« La Boum geht weiter - Unter den Steinen der Strand ! | Hauptseite | Paris: Apologie der Gewalt – wer sind die "casseur" ? »

Das Leben der Anderen

Schon vor seinem offiziellen Kinostart am 23. März wurde der Film „Das Leben der Anderen“ mit Lob („Gerade hatte man die Geburtsstunde eines großen Regisseurs erlebt.“) und Preisen überhäuft.

Die Handlung der Schmonzette: DDR 80er Jahre. Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe, im richtigen Leben Merkel-Fan) hört den Dramatiker Georg Dreyman (Sebastian Koch) ab, kommt dabei ins grübeln und denkt um.

Die wirklich „wichtigen“ Leute haben den Film auch alle schon gesehen, einige von ihnen, wie etwa Jochen Gauck und Marianne Birthler, sogar schon das zweite Mal. Haben sie ihn beim ersten Mal nicht gleich verstanden oder gab’s Freikarten abzugreifen?
Gut, also Birthler war drin, Gauck war drin, Biermann war auch drin, Thierse, Klose, Meckel, Schavan... wow, die ganze Bagage. Muss also wichtig sein. Warum wird vielleicht klar, wenn man den Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck (!) im Interview lesen darf.

„WELT: Das deutsche Kino arbeitet immer noch gern NS-Geschichte auf. Wieso wird die jüngere Vergangenheit im Vergleich so selten aufgegriffen?

Henckel von Donnersmarck: Ich frage mich das auch immer. So sehr ich mich für Marc Rothemunds Oscar-Nominierung zu "Sophie Scholl" gefreut habe, frage ich mich doch, wieso wir immer nur darauf herumhacken. Wo immer man im Ausland ist, ist das die erste Assoziation, die man mit Deutschen verbindet. Das nervt. Aber wir liefern ihnen ja die Vorlage dafür, wenn wir uns immer wieder damit beschäftigen.“

stasiss.jpg
MfS-Hauptmann Gerd Wiesler oder SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann (hier zu Besuch in Jerusalem)?

Und überhaupt, jetzt ist Schluss mit Lustig:

„Donnersmarck findet es ‚seltsam’, daß die DDR trotz Totalüberwachung und Mauertoten vor allem als Folie für Komödien herhalten muß. (…) Deshalb stehe in seinem ersten Kino-Langfilm ‚keine folkloristische Requisitenschlacht, nicht die Spreewaldgurke’ im Mittelpunkt. Sondern die Frage: ‚Wie verhält man sich als Eingesperrter, von Lüge Ummauerter, zur Wahrheit und Freiheit?’ "

Da glaubte man, nach der nervenden Totalitarismusdebatte in der ersten Hälfte der 90er Jahre könnte jetzt etwas entspannter auf die DDR zurückgeblickt werden, Pustekuchen. Geht jetzt der ganze „Auschwitz in den Seelen“ * – Quatsch von vorn los?

* "Einer der ersten, der die industrielle Vernichtung von Menschen zum Synonym nahm für alles, was ihm irgendwie nicht paßte, war Jürgen Fuchs. Die DDR nannte er ein "Auschwitz in den Seelen". In einem Land, in dem die Öffentlichkeit bei Trost wäre, hätte man von so einem kein Stück Brot mehr genommen. Nicht so in Deutschland: Da darf man sich unter Applaus mit Millionen ermordeter Juden gleichsetzen, wenn's nur dem guten Zweck der Selbsterhöhung dient." (Wiglaf Droste)

A.S.H. | 21.03.06 18:47 | Permalink

Kommentare

Du hast absolut recht: Der Film ist Schrott!

Verfasst von: Niels | 27.03.06 17:05

> Adolf Eichmann (hier zu Besuch in Jerusalem)

"Besuch" ist gut! Eichmann wurde vom Mossad in Argentinien gekidnappt und in Jerusalem vor Gericht gestellt.

Verfasst von: Claus | 28.03.06 00:55

korrekt! :)

Verfasst von: a.s.h. | 28.03.06 08:24

Der Film ist einfach nur großartig. Unkenrufer wird es immer geben. Sie brauchen einfach ein bisschen mehr Zeit, um echte Kunstwerke zu erkennen.

Verfasst von: Georg Behrends | 30.03.06 11:03

Film ist doch ok, aber eine ganz andere Frage an die Experten: Kennt jemand den Künstler, dessen Bild hinter Dreymans Sofa im Wohnzimmer hängt? Danke, Marc

Verfasst von: marc | 13.02.07 22:19

Kommentar schreiben

-->

(Wenn Du auf dieser Site noch nie kommentiert hast, wird Dein Kommentar eventuell erst zeitverzögert freigeschaltet werden. Danke für Deine Geduld.)



Please enter the security code you see here