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Geheime "Folter-Lager" der Briten in Deutschland

Auf Grundlage der Abkommen von Jalta und Potsdam und als Reaktion auf den von Deutschland ausgerufenen »totalen Krieg«, richteten die Alliierten in allen Besatzungszonen Speziallager, vor allem für Nazianhänger und den Siegermächten gefährlich erscheinende Personen ein.

Viele Internierte starben an Hunger und Krankheiten. In der DDR wurde die Geschichte der Speziallager verschwiegen, da eine Verteidigung der Lager als Bestandteil der Entnazifizierung bei der Bevölkerung antisowjetische und antikommunistische Ressentiments verstärkt hätte. In der BRD und im heutigen Deutschland wird die Existenz dieser Lager gern von allerlei rechtem Gesocks dazu missbraucht den deutschen Opfermythos zu pflegen (Wer Lust hat kann ja beispielsweise mal nach dem Begriff „Rheinwiesenlager“ googlen).

Immer wieder gern werden auch von „Opferverbänden des Kommunistischen Terrors“ und Apologeten der Totalitarismusthese die sowjetischen Speziallager der Nachkriegszeit mit den Vernichtungslagern der Nazis in Verbindung gebracht.

Allen gemeinsam ist meist der Versuch einer direkten oder indirekten Relativierung der deutschen Verbrechen zwischen 1933 und 45.

Auch wenn die westdeutsche Geschichtsschreibung immer wieder auf die großen Unterschiede der Speziallager in der Ost- und in den Westzonen hinweist,

Zitat Bundeszentrale für Politische Bildung:
„Die Speziallager [der sowjetischen Besatzungszone, a.] unterschieden sich freilich in einem Punkt grundlegend von den Internierungslagern der Westzonen: Sie dienten neben der Inhaftierung von Nationalsozialisten auch dazu, Gegner der gesellschaftlichen Umwälzung [Sozialdemokraten, Liberale und Konservative] aus dem Verkehr zu ziehen und mundtot zu machen. Schlechte Behandlung war ebenso charakteristisch wie die Willkür, mit der man inhaftiert wurde.“

dürften diese, nach neuesten Veröffentlichungen, wohl doch nicht so groß gewesen sein.

Der Britische Guardian belegt jetzt mit Dokumente und Fotografien, dass das britische Militär in geheimen Lagern in Deutschland und Großbritannien nach 1945 nicht nur Nazis sondern auch verdächtige Kommunisten gefangen hielt und folterte.


Foto: guardian.co.uk

Florian Rötzer schreibt in einem neuen TELEPOLIS-Artikel dazu: „In dem Verhörzentrum wurden nach einem Bericht von Inspector Tom Hayward, der aufgrund der Fotografien die Vorwürfe über die Misshandlungen untersuchen sollte, zwischen 1945 uns 1947 insgesamt 347 Männer und 44 Frauen festgehalten. Darunter SS-Angehörige, mutmaßliche Nazis und sowjetische Agenten, aber eben auch Menschen, von denen man Informationen über das russische Militär und den russischen Geheimdienst zu erlangen hoffte. Nach dem Sieg war der frühere Alliierte schnell zum nächsten Feind geworden und hatte der Kalte Krieg begonnen. Mindestens zwei Häftlinge, die als Kommunisten galten, verhungerten, einer wurde zu Tode geprügelt, andere erlitten Verletzungen oder wurden schwer krank.

Auf den Bildern sieht man einige Opfer des geheimen Programms des britischen Militärs. Sie waren nach Erkenntnissen des Guardian 1946 festgenommen worden, weil man sie verdächtigte, die russischen Kommunisten zu unterstützen. Die Männer sind ausgemergelt und haben "Monate lang Schlafentzug, Schläge und extreme Kälte" aushalten müssen. Einige sind verhungert und wurden zu Tode geprügelt, manche wurden mit Werkzeugen aus einem Gestapo-Gefängnis gefoltert. „

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22379/1.html
http://www.ostblog.de/2005/12/briten_betrieben_folterlager_i.php
http://www.guardian.co.uk/uk_news/story/0,,1745489,00.html
http://www.guardian.co.uk/secondworldwar/story/0,,1640942,00.html

A.S.H. | 04.04.06 08:07 | Permalink

Kommentare

Wieder einmal überzeugt der Ostblog mit seinen spannend aufgeworfenen Themen und guten Recherchen. In der liberal-gleichgeschalteten Medien-Landschaft eine Hoffnung ... dass es noch unabhängigen Journalismus gibt.

Weiter so!

Verfasst von: Rheinländer | 04.04.06 13:24

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