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Kein "teurer Murks" von "Stararchitekt" Oscar Niemeyer in Potsdam

Aus für hochgejubeltes Spaßbad - doch Niemeyer sackte eine Million Euro ein
--von Klaus Hart, Sao Paulo--
Potsdams Präfekturspitze unter SPD-Oberbürgermeister Jann Jacobs hatte ausgerechnet den wegen seiner zahlreichen Fehlleistungen stark umstrittenen brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer damit beauftragt, für die Stadt ein "Spaßbad" zu entwerfen. Nicht wenige Propagandajournalisten - im Internet nachzulesen - wurden damit beauftragt, das fragwürdige Projekt, Niemeyers schwache Entwürfe in den deutschen Medien hochzujubeln. Die Sache ging indessen daneben - zahlreiche Potsdamer Bürger, aber auch Experten und Politiker durchschauten die Tricks und protestierten erfolgreich. "Stararchitekt" Niemeyer sackte zwar für seine Entwürfe rund eine Million Euro ein, doch das Bauprojekt mußte zurückgezogen werden. In den deutschen Architekturmedien waren Niemeyers Pläne stark kritisiert worden, das Architekten-Netzwerk "Baunetz" sprach bereits vor dem Projektstopp von "uninspiriertem und teurem Murks": Wie lange darf man eigentlich als Architekturjournalist schweigen, ohne sich mitschuldig zu machen?

Mitschuldig an baukulturellem Unfug? Denn genau dieser soll offenbar in Potsdam gebaut werden. Die neuesten Modellsimulationen der Stadtwerke Potsdam zeigen banale Architektur-Versatzstücke, die man von einer Messebaufirma erwarten würde, nicht jedoch von einem „Klassiker der Moderne“, als der Oscar Niemeyer in Potsdam gern apostrophiert wird.

Die Geschichte dieses Unfugs beginnt damit, dass irgendwelche Granden der Potsdamer Lokalpolitik und -verwaltung unbedingt einen Bilbao-Effekt für ihre Stadt herbeiführen wollen. Jemand muss ihnen eingeflüstert haben, der heute 98-jährige Niemeyer sei der einzige lebende Architekt, der eine solche Aufgabe bewältigen könnte. Man kauft also – gegen bestehende Vergaberegeln, die einen Wettbewerb erfordert hätten – einen „Stararchitekten“ und nimmt diesem gläubig jedwede noch so hanebüchene Hervorbringung als begnadeten Entwurf eines Pritzker-Preisträgers ab.

Tatsächlich sehen wir vier verschieden große und schematisch verglaste Kugelsegmente, die an Schalenbauten von Heinz Isler in der Schweiz erinnern – Sixties-Science-Fiction, aber kein Beitrag zur aktuellen Architektur. Verbunden sind die Kuppeln mit einem dazwischen ausgekippten Flachbau, dessen Außenwände im Grundriss leicht wellenförmig angeordnet sind. Davor steht, den Flachbau halb durchdringend, eine entsetzlich banale, kreisrunde Keksdose, die man auf dem Hof einer Gebrauchtwagenhandlung im Gewerbegebiet verorten würde, nicht aber am Potsdamer Brauhausberg. Das Absurdeste ist aber, dass die bestehende Schwimmhalle nun einbezogen wird und ebenfalls „niemeyermäßig“ überdacht werden soll. Damit verliert die Halle ihr bestimmendes architektonisches Ausdrucksmittel, das Hängeseiltragwerk mit 40 Metern Spannweite, eine Errungenschaft der DDR-Moderne von 1969.

Niemand will Niemeyer seine Verdienste absprechen, aber seine Potsdamer Freizeitbad-Entwürfe sollte man als das bezeichnen dürfen, was sie sind: uninspirierter und teurer Murks. Solange man (nur) den großen Namen will, wird sich an den Plänen der Stadt und ihrer Stadtwerke wenig ändern – dann muss eben die nächsthöhere Instanz den Geldhahn zudrehen. Wenn aber die Bedürfnisse der Bevölkerung nach einem funktionierenden und gut gestalteten Freizeitbad vernünftigerweise die Oberhand gewännen, dann sollte man das machen, was zu Beginn dieser Geschichte versäumt wurde: einen offenen Architekturwettbewerb durchführen. Dann werden die Architekten aus Berlin und Brandenburg beweisen, dass sie innovativer, besser und preiswerter bauen können als der alte Herr aus Rio."

Siehe auch: Brasiliens "Stararchitekt" Oscar Niemeyer - folgenschwere Fehlleistungen in Serie, ostblog-Beitrag vom 13.9.2005

Klaus | 15.08.06 23:05 | Permalink

Kommentare

Bin ganz deiner Meinung Klaus! Gibt hier genug arbeitslose Architekten und auch solche, die was drauf haben. Scheint irgendwie zur Mode geworden zu sein, zu glauben, dass wenn ein Architekt von möglichst weit her engagiert wird, das schon ausreicht, um einen tollen Prestige-Bau abzuliefern. Wenn der angeheuerte Architekt denn wenigstens ein guter Architekt wäre ...
Schade ums Steuergeld!

Verfasst von: BD-Architekturbüro Regensburg | 08.07.07 12:19

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