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Polnische katholische Fundamentalisten blicken mit Hoffnung auf Deutschland

Der Papst ist tod, lang lebe der Papst. So oder anders muss es wohl in Polen gewesen sein als Karol Wojtyla diese Welt verlassen hast. Die Identifikation der Polen mit "ihrem" Papst war so stark, dass Grund für die Annahme bestand der religiös-politisch aktive ultra-ortodoxe Flügel verliert in Polen an Bedeutung, da ein deutscher Papst aus nationalen Erwägungen für religiöse Fundamentalisten in Polen unakzeptabel sein wird.

Doch es kam anders. Die fundamental-katholische "Fronda" freut sich bereits jetzt auf den XX. Weltjugendtag in Köln und hofft bald eine deutschsprachige Ausgabe ihrer gleichnamigen Zeitschrift mit Partnern in Deutschland herausbringen zu können.

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Foto: Michal Stachura
Fronda-Mitarbieter Michal Jezewski entsetzt, weil Schwule am 12. Juni 2005 in Warschau für Gleichberechtigung demonstrieren

Die Zeitschrift sieht sich in der Pflicht Europa zu Re-Christianisieren, dabei bekennen sich die Frondisten nicht zu Toleranz und Dialog, sondern fordern mit einer durch Nebelbomben zersetzten Sprache, das was seit der Aufklärung für längst überwunden zu sein schien.

Auf der Suche nach Ideen um die bürgerliche Gesellschaft umzuwälzen in ein Reich Gottes auf Erden druckten die Frondisten Texte der faschistischen rumänischen Eisernen Garde, elitäre Esseys von Julius Evola über den Geist der Aritokratie und den Rassismus, Interviews mit General Pinochets "Mitstreitern", oder alten Texten polnsicher Vorkriegs-Faschisten wie Stanislaw Piasecki. Fronda ist längst keine Zeitschrift mehr für Ministranten, die sie heimlich in der Sakristei lesen. Einige Mitglieder geben mehr oder weniger offen ihre Mitgliedschaft bei Opus Dei zu.

Die Rekonkwista der Frondisten zog es traditionsgemäß zunächst nach Spanien. Dort kamen bei Levante bislang zwei spanischsprachige Ausgaben heraus, teilweise mit Texten, die zuvor bereist in der polnsichen Fronda-Ausgabe publiziert wurden. Die Zeitschrift wird in Grenada durch Artur Mrowczynski, einem dortlebenden Polen herausgebracht.

Papa-Ratzi, der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation ist bislang nicht gerade als verständnisvoller bzw. aufgeschlossener Jugendhirte aufgefallen.

Dies scheint für Fronda jedoch ein kompliment zu sein. In einem Gespräch mit einem Telegraph-Autor, sagte der Chefredakteur Grzegorz Gorny sie freuen sich auf den neuen Papst Benedikt den XVI und den Weltjugendtag in Köln.

Es werden Gespräche geführt (u.a. in Stuttugart) um Fronda in Deutschland herauszugeben. Man müsse schlieslich gemeinsam "gegen Organisationen wie 'Wir sind Kirche' aktiv werden" sagte in dem Gespräch Smoczynski.

Benedikt der XVI erwartet eine Neubelebung des alten Kontinets. Der Katholische Weltjugendtag beginnt am Dienstag. Es werden 100.000 Gäste erwartet.

Michal Stachura | 14.08.05 08:56 | Permalink