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Robert Havemann wurde von YAD VASHEM als Gerechter unter den Völkern geehrt

Am Montag dem 19. Juni 2006 verlieh der Botschafter des Staates Israel, Shimon Stein, in einer feierlichen Veranstaltung in Berlin den Mitgliedern der Widerstandsgruppe »Europäische Union« Georg und Anneliese Groscurth, Robert Havemann, Paul Rentsch und Herbert Richter den Ehrentitel »Gerechte unter den Völkern«.

Mit dieser Auszeichnung ehrt die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem nichtjüdische Personen, die ihr Leben riskierten, um Juden vor dem nationalsozialistischen Holocaust zu retten. Mit der Auszeichnung ist die Eintragung der Namen auf der Gedenkmauer im »Garten der Gerechten« in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem verbunden. Zurzeit sind über 21.300 Männer und Frauen als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet.
Georg Groscurth, Robert Havemann, Paul Rentsch und Herbert Richter bildeten den Kopf eines gegen die Terrorherrschaft des Nationalsozialismus ankämpfenden Netzwerkes, welches vor und während des Zweiten Weltkriegs Juden unterstützte, versteckte und der Verfolgung entzog. 1942 begann die Gruppe auch ausländische Zwangsarbeiter zu unterstützen.

Georg Groscurth, Robert Havemann, Paul Rentsch und Herbert Richter wurden im September 1943 von der Gestapo verhaftet und im Dezember vom sogenannten Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Groscurth, Rentsch und Richter starben am 8. Mai 1944 unter dem Fallbeil.

Robert Havemann konnte dank der Unterstützung von Kollegen und Freunden vor der Hinrichtung gerettet werden und wurde 1945 von der Roten Armee aus dem Zuchthaus befreit. Er wurde seit den 1960er Jahren als der bedeutendste Dissident in der DDR bekannt. Er war einer der wichtigsten Köpfe der DDR-Opposition. Die SED strich ihn deshalb 1971 von der Liste der antifaschistischen Widerstandskämpfer und verhängte 1976–79 gegen ihn einen Hausarrest. Er verstarb 1982.

Anneliese Groscurth wurde nach wochenlanger Gestapohaft 1943 entlassen, weil ihre Beteiligung an den Aktivitäten der Gruppe verschleiert werden konnte. Sie arbeitete nach 1945 als Ärztin in Berlin-West. Wegen ihrer engagierten Ablehnung der atomaren Rüstung wurde ihr 1951 die Anerkennung als Verfolgte des NS-Regimes vom Senat entzogen. Sie verstarb 1996 in Berlin.

Die Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., in derem Archiv der Nachlass Robert Havemanns erschlossen und der Forschung zur Verfügung gestellt wurde, hat seit ihrer Gründung die Erforschung des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus, den die »Europäische Union« geleistet hat, engagiert gefördert. In ihrer Schriftenreihe ist 2001 die Monographie von Simone Hannemann über »Robert Havemann und die Widerstandsgruppe ›Europäische Union‹« erschienen. Beiträge von Werner Theuer untersuchten die Versuche des Ministeriums für Staatssicherheit, Havemanns Widerstandsbiographie zu verfälschen. Der Mitarbeiter des Robert-Havemann-Archivs Bernd Florath veröffentlichte 2005 eine erste Gesamtwürdigung der Widerstandsgruppe »Europäische Union« im von Johannes Tuchel (Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin und Vorstand der Robert-Havemann-Gesellschaft) herausgegebenen Band »Der vergessene Widerstand«.

Quelle: www.havemann-gesellschaft.de

Siehe auch:
Was wusste, tat, verhinderte die Stasi?
Bernd Florath, Aufklärung oder Zersetzung? Notwendige Randbemerkungen zu einem ND-Interview – Robert Havemann betreffend

A.S.H. | 21.06.06 09:09 | Permalink

Kommentare

Warum wir uns immer wieder mit dem Vergangenen beschäftigen müssen?

„Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen.“ zitiert Christa Wolf in „Kindheitsmuster“ (1976) William Faulkner (1935). Das Ringen um das Vergangene umschrieb schon vor über 2000 Jahren der Chinese Lü Bu We als weisen philosophischen Spruch: „...wer die Gegenwart kennt, kann auch die Vergangenheit erkennen. Wer die Vergangenheit erkennt, vermag auch die Zukunft zu erkennen." Deutlicher beschreibt George Orwell (1949) es als Feld politischen Machtkampfes: "Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft. Wer die Gegenwart beherrscht, beherrscht die Vergangenheit."

peter

Verfasst von: peter perlacke | 21.06.06 12:18

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