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Roter Stern Leipzig - Mehr als nur Fußball

von: Christoph Wittwer

Der Rote Stern Leipzig 99 e.V. wurde im Frühjahr des Jahres 1999 im Conne Island gegründet. Begonnen wurde mit 2 Männermannschaften im Spielbetrieb der 3. Kreisklasse. Die Heimstätte der Sterne ist der Sportpark Dölitz unweit vom Stadtteil Connewitz. Auf und neben dem Dölitzer Acker wurden in den letzten Jahren viele sportlich Erfolge gefeiert. So könnte die 1. Männermannschaft in diesem Jahr in die Bezirksliga (7. Liga) aufsteigen. Prima: wir können Träumen, in 7 Jahren wird der Rote Stern Leipzig Deutscher Fußballmeister sein.

Nun zur Realität. Geführt wird der Verein durch einen Vorstand. vertreten durch eine Präsidentin! Neben dem Vorstand gibt es einen Geschäftführer, Jugendwart, Platzwart und viele Freiwillige die diesen Verein ganz unterschiedlich unterstützen.

rsl.jpgZurzeit spielen im Verein 13 Mannschaften im Spielbetrieb; von der 1. Männermannschaft, Alte Herren, Frauenteam, Jugendmannschaften über Freizeitteam zu den Bambinis. Die Nachwuchsarbeit ist in den letzten Jahren sehr gut angelaufen. So ist der Verein an der Grundschule in Connewitz fest verankert und hat dort eine Fußball AG.
Auch Volleyballer, Läufer oder Radfahrer sind für den Verein bereits aktiv geworden. So gibt es seit einigen Monaten ein Radsport - Freizeitteam was sich unregelmäßig zu kleinen Radtouren oder Radrennen trifft.

Einens der größten Probleme der Sterne ist die ungeklärte Frage nach einer geeigneten Sportstätte mit ausreichenden Spielfeldern und großem Sozialtrakt. Zurzeit trainieren die verschiedenen Mannschaften auf unterschiedlichen Plätzen rings um den Stadtteil Connewitz. Dies ist für die Verantwortlichen im Verein sowie Spieler, Trainer und Fans jedes Jahr eine immense Herausforderung um die Trainings und den Spielbetrieb abzusichern. Seit Jahren gibt es Versuche mit dem Land Sachsen und der Stadt Leipzig das Problem der Spielstädte zu lösen. Die Stadt Leipzig hat kein geeignetes Objekt, welches der Rote Stern nutzen könnte, damit bleibt nur auf die Kulanz der anderen Vereine auf Nutzung der Spielplätze zu hoffen.
Der Verein finanziert sich klassisch durch monatliche Beiträge, Spenden sowie Sponsoren, die meist im Stadtteil ansässig sind. Die Webseite der Fans wurde im Januar 2011 bereits einmilionmal besucht. Das Angebot der Webseite umfaßt zurzeit Termine, Ergebnisse sowie Spielberichte.

Neben dem allgemeinen Spielbetrieb werden Veranstaltungen, Vereinsfeste, Lesungen, Konzerte sowie Auswärtsfahrten vom Verein organisiert. Zum Vereinsfest 2011 kamen insgesamt 1200 Fans. Zu den Heimspielen kommen im Schnitt einige hundert Zuschauerinnen. Zurzeit gibt es im Sportpark Dölitz zwei Bierwagen und zwei Grillstände sowie eine manuelle Anzeigetafel. Ein weiteres Projekt ist der Spielplatz für die Kleinen im Sportpark.
Wer Lust auf Vereinsarbeit hat, hat die Möglichkeit zum Plenum am Donnerstag im Fischladen aufzuschlagen. Dieser ist Treffpunkt für Fans, Mannschaften, Fußballklotzer, Merchandisartikel-Erwerber sowie Vereinsmeier. Der Verein sucht ständig Trainer, Schiedsrichter sowie Wimpelmänner, Sponsoren und Mitstreiterinnen die vielleicht noch Zeit und Lust haben.

Der Rote Stern 99 e.V. ist gut mit verschiedenen bundesweiten Initiativen z.B. Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF) oder dem Projekt Ballarbeit vernetzt.

Seit Jahren wird die Vereinsarbeit auch mit Auszeichnungen gewürdigt. So bekamen die Sterne im Jahr 2009 den sächsischen Demokratiepreis sowie im Jahr 2010 den Julius Hirschpreis des Deutschen Fußballbundes überreicht.

Problemstisch war und ist, dass der Verein regelmäßig mit Angriffen durch Neonazis, Freie Kräfte, Hooligans oder NPDler zu tun. Ein Teil dieser Angreifer kommen aus dem Umfeld des Vereines 1. FC Lok Leipzig. Dieser Verein war zu DDR Zeiten eines der Aushängeschilder des DDR Sports. Der größte Erfolg war das Erreichen des Europapokalfinales 1987. Nach der Wende wurde der Verein in VFB Leipzig umbenannt und spielte kurz in der Bundesliga und machte mit rechtsradikalen Fans, Hooligans, Finanzproblemen sowie Insolvenzen Schlagzeilen. Im Dezember 2003 wurde der 1. FC Lok Leipzig neu gegründet. Als erster Vorsitzender wurde ein ehemaliger Hooligan gewählt. Neonazis, Freie Kräfte, Hooligans und NPDler können sich meist ungestört im Umfeld des Vereines agieren.

Seit der Gründung gab und gibt es Übergriffe auf Fans und Spieler des Roten Stern Leipzig. Die meisten Auseinandersetzungen gibt es bei den Auswärtsspielen im Leipziger Umland, speziell im Raum Wurzen und der Stadt Deltzsch. Ein Spielabbruch im Jahr 2010 in Mügeln wegen Singens faschistischer Liedern haben die Sterne auch schon erlebt. Der bekannteste Angriff ereignete sich am 24. Oktober 2009 in Brandis bei Leipzig. Was zu einer ausführlichen bundesweiten Berichterstattung führte. Bei der schweren Auseinandersetzung gab es einen schwer verletzten Sternefan der bis heute an den folgen des Angriff zu leiden hat. Der Grossteil der Angreifer war organisiert und Unterstützer der Terror Crew Muldental (TCM). Kurz vor Spielbeginn wurden Fans vom Roten Stern durch Lautsprecherdurchsagen gebeten, eine Seite des Sportplatzes zu räumen, weil „die Dummen noch kommen“. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass ein Brandiser Ordner der angreifenden Personengruppe einen separaten Eingang öffnete. Diese Gruppe vermummte sich daraufhin und nahm an den Auseinandersetzungen auf Seiten der Nazis teil. Nach dem unkontrollierten Betreten des Sportplatzes bewaffneten sich die Angreifenden mit Eisenstangen, Steinen und Holzlatten, die auf dem Sportplatz deponiert waren. Dieser Umstand lässt auf einen geplanten Angriff schließen. Erste Urteile mit teilweise Haftstrafen wurden durch Gerichte verhängt.

Der letzte rechtsextreme Vorfall ereignete sich bei Landespokalspiel am 3. September 2011 im Alfred Kunze Sportpark in Leipzig Leutzsch. Dort wurden die Spieler und Fans durch Zuschauer der SG Leipzig Leutzsch als Juden bezeichnet, der Kühngruß gezeigt und die alten Leutzscher Lieder gesungen. Eine Kostprobe: „Wenn das der Führer wüßt, was Chemie Leipzig ist, er währe nur in Leutzsch, den Leutzsch ist deutsch.“ Der Kunze Sportpark ist die ehemalige Heimstätte der BSG Chemie Leipzig die nach der Wende in den Verein FC Sachsen Leipzig umbenannt wurde. Dieser FCS ging im Jahr 2011 endgültig insolvent. Zwei Jahre vor der Insolvenz gingen die Ultras mit Umfeld zur neugegründeten BSG Chemie Leipzig. Der Rest der Leutzscher Kameraden mit Anhang gründeten im Jahr 2011 einen neuen Verein die SG Leipzig Leutzsch.

Der Verein Roter Stern Leipzig hat es geschafft in der Mitte anzukommen. Dies sieht man an der Entwicklung im Kinder- und Jugendbereich sehr deutlich. So kommen nicht nur die Kinder der ehemaligen und noch aktiven Unterstützerinnen des Vereins, sondern es kommen auch viele Kinder aus ganz anderem Umfeld. Ein Grund ist sicherlich der andere Umgang mit den Kindern und Jugendlichen bei Training und Spiel, welches sich eben nicht durch Brüllen am Spielfeldrand gekennzeichnet ist. Das klare Auftreten gegen jegliche Form von Rassismus und Sexismus. Auffällig ist weiterhin, dass in diesem Fußballverein viele Frauen im Verein und in der Vereinsarbeit eingebunden sind.

Im Februar 2012 findet das erste Hallenfussballturnier der Roten Sterne für die Mannschaften Bambini bis zur C Jugend statt.

LOVE Football – HATE FASCISM

Bolk | 09.01.12 18:12 | Permalink