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Der sogenannte dritte Weg zeigt sich in Werder (Havel).

Martialische Nazikundgebung mitten im samstäglichen Einkaufsgewusel.

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Einkaufssamstag im Werderpark: Verkehrschaos inbegriffen

Wie schon angekündigt, fand am Samstag, den 18. April 2015 in Werder (Havel) eine Kundgebung der Neonazi-Kleinst-Partei „Der dritte Weg“ statt. Sollte diese ursprünglich auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums Werderparks stattfinden, mussten die Neo-Nazis direkt auf den Bürgersteig der Straße Strengfeld / Ecke Aprikosenweg ausweichen. Der Eigentümer des "Einkaufszentrum Werderpark" hatte den Neo-Nazis die Nutzung seines Privatgeländes, zu dem der Parkplatz gehört, untersagt.

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Kundgebung der Neonazi-Kleinst-Partei „Der dritte Weg“ auf den Bürgersteig der Straße Strengfeld / Ecke Aprikosenweg.

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Symbole, Fahnen und martialisches Auftreten sind dem dritten Weg wichtig

Pünktlich um 11 Uhr begannen die 30 angekündigten und vollzählig angereisten Neonazis ihre Kundgebung. Eingefasst von Transparenten und Fahnen beschworen sie in mehreren Redebeiträgen üblich abstruse und einschlägig bekannte Überfremdungsphantasien, gepaart mit Drohungen gegen jeden Deutschen, der sich nicht klar von Ausländern abgrenze und sich nicht eindeutig zum Deutschen Volk bekenne. Dass alles eingebettet in schwülstig-pathetischer Musik der Marke Hollywood.

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Maik Eminger (Zwillingsbruder des im NSU-Prozess angeklagten André Eminger) ist der Kundgebungsanmelder

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Der langjährige Naziaktivist und ehemalige NPD Stadtverordnete von Bad Belzig Pascal Stolle.

Neben dem einschlägig bekannten Neo-Nazi Maik Eminger (siehe Hinweis im Bericht vom 17. April 2014), der gleich mehrere Redebeiträge vortrug, redete auch der langjährige Naziaktivist und ehemalige NPD Stadtverordnete von Bad Belzig Pascal Stolle. Auch er ergab sich ausgiebig nazitypischer Hetzereien gegen Ausländer und Flüchtlinge. Zudem gab Stolle bekannt, dass der Dritte Weg in nächster Zukunft weitere derartige Kundgebungen durchführen werde. Diese dienen in erster Linie zur Mobilisierung einer 1. Mai-Demonstration in Saalfeld.

Des weiteren verkündete Maik Eminger die Gründung eines Stützpunktes des Dritten Weges in Brandenburg und machte auf den 6. Juni 2015 aufmerksam. An diesem Datum ist in Neuruppin der so genannte „Tag der Deutschen Zukunft“ geplant. Seit längerem wird bundesweit in der Kameradschaftsszene dafür geworben und mobilisiert.

Ein weiterer Redner war Christoph Meinecke, Mitglied der Freien Kräfte Neuruppin / Osthavelland. Genau wie die anderen Redner bediente sich auch Meinecke diverser Vorurteile und Hetzereien gegen Ausländer und Flüchtlinge.

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Freie Kräfte Neuruppin, Osthavelland

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Sascha L. (Mitte) tötet 1996 den Punk Sven Beuter und wird zu sieben Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt

Anzumerken ist auch, dass sich unter den Neonazis der verurteilte Totschläger Sascha L. befand. Dieser schlug am 15. Februar 1996 den Punk Sven Beuter derart heftig zusammen, dass Sven Beuter ins Koma fiel und fünf Tage später an seinen Verletzungen verstarb. Das Landgericht Potsdam verurteilt Sascha L. im November 1996 wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten. (weiter Infos dazu: http://www.todesopfer-rechter-gewalt-in-brandenburg.de/victims-sven-beuter.php).

Die Wirkung der Veranstaltung nach außen blieb marginal. Das hatte verschiedene Gründe. So war die Nazikundgebung mit Polizeifahrzeugen abgeschirmt.
Die kleine Lautsprecheranlage der Nazis wurde von einer durchaus leistungsstärkeren Lautsprecheranlage des Einkaufzentrums übertönt. Gut positioniert, beschallte diese Anlage den Dritten Weg mit Deutschen Unterhaltungsschlagern.

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Das Werderaner Bündnis KURAGE organisierte eine Gegenkundgebung mit etwa 100 Personen

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Bürger aus Werder schließen sich dem Protest an

Gegenüber der Neonazis hatten sich mehrere dutzend Antifas versammelt und skandierten Anti-Nazi-Parolen. Im Laufe der Zeit kamen viele Einwohnerinnen und Einwohner von Werder dazu. Etwa 50 Meter neben den Nazis fand eine Gegenkundgebung des Werderaner Bündnis KURAGE mit etwa 100 Personen statt. Insgesamt beteiligten sich 250 Menschen an den Protesten.

Immer wieder sorgten Autofahrer, die auf ihrem Weg zum und vom Einkaufszentrum an den Neo-Nazis vorbei fuhren, für Störungen durch Hupkonzerte. Gelegentliches Stauchaos direkt vor dem Kundgebungsort der Neonazis sorgte für weitere Störungen.

Kenner des Dritten Weges meinen jedoch auch, dass dieser gar keinen Wert auf Außenwirkung lege. Als elitäre Kaderpartei sei diese eher nach innen gerichtet. Und so sei dann auch die Kundgebung zu verstehen. Sie richtet sich hauptsächlich an das eigene Personal, um den Kameraden etwas zu bieten und sie bei der Stange zu halten.

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Freien Kräfte Neuruppin / Osthavelland

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Nach etwas über einer Stunde beendeten der Dritte Weg seine Kundgebung und zog geschlossen und unter Polizeibewachung ab.

Wie das Nachrichtenportal Inforiot.de (http://www.inforiot.de/kundgebungen-und-stuetzpunktgruendung-des-dritten-weges-in-brandenburg/) berichtet, fand am frühen Nachmittag in Brandenburg (Havel) eine 2. Kundgebung des Dritten Wegs statt. Diese konnten die Neo-Nazis weitestgehend ungestört ohne größeren Protest durchführen.

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Zum Abschluss heben alle Neo-Nazis den Rechten Arm mit geballter Faust - ziemlich dicht am Hitlergruß

Bolk | 19.04.15 21:38 | Permalink