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Fußball und Politik

Das ZDF veröffentlichte nur wenige Minuten nach dem WM-Halbfinalspiel Deutschland gegen Spanien am 7. Juli einen Text über „Spaniens neues Verhältnis zur Nationalelf“, der wenig über Spanien, viel aber über die deutsche Verarbeitung einer Fußballsport-Niederlage, über deutsche Sehnsüchte und Projektionen erzählt.

Fußball „ … als verbindendes Glied in dem regional zersplitterten Staat … Einheit herstellende Symbole … Symbol eines neuen Nationalstolzes …“. Der EM-Titel und die Erfolge im Fußball nach 2008 hätten „ … einen ähnlichen Effekt wie die Austragung der Fußball-WM 2006 in Deutschland …“ gehabt. Ob in Barcelona oder in Bilbao, in Madrid, Valencia oder in Málaga, alle würden sich als Spanier fühlen. Die spanische Elf wirke „ … als Balsam gegen die Wirtschaftskrise …“ und führe „ … eine zerstrittene Nation zusammen“.

Eine Nachricht vom Sonnabend (10. Juli) stellt den Realitätsbezug wieder her:
Nachdem das spanische Verfassungsgericht gerade zentrale Teile des neuen Autonomiestatuts Kataloniens aufgehoben hatte, demonstrierten am Samstag (die Fußball-WM war noch nicht beendet) in Barcelona 1,5 Millionen (!!!) Menschen für das Selbstbestimmungsrecht Kataloniens, auf den Transparenten war zu lesen: "Catalonia. The next state in Europe", "Adéu Espanya" ... Ein ca. 7minütiger Filmbericht unter youtube; am Ende des Beitrages fahnenschwenkende Katalanen in Berlin.
Während die Fußballstimmung in Spanien vor dem WM-Endspiel immer wieder mit neuen Bildern nach Deutschland transportiert wurde, ist die größte Demonstration seit Jahrzehnten dem ZDF keine Meldung wert.

Nachtrag:
Die Zeitschrift konkret führt seit einiger Zeit eine Chronik zu Übergriffen aus dem ganz normalen "Fußball-Deutschland"

david | 12.07.10 15:04 | Permalink