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Soli-Appell für die polnische Gewerkschaft Arbeiter-Initiative (IP)

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Protestierende IP-Gewerkschafter vor der Wagonfabrik "Cegielski" in Poznan, Quelle: IP

Die Gewerkschaft Arbeiter-Initiative (Ogólnopolski Związek Zawodowy Inicjatywa Pracownicza – OZZ IP) bittet alle Mitglieder der IP, seine Sympathisant_innen sowie alle denen die Verteidigung von Arbeiter- und Gewerkschaftsrechten als auch des Rechts zum Streik nicht gleichgültig sind, um finanzielle Unterstützung bei der Verteidigung von unserem Gewerkschafts-Mitglied Marcel Szary. Die Spenden sollen dazu benutzt werden seine Prozess- und Gerichtskosten und evtl. anderen Aktivist_innen, die aufgrund ihrer Gewerkschaftstätigkeit entlassen wurden, zu decken.

Spenden können auf folgendes Konto überwiesen werden:

SWIFT: GBWCPLPP
IBAN: PL 57 9043 1070 2070 0042 8758 0001
Adresse der Bank:
Spółdzielcza Grupa Bankowa
ul. Mielżyńskiego 22
PL-61-725 Poznań

Kennwort: „Spende zur Verteidigung der Arbeiterrechte” oder auf Polnisch: „Darowizna na obronę praw pracowniczych“


In Polen findet heute ein massiver Angriff auf Arbeiterrechte, die Koalitionsfreiheit und das Streikrecht statt. Menschen die den Mut besitzen diese Rechte einzufordern werden Repressionen ausgesetzt. Sie werden schikaniert, gefeuert, von der Polizei verhört und von Gerichten verurteilt.

Die Gewerkschaft Arbeiter-Initiative (Inicjatywa Pracownicza - IP) ist mehrfach Ziel dieser Repressionen geworden.

Seit Dezember 2004, d.h. in einer Periode von viereinhalb Jahren wurden unsere Mitglieder bereits 24-mal als Reaktion auf eine Betriebsratsgründung entlassen. Oft forderten die Aktivist_innen nur das Minimum – die Einhaltung der Vorschriften des Arbeitsgesetzbuches und die Respektierung der Gewerkschaftsgesetzte. Sie engagierten sich, damit die Arbeiter_innen nicht um ihren Gehalt gebracht werden, damit sie in menschlichen und hygienischen Bedingungen arbeiten dürfen, damit sie nicht an einem Arbeitsplatz arbeiten müssen der ihre Gesundheit ruiniert, und sie nicht der Gefahr eines Unfalls oder Todes ausgesetzt werden, damit sie das Recht auf Erholung einlösen können, damit sie offen ihre Meinung sagen dürfen ohne Angst zu haben entlassen zu werden.

Im Gegensatz dazu konnten die Arbeitgeber Gewerkschaftsaktivist_innen vorsätzlich aus den Betrieben rausschmeißen, wohl wissend, dass Sie dafür keine Konsequenzen tragen werden müssen, bzw. dass diese kaum spürbar sein werden. Die Arbeitgeber verfügen über die Ressourcen um sich durch gut bezahlte Berater in die Lage einer faktischen Straflosigkeit zu versetzten. Zusätzlich werden diese vom Staat geschützt, der das Interesse der Arbeitgeber über das Interesse der Arbeitnehmer stellt. Die Tatsache der Verletzung der Koalitionsfreiheit, also der Möglichkeit Betriebsräte zu gründen sowie die Missachtung des Streikrechts wird von den Gerichten oft als „geringer gesellschaftlicher Schaden“ relativiert.

In der letzten Zeit fiel Marcel Szary diesem System zum Opfer. Szary ist Vorsitzender der Inicjatywa Pracownicza (IP) in den berühmten Cegielski-Betrieben in Poznań und ein engagierter Gewerkschafter seit den 80er Jahren. Er trat der damals, durch die Ausrufung des Kriegszustandes, in die Illegalität getriebenen Untergrund-Solidarność bei. Szary kämpfte um die Legalisierung der Solidarność und die Arbeiterrechte in der VR Polen. Dafür wurde er gemeinsam mit seiner Familie bedroht. Doch erst in Zeiten der „kapitalistischen Demokratie“ hat ihn ein Gericht als Verbrecher verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er der Anführer und Organisator illegaler Streiks, sog. „Platten“ [płyty] sei. Gemeint sind große Belegschaftsversammlungen, deren Tradition mindestens bis ins Jahr 1956 reichen. Die sog. „Platten“ wurden auch in den 80er und 90er Jahren organisiert.

Den Richter interessierte dies wenig. Ihn überzeugten weder die Geschichte der Arbeiterkämpfe oder die Biographien der Arbeiter noch die sozialen Hintergründe der Konflikte. Mit seinem Gehalt, Prestige und der genossenen Ausbildung verteidigte der Richter ein ungerechtes System für welches Menschen wie Marcel Szary eine Bedrohung darstellen. Das Gericht rechtfertigte damit den „heiligen Frieden“ der Eliten, zu denen die Richter selbst gehören, damit dieser weiterhin durch Ausbeutung, Zerteilung der Gesellschaft und Angst funktionieren kann. Das Ziel solcher juristischer Verfahren ist es all jene zum Schweigen zu bringen, die für Arbeiterrechte kämpfen.

Marcel Szary kann jedoch nicht zum Schweigen gebracht werden, und die Arbeiter-Initiative wird nicht zurückweichen. Wir werden bis zum Ende für die Arbeitsrechte aller Arbeiterinnen und Arbeiter in allen Betrieben kämpfen, solange diese nicht eingehalten werden und die Arbeiter_innen ihre Stimme und Freiheiten nicht wiedererlangt haben, um die sie heute gebracht werden.

Solidarität ist unsere Waffe!
OZZ Inicjatywa Pracownicza


Aus dem Polnischen: Kamil Majchrzak

Mehr Infos auf Englisch unter: http://www.ozzip.pl/english/20-latest-news/589-workers-initiative-as-a-target-of-employers-and-states-assault

Kontakt:
OZZ Inicjatywa Pracownicza
Górecka 154, 61-424 Poznań (Polen)
http://www.ozzip.pl/about-wi

Michal Stachura | 18.08.09 14:21 | Permalink