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Die Rote Punkt Bewegung aufbauen!

von Klaus Jörres

Es hat keinen Zweck, den falschen Leuten das Richtige erklären zu wollen. Das haben wir lange genug gemacht. Die Kunst-Aktion haben wir nicht den intellektuellen Schwätzern, den Hosenscheißern, den Allesbesser-Wissern zu erklären, sondern den potentiell künstlerisch revolutionären Teilen des Kunstvolkes.
Das heißt denen, die die künstlerische Tat sofort begreifen können, weil sie selbst Gefangene sind. Die auf das Geschwätz der »Linken« nichts geben können, weil es ohne Folgen und Taten geblieben ist. Die es satt haben! Den Jugendlichen im Märkischen Viertel habt ihr die Kunst-Aktion zu erklären, den Mädchen im Eichenhof, in der Ollenhauer, in Heiligensee, den Jungs im Jugendhof, in der Jugendhilfsstelle, im Grünen Haus, im Kieferngrund. Den kinderreichen Familien, den Jungarbeitern und Lehrlingen, den Hauptschülern, den Familien in den Sanierungsgebieten, den Arbeiterinnen von Siemens und AEG-Telefunken, von SEL und Osram, den verheirateten Arbeiterinnen, die zu Haushalt und Kindern auch noch den Akkord schaffen müssen - verdammt!

Denen habt ihr die Aktion zu vermitteln, die für die Ausbeutung, die sie erleiden, keine Entschädigung bekommen durch Lebensstandard, Konsum, Bausparvertrag, Kleinkredite, Mittelklassewagen. Die sich den ganzen Kram nicht leisten können, die da nicht dran hängen. Die alle Zukunftsversprechen ihrer Erzieher und Lehrer und Hausverwalter und Fürsorger und Vorarbeiter und Meister und Gewerkschaftsfunktionäre und Bezirksbürgermeister als Lügen entlarvt haben und nur noch Angst vor der Polizei haben. Denen - und nicht den kleinbürgerlichen Intellektuellen - habt ihr zu sagen, dass jetzt Schluss ist, dass es jetzt los geht, dass die Kunstaktion nur der Anfang ist!
Daß ein Ende der künstlerischen Bullenherrschaft abzusehen ist! Denen habt ihr zu sagen dass wir die Rote Punkt Bewegung aufbauen, das ist ihre Bewegung. Denen habt ihr zu sagen, dass es jetzt losgeht. Die werden nicht blöde fragen, warum gerade jetzt? Die haben die tausend Wege zu Behörden und Ämtern schon hinter sich - den Tanz mit Prozessen -, die Wartezeiten und -zimmer, das Datum, wo es bestimmt klappt und nichts geklappt hat. Und das Gespräch mit der netten Lehrerin, die die Überweisung an die Hilfsschule dann doch nicht verhindert hat und der hilflosen Kindergärtnerin, wo auch kein Platz frei wurde. Die fragen euch nicht, warum gerade jetzt - verdammt.
Die glauben euch natürlich kein Wort, wenn ihr selbst nicht mal in der Lage seid, die Kunstzeitung zu verteilen, bevor sie beschlagnahmt wird. Weil ihr nicht die linken Schleimscheißer zu agitieren habt, sondern die objektiv Linken, habt ihr ein Vertriebsnetz aufzubauen, an das die Schweine nicht rankommen. Quatscht nicht, das sei zu schwer. Die Kunst-Aktion war auch kein Deckchensticken. [...]
Was heißt: Die künstlerischen Konflikte auf die Spitze treiben? Das heißt: Sich nicht abschlachten lassen. Deshalb bauen wir die Rote Punkt Bewegung auf. Hinter den Eltern stehen die Lehrer, das Jugendamt, die Polizei. Hinter dem Vorarbeiter steht der Meister, das Personalbüro, der Werkschutz, die Fürsorge, die Polizei. Hinter dem Hauswart steht der Verwalter, der Hausbesitzer, der Gerichtsvollzieher, die Räumungsklage, die Kunstpolizei. Was die Schweine mit Zensuren, Entlassungen, Kündigungen, mit Kuckuck und Schlagstock schaffen, schaffen sie damit. Klar, dass sie zur Dienstpistole greifen, zu Tränengas, Handgranaten und MPs, klar, dass sie die Mittel eskalieren, wenn sie anders nicht weiterkommen. Klar, dass die GIs im Irak auf Guerilla-Taktik umgeschult wurden, die Green-Berretts auf Folterkurs gebracht. Na und? Klar, dass der Strafvollzug für Politische verschärft wird.
Ihr habt klarzumachen, dass das sozialdemokratischer Dreck ist, zu behaupten, der künstlerische Imperialismus samt allen Demands und Eliassons, Berlin, Senat, Landesjugendamt und Bezirksämtern, der ganze Schweinkram ließe sich unterwandern, nasführen, überrumpeln, einschüchtern, kampflos abschaffen. Macht das klar, dass die künstlerische Revolution kein Osterspaziergang sein wird. Daß die Schweine die Mittel natürlich so weit eskalieren werden, wie sie können, aber auch nicht weiter. Um die Konflikte auf die Spitze treiben zu können, bauen wir die Rote Punkt Bewegung auf.
Ohne gleichzeitig die Rote Punkt Bewegung aufzubauen, verkommt jeder künstlerische Konflikt, jede künstlerisch politische Arbeit im Betrieb und im Wedding und im Märkischen Viertel und in der Plötze und im Gerichtssaal zu künstlerischem Reformismus, d.h.: Ihr setzt nur bessere künstlerische Disziplinierungsmittel durch, bessere künstlerische Einschüchterungsmethoden, bessere künstlerische Ausbeutungsmethoden. Das macht das Kunstvolk nur kaputt, das macht nicht kaputt, was das Kunstvolk kaputt macht!
Ohne die Rote Punkt Bewegung aufzubauen, können die Schweine alles machen, können die Schweine weitermachen: Einsperren, Entlassen, Pfänden, Kinder stehlen, Einschüchtern, Schießen, Herrschen. Die künstlerischen Konflikte auf die Spitze treiben heißt: Daß die nicht mehr können, was die wollen, sondern machen müssen, was wir wollen.
Denen habt ihrs klar zu machen, die von der Ausbeutung der Dritten Welt, vom irakischen Öl, Boliviens Bananen, Südafrikas Gold - nichts abkriegen, die keinen Grund haben, sich mit den Ausbeutern zu identifizieren. Die können das kapieren, dass das, was hier jetzt losgeht, im Irak, Palästina, Guantanamo, in Oakland und Watts, in Kuba und China, in Kenia und New York schon losgegangen ist. Die kapieren das, wenn ihr es ihnen erklärt, dass die Kunst-Aktion keine vereinzelte Aktion ist, nie war, nur die erste dieser Art in der BRD ist. Verdammt.
Sitzt nicht auf dem hausdurchsuchten Sofa herum und zählt eure Lieben, wie kleinkarierte Krämerseelen. Baut den richtigen Verteilerapparat auf, lasst die Hosenscheißer liegen, die Rotkohlfresser, die Sozialarbeiter, die sich doch nur anbiedern, dies Lumpenpack.
Kriegt raus, wo die Heime sind und die kinderreichen Familien und das künstlerische Subproletariat und die künstlerisch proletarischen Frauen, die nur darauf warten, den Richtigen in die Fresse zu schlagen. Die werden die künstlerische Führung übernehmen. Und lasst euch nicht schnappen und lernt von denen, wie man sich nicht schnappen läßt - die verstehen mehr davon als ihr.
Klaus Jörres
Die künstlerischen Klassenkämpfe entfalten. Das künstlerische Proletariat organisieren.
Mit dem bewaffnetem künstlerischen Widerstand beginnen

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natter | 17.02.08 18:48 | Permalink