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„Tut-tut, hier kommt der Opfer-Dampfer“ – Eine kleine Nachlese

Mit „Tut-tut, hier kommt der Opfer-Dampfer“ überschrieb SPIEGEL ONLINE noch vor der Ausstrahlung des stark beworbenen ZDF-Zweiteilers „Die Gustloff“ mit dem ihm eigenem Zynismus seine Film-Abrechnung.
Sicher ist dieser Film nur ein neuer Beitrag im medialen deutschen Geschichtsrevisionismus. Nach „Der Untergang“, „Dresden“, „Die Flucht“ etc. , sahen sich ca. 8,5 Millionen Zuschauer das neueste „Historiendrama“ an, und über 5 Millionen Zuschauer schalteten auch bei der darauf folgenden Dokumentation („Knoppaganda“ – Tanja Dückers in der Zeit) nicht ab.
Hier werden deutsche Opferschicksale als Identifikationsangebot inszeniert, Verbrechen haben „die Anderen“ begangen (siehe das Fabulieren über das Kriegsverbrechen des sowjetischen U-Boot-Kommandanten in den Kommentaren der Leser etlicher Zeitungen und Zeitschriften mit online-Präsenz).
Warum aber wollen Spiegel, stern und Co. den Film „versenken“ bzw. erklären gleich das ganze Filmgenre des „Historiendramas“ für „abgesoffen“?
Der Film war einfach zu platt, zu einfach, zu schlecht. So geht das nicht. Der Spiegel beschimpft deshalb Regisseur Vilsmaier als „melodramatischen Grobmechaniker“. Sie wünschen es sich feiner, sonst kann Revision nicht funktionieren. Die Kritiker sehen auch nicht klar, wenn sie von „Die deutsche Titanic“ (Spiegel-Titel vom 04.02.2002 anläßlich der Diskussion um die Grass-Novelle) oder „Hitlers ´Titanic‘ “ (stern-Titel eines Artikels) schreiben, denn damit tun sie das, was sie vorgeben gerade zu kritisieren.
Die Titanic „war [nicht] mit einem Tarnanstrich versehen, fuhr [nicht] mit abgeblendetem Licht und hatte … [keine] zwei Flak-Geschütze … auch [keine] 1.000 U-Boot-Soldaten an Bord“ (Heinz Schön, Besatzungsmitglied der „Gustloff“ im Interview mit der „Junge Freiheit“ vom 15. Februar 2002; er verneint deshalb auch die Frage, ob die Torpedierung ein Kriegsverbrechen gewesen sei).
Natürlich: „Deutsche Opfer dürfen auch Opfer sein.“
Ja, aber … müssen wir notwendigerweise und gezwungenermaßen hinzufügen.

Die Schauspielerin Dana Vavrova (im Film als Flüchtlingsfrau Lilli) 2007 bei den Dreharbeiten gegenüber dradio:
"Gerade was wir heute gedreht haben, das ist schon eine sehr tragische Geschichte. Ein Kind zu verlieren, das einem auf dem Flüchtlingsschiff erfriert und dann diese Leiche behalten zu wollen, das spielen wir den ganzen Vormittag. Und den ganzen Vormittag fließen die Tränen. Es ist so rührend, und ich frage mich immer: Warum tun Menschen sich Kriege an? Es trifft sie ja alle, und es gibt keine Sieger."
Der Film ist so rührend;
und traurig denken wir: Schade, daß es auf die Frage keine Antwort gibt …

Und hier noch die Schlichtheit einer Erklärung der Unbeliebtheit von Guido Knopp unter „akademischen Historikern“ in Springers Welt online:
"Bei akademischen Historikern ist Knopp extrem unbeliebt, was sicher mit seinem Erfolg zusammen hängt: Er ist der meist verkaufte Autor zeithistorischer Bücher; in manchen Buchhandlungen gibt es ein eigenes „Knopp-Regal“." (www.welt.de)

david | 08.03.08 22:41 | Permalink