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Antikriegsprotest in Krakau

- von A. Schwarzenbach aus Kraków -

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Andere Kultur - Gleiches Leid

In vielen Städten in Europa und Amerika fanden heute - dem 3. Jahrestages der Invasion auf den Irak – verschiedene Demonstrationen statt. Polen unterstütze den us-amerikanisch-britischen Überfall auf den Irak von Anfang an u.a. mit seiner Spezialeinheit GROM.

Auch in Krakau wurde trotz Bemühungen des polnischen Bildungsministeriums den Pazifismus in Polen zu kriminalisieren (siehe Text unten) eine Protestaktion organisiert. Um 16:00 Uhr versammelten sich auf dem Rynek Główny (Marktplatz) ca. 100 Leute, um gegen das Vorgehen ihrer eigenen Regierung und der USA im Irak zu protestieren. Unter dem Blitzgewitter der Kameras von krakauer Touristen, zogen die DemonstratInnen durch die Stadt, vor die us-amerikanische Botschaft, wo sie von einem dutzend Polizisten erwartet wurden.

Die DemostrationsteilnehmerInnen stellten Kerzen vor die Botschaft und schwiegen symbolisch fünf Minuten. Dannach wurde durch die Initiative Food Not Bombs vegetarisches Bigos an die Anwesenden verteilt und über den Lautsprecher Slogans ("Krieg ist keine Lösung", "Das ist nicht unser Krieg" oder "Bush in den Busch") geschrien. JEDZENIE ZAMIAST BOMB [Food Not Bombs] exitiert in Krakau seit 5 Jahren. Zwischen Herbst und Frühling verteilen AktivistInnen der Initiative jeden Sonntag um 15:00 Uhr an der Unterführung neben dem PKP-Hauptbahnhof Vega-Essen an alle Bedürftigen.

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Marktplatz in Krakau

Zwei, der Demonstration vorangehende Veranstaltungen am Donnerstag und Freitag verfolgten das Ziel, eine Gegendarstellung zum - von den bürgerlichen Medien - kolportierten Bild eines erfolgreichen Irakkrieges zu liefern. So sollte die desinformierte polnische Gesellschaft für das Leid im Irak sensibilisiert werden.

Die humanitäre Situtation im Irak ist dramatisch. Die sanitären Einrichtungen funktionieren nicht, vielerorts fehlt Wasser und Strom und die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung ist äusserst mangelhaft. Die IrakerInnen fühlen sich zum zweiten Mal einer Besatzungsmacht ausgeliefert. Die Hoffnug auf ein freies selbstbestimmtes Leben nach dem Sturz von Saddam Hussein ist längst zerbrochen. Die Frustration und die Wut auf die Eindringlinge wächst täglich. An beiden Abenden wurden Filme vorgeführt, die einmal mehr deutlich machten, dass die Okkupanten nicht nur einen Krieg mit Waffen im Irak führen, sondern einen ebenso wichtigen Krieg mit Medien, der zum Ziel hat, die Menschen glauben zu machen, dass der Irak ein befreites Land ist.

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AktivistInnen der Food Not Bombs Initiative

Um diesen Manipulationen etwas entgegenzusetzen haben sich in Krakau auch einige junge Frauen zusammengetan. Sie treffen sich jeden ersten Samstag im Monat auf dem Rynek Główny, um als "Women in Black" eine Stunde lang zu schweigen und an die Folgen des Krieges zu erinnern. Sie nehmen damit Bezug auf die 1988 unter diesem Namen gegründete Bewegung, die mit ihrem stillen Protest auf das Leiden der Frauen im Krieg aufmerksam machen will.

Fotos von A. Schwarzenbach

Info:
http://www.fnbnews.org

http://www.womeninblack.net/

Michal Stachura | 18.03.06 20:59 | Permalink