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Sauckel aus Wachs contra Kunst der Formen und Farben

Heimatmuseum und Zentrum gegen Vertreibung statt moderne Kunst in Erfurt?

Die Peterskirche in Erfurt, eine romanische Pfeilerbasilika, beherbergt seit 1993 das FORUM KONKRETE KUNST. Es ist eines der wenigen Orte für zeitgenössische Kunst in der Thüringer Landeshauptstadt. Die außergewöhnliche räumliche Situation, verbunden mit einer wechselvollen Geschichte, inspirierte 120 Künstler aus 15 Ländern zu einer alternativen Präsentation der Kunstwerke und schuf ein einmaliges Museum. Das FORUM KONKRETE KUNST ist eine wichtige Plattform für die Präsentation und Diskussion neuer Arbeiten der Konstruktiv-Konkreten Kunst sowie für theoretische Auseinandersetzungen grundlegender Themen der Gestaltung und Rezeption. Der Anfang dieser künstlerischen Bewegung liegt am Beginn des 20. Jahrhunderts. Kandinsky sprach 1910 von „Absoluter Malerei“, Malewitsch begründete in Russland 1915 den „Suprematismus“, in den Niederlanden bildete sich 1917 die „De Stijl-Bewegung“ mit Mondrian und van Doesburg.
1992 unterbreitete der Künstler und Projektmacher Jürgen Blum-Kwiatkowski der Kulturdirektion Erfurt die Idee, ein Museum der Künstler zu schaffen, spezialisiert auf Werke der Konstruktiv-Konkreten Kunst, die von den Künstlern als Leihgabe zur Verfügung gestellt und auch nach eigener Entscheidung gegen aktuellere ausgewechselt werden können. Nach anfänglicher Skepsis entstand mit Mut zum Experiment eine engagierte Zusammenarbeit von Kuratoren, Künstler und Kulturdirektion. In der Eröffnungsrede vor 13 Jahren sagte der Kunstwissenschaftler Dietrich Mahlow: „Die Kunst gehört zur Wirklichkeit unseres Lebens. Das zeigt diese Stadt mit diesem neuen Museum in einer Zeit, in der solche Wagnisse selten geworden sind…“.

Als Dauerleihgabe sind Arbeiten international renommierter Künstlern wie Horst Bartnig, Richard Bell, John Carter, Laura Castagno, Tom Mosley, Grazia Varisco, Bo dan Zalesius und in wechselnden Ausstellungen aktuelle Positionen zu sehen. In diesem Jahr werden Skulpturen von Ben Muthofer, Lichtobjekte von Werner Bauer, Objekte von Karl-Heinz Adler und Arbeiten von Günther Uecker gezeigt.

Wurde bei der Eröffnung des Forums noch das spannende Miteinander von moderner Kunst und alter Architektur gewürdigt, will jetzt der neu gegründete Verein „Geschichtsort Peterskirche“ unter Vorsitz des Erfurter Kulturbeigeordneten Karl-Heinz Kindervater von der CDU, das FORUM KONKRETE KUNST aus der Peterskirche vertreiben. An seiner Stelle soll ein Wachsfigurenkabinett von 100 Thüringer Persönlichkeiten entstehen, vom Urmenschen von Bilzingsleben, über Bonifatius bis zum SS-Gauleiter Sauckel. Unterstützung bekommt der Verein von finanzstarken Vertretern der lokalen Politik und Wirtschaft, die sich jedes Jahr zur Faschingszeit gerne gemeinsam ihre Narrenkappen überstülpen.
Erfreut über die Idee eines Heimatmuseums ist der Verein „Freunde der Citadelle Petersberg“, der bislang mit völkischen Volksfesten auf sich aufmerksam machte. Der Verein will die Gunst der Stunde nutzen und in die benachbarte, leer stehende, Defensionskaserne das in Berlin seit Jahren kontroverse diskutierte „Zentrum gegen Vertreibung“ nach Erfurt holen. Da jubelt der Bund der Vertriebenen, der in Erfurt einen Folklore-Laden in bester Lage der Altstadt unterhält. Dort sind hinter einem, öfters ausgewechseltem, Schaufenster Bücher von Harry Thürk, Trachtenfiguren und Bände „über die Verbrechen gegen Deutsche in Jugoslawien 1943/44“ ausgestellt.
Dem Rechtsruck auf dem Petersberg Einhalt geben kann neben politischen Initiativen, nur eine überregionale Vernetzung von Künstlern, Kuratoren und Galeristen, mit dem Ziel das FORUM KONKRETE KUNST zu erhalten und das „Zentrum gegen Vertreibung“ zu verhindern.
Auch der neu gewählte Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein von der SPD muss mit Hilfe der ihn unterstützenden Linkspartei und der Grünen die neuen Machtverhältnisse im Erfurter Rathaus nutzen und sich deutlich für das Verbleiben des FORUM in der Peterskirche aussprechen. Eine Aufgabe von vielen, gilt es doch einen schwer überschaubaren politischen und wirtschaftlichen Filz zu entwirren, den das 16 Jahre lang regierende System Ruge (CDU) hinterlassen hat.

natter | 01.07.06 23:15 | Permalink

Kommentare

Das Artlout Kunstjournal - www.artlout.de - berichtete im letzten Jahr über das FORUM KONKRETE KUNST, und hat in mir das Interesse geweckt, so das ich es jedem nur empfehlen kann.

Verfasst von: Steffen Zorn | 14.08.07 11:22

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