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Rechter Überfall auf Ausstellungsbesucher der Galerie im Kunsthaus Erfurt

Am 13. Juli am späten Freitagabend provozierte eine Gruppe Rechtsradikaler die Besucher
der Ausstellungseröffnung miss painting anhaltend mit Naziparolen und „Sieg Heil“-Rufen. Von Veranstalterseite wurde sofort die Polizei über die antisemitischen, verfassungsfeindlichen Handlungen informiert und die Personen des Ortes verwiesen. Diese griffen jedoch die Besucher und Betreiber des Kunsthauses mit unbeschreiblicher Brutalität an. Der Kurator der Ausstellung wurde von mehreren Personen zusammengeschlagen und ihm das Nasenbein gebrochen, der Leiterin der Einrichtung eine volle Bierflasche auf dem Kopf zerschlagen.

Einer auf dem Heimweg befindlichen Besucherin wurde im Beisein ihres Kindes ihr Kopf auf den Autokühler geschlagen, andere Besucher durch Flaschen verletzt. Nach drei weiteren Notrufen bei der Polizei, kam ein Einsatzwagen und nahm die Verfolgung der in Richtung Augustinerstraße geflohenen Täter auf. Dabei kam es zu einer erneuten Eskalation und einem Angriff auf die Polizei, wobei eine Polizeibeamtin schwer verletzt wurde. Alle acht rechtsradikalen Angreifer, darunter zwei Frauen, wurden gefasst, erkennungsdienstlich behandelt und danach auf freien Fuß gesetzt. Die Kriminalpolizei Erfurt ermittelt gegen sie wegen gefährlicher Körperverletzung. Vier Verletzte des Kunsthauses, sowie die Polizistin mussten mit dem Krankentransport zur Behandlung in die Notaufnahme gebracht werden.

In letzter Zeit häufen sich diese Vorfälle in der Innenstadt. Es ist der dritte rechte Übergriff in den vergangenen Wochen, dessen Zeuge wir wurden. Im Mittelpunkt des Geschehens steht dabei eine Kneipe in der Michaelisstraße, von deren Horst-Wessel-T-Shirt-tragenden Gästen Anwohner und Passanten wiederholt attackiert werden.Gerade in einer Zeit, in der NSU-Ausschüsse und Pannen des Verfassungsschutzes die Schlagzeilen beherrschen, sind eine offene Berichterstattung und ein breites Bündnis aller gegen rechte Parolen und rechte Gewalt angebracht. Das Totschweigen eines rechten Tatzusammenhanges aus politischen oder
touristischen Erwägungen nützt keinem.

Nach anfänglichem Herunterspielen des Vorfalls durch die Pressestelle der Erfurter Polizei räumten sie gestern ein, dass ein rechstradikaler Hintergrund nicht auszuschließen ist, zwei der acht Angreifer als einschlägig bekannte Rechtsradikale bekannt seien. Es wird auch wegen Verwenden von verfassungsfeindlicher Organisationen und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt.
Der Stadtrat von Erfurt verabschiedet heute in Namen aller Fraktionen eine Stellungnahme gegen den Überfall und Rechtsradikalismus. Im Landtag Thüringen wurden durch die GRÜNEN ein Antrag eingebracht. Es gab unzählige Solidaritätsbekundungen und Unterstützung. Dieser Tage werdern sich in Erfurt Gruppen und Einzelpersonen treffen um sich über Reaktionen und anstehenden Schritte zu verständigen.


http://www.taz.de/Neonazis-verpruegeln-Kunsthaus-Besucher/!97426/
http://www.dtoday.de/regionen/mein-today/parteien_artikel,-Solidaritaet-und-Unterstuetzung-fuer-die-Opfer-des-Ueberfalls-auf-das-Kunsthaus-Erfurt-_arid,173379.html
http://www.thueringer-allgemeine.de/startseite/detail/-/specific/Angreifer-auf-Erfurter-Kunsthaus-waren-offenbar-Rechtsextreme-1148076955#.UAR2HppmUI4.facebook
http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/suche/detail/-/specific/Linke-Stadtraetin-fordert-nach-Erfurter-Nazi-Ueberfall-Konsequenzen-955771141

natter | 18.07.12 13:48 | Permalink