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L'ESTACA

Das Protestlied „L'ESTACA“ hat Lluís Llach bereits 1968 als 20jähriger komponiert, es wird also bald 50 Jahre alt. Während der Diktatur der Franco-Faschisten in Spanien (1936/39 – 1975/78) begann das Lied sich zu verbreiten.
So konnten 1976, nachdem Franco im Vorjahr gestorben und Lluís Llach aus dem Exil zurückgekehrt war, bei einem großen Konzert in Barcelona Tausende dieses Lied mitsingen. Über die Jahre wurde es zu einem populären Lied des politischen Widerstandes. Es ist also kein Wunder, daß es auch in den vergangenen Tagen bei den Protestdemonstrationen in Katalonien die Menschen begleitete, jetzt singen Hunderttausende gemeinsam.

Das Verbindende und Zuversichtliche, die Veränderung herbeiführen zu können, wenn wir zur Gemeinsamkeit finden, verdeutlicht der Text des Liedes, unten im Original und in deutscher Nachdichtung sowie wörtlicher Übersetzung.

Hier chronologisch einige Aufnahmen:

Lluís Llach 1976 mit 8.000 Menschen im Palau dels Esports de Barcelona

Lluís Llach 1985 mit 100.000 im Nou Camp, dem Heimstadion des FC Barcelona

Lluís Llach im Sommer 2017

September 2017. Hunderttausende singen L'estaca. „DEMOKRATIE! Katalonien, wir sind bei euch“

September 2017. Madrid zeigt Solidarität: „Madrid singt L'estaca“, vor dem Teatro del barrio

September 2017. Nicht ganz Madrid zeigt Solidarität. Ein Häuflein Falangisten am Puerta del Sol ist sauer


Lluis Llach: L'estaca

(Original in Katalanisch)

L'avi Siset em parlava
de bon matí al portal
mentre el sol esperàvem
i els carros vèiem passar.

Siset, que no veus l'estaca
on estem tots lligats?
Si no podem desfer-nos-en,
mai no podrem caminar!

Si estirem tots, ella caurà
i molt de temps no pot durar,
segur que tomba, tomba, tomba,
ben corcada deu ser ja.

Si tu l'estires fort per aquí,
i jo l'estiro fort per allà,
segur que tomba, tomba, tomba,
i ens podrem alliberar.

Però, Siset, fa molt temps ja,
les mans se'm van escorxant,
i quan la força se me'n va
ella és més ampla i més gran.

Ben cert sé que està podrida
però és que, Siset, pesa tant,
que a cops la força m'oblida.
Torna'm a dir el teu cant.

Si estirem tots, ella caurà
i molt de temps no pot durar,
segur que tomba, tomba, tomba
ben corcada deu ser ja.

Si tu l'estires fort per aquí,
i jo l'estiro fort per allà,
segur que tomba, tomba, tomba,
i ens podrem alliberar.

L'avi Siset ja no diu res.
Mal vent que se l'emportà,
- ell qui sap cap a quin indret -
i jo a sota el portal.

I mentre passen els nous vailets
estiro el coll per cantar
el darrer cant d'en Siset,
el darrer que em va ensenyar.

Si estirem tots, ella caurà
i molt de temps no pot durar,
segur que tomba, tomba, tomba
ben corcada deu ser ja.

Si tu l'estires fort per aquí,
i jo l'estiro fort per allà,
segur que tomba, tomba, tomba,
i ens podrem alliberar.


Der Pfahl

(Deutsche Nachdichtung von Hein & Oss Kröher)

Sonnig begann es zu tagen,
ich stand schon früh bei der Tür,
sah nach den fahrenden Wagen,
da sprach Alt Siset zu mir:

Siehst Du den brüchigen Pfahl dort,
mit unsern Fesseln umschnürt,
schaffen wir doch diese Qual fort –
ran an ihn, dass er sich rührt!

Ich drücke hier, und du ziehst weg,
so kriegen wir den Pfahl vom Fleck,
werden ihn fällen, fällen, fällen,
werfen ihn morsch und faul zum Dreck,

Erst wenn die Eintracht uns bewegt,
haben wir ihn bald umgelegt,
und er wird fallen, fallen, fallen,
wenn sich ein jeder von uns regt.

Ach, Siset, noch ist es nicht geschafft,
an meiner Hand platzt die Haut.
Langsam auch schwindet schon meine Kraft –
er ist zu mächtig gebaut.

Wird es uns jemals gelingen?
Siset, es fällt mir so schwer!
– Wenn wir das Lied nochmal singen,
geht es viel besser, komm her!

Ich drücke hier, und du ziehst weg,
so kriegen wir den Pfahl vom Fleck,
werden ihn fällen, fällen, fällen,
werfen ihn morsch und faul zum Dreck,

Erst wenn die Eintracht uns bewegt,
haben wir ihn bald umgelegt,
und er wird fallen, fallen, fallen,
wenn sich ein jeder von uns regt.

Der alte Siset sagt nichts mehr.
Böser Wind hat ihn verweht.
Keiner weiß von seiner Heimkehr,
oder gar, wie es ihm geht.

Alt Siset sagte uns allen,
hör’ es auch du, krieg’ es mit:
Der alte Pfahl wird schon fallen,
wie es geschieht in dem Lied!.

Ich drücke hier, und du ziehst weg,
so kriegen wir den Pfahl vom Fleck,
werden ihn fällen, fällen, fällen,
werfen ihn morsch und faul zum Dreck,

Erst wenn die Eintracht uns bewegt,
haben wir ihn bald umgelegt,
und er wird fallen, fallen, fallen,
wenn sich ein jeder von uns regt.


Der Pfahl

(Wörtliche Übersetzung durch Lobolyrix)

Der alte Siset sprach mit mir
Eines schönen Morgens am Hauseingang,
Während wir auf die Sonne warteten
Und auf die Autos sahen, die vorbeifuhren.

Siset sagte "Siehst du nicht den Pfahl,
An den wir alle gefesselt sind?"
Schaffen wir es nicht, uns von ihm zu befreien,
Werden wir niemals gehen können!

Wenn wir alle ziehen, bringen wir ihn zu Fall.
Und das kann nicht lange dauern,
Ganz sicher, er fällt, er fällt, er fällt,
Er muss doch schon recht morsch sein.

Wenn du kräftig ziehst von hier,
Und ich ziehe kräftig von dort,
Ist es sicher, er fällt, er fällt, er fällt,
Und wir können uns befreien."

"Aber Siset, wir haben es nun lange versucht,
Meine Hände werden langsam wund,
Und sobald meine Kraft schwindet,
Wirkt der Pfahl um so dicker und größer.

Ich weiß wohl, dass er morsch ist,
Aber, Siset, er wiegt soviel,
Dass mich ab und zu die Kräfte verlassen.
Sing' mir doch wieder dein Lied."

"Wenn wir alle ziehen, bringen wir ihn zu Fall.
Und das kann nicht lange dauern,
Ganz sicher, er fällt, er fällt, er fällt,
Er muss doch schon recht morsch sein.

Wenn du kräftig ziehst von hier,
Und ich ziehe kräftig von dort,
Ist es sicher, er fällt, er fällt, er fällt,
Und wir können uns befreien."

Der alte Siset sagt nichts mehr.
Ein böser Wind trug ihn davon,
- Er weiß, in welche Richtung -
Und ich verbleibe unter dem Hauseingang.

Und während neue Jungs vorbeikommen,
Erhebe ich meine Stimme und singe
Das letzte Lied von Siset,
Das letzte Lied, das er mich lehrte:

"Wenn wir alle ziehen, bringen wir ihn zu Fall.
Und das kann nicht lange dauern,
Ganz sicher, er fällt, er fällt, er fällt,
Er muss doch schon recht morsch sein.

Wenn du kräftig ziehst von hier,
Und ich ziehe kräftig von dort,
Ist es sicher, er fällt, er fällt, er fällt,
Und wir können uns befreien."

(http://lyricstranslate.com/de/lestaca-der-pfahl.html)

david | 22.09.17 14:54 | Permalink