenfalls spekulieren.

Klaus | 01.09.06 23:26 | Permalink