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Rassistische Hetz-Kampagne

In der Auseinandersetzung um Moscheen in Deutschland demaskieren sich „ordentliche deutsche Bürger“ häufig als Rassisten oder hasserfüllte Xenophobe. Ost:blog und telegraph berichteten schon mehrmals darüber.
Zur Zeit wird in Frankfurt a.M. ein weiteres Kapitel der deutschen Abwehrschlacht gegen die „Islamisierung Germaniens“ geschrieben.
In einer jetzt verbreiteten Erklärung der Grünen Stadtverordneten im Frankfurter Römer zur Unterstützung von Frau Dr. Eskandari-Grünberg und Herrn Dr. Kurt Grünberg heißt es:

„In der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Bildung und Integration der Stadt Frankfurt/M. am 5. November 2007 wurde in einer hitzigen Debatte der geplante Bau einer Moschee im Frankfurter Stadtteil Hausen diskutiert. Als Reaktion auf die Äußerung eines Bürgers, die Schulen seien überfüllt mit Migrantenkindern, erwiderte die Stadtverordnete der Fraktion „Die Grünen im Römer“, Frau Dr. Nargess Eskandari–Grünberg, dass der Anteil von 40% Migranten in der Stadt eine Tatsache sei und derjenige, dem dies nicht passe, woanders wohnen könne. Mit dieser Aussage wollte sie einer aufgewiegelten Gruppe deutscher Bürger gewissermaßen "den Spiegel vorhalten", sind es doch seit Jahrzehnten Migranten, die mit Aufforderungen zur Auswanderung konfrontiert werden. Zuvor hatte sie sich in ihrer Stellungnahme im Ausschuss ausführlich und in sehr sachlicher Form mit dem Thema Moscheebau, Angst vor dem Islam und Islamismus auseinandergesetzt.

Dieser Kontext ihrer Äußerung wurde in der Berichterstattung in Teilen der Presse kaum berücksichtigt. Es entstand vielmehr der Eindruck, als sei es die Strategie der Integrationspolitik von Frau Dr. Eskandari-Grünberg, hiesige Bürger zur Auswanderung zu bewegen. Wie absurd diese Annahme ist, hätten alle erkennen müssen, die ihren gesamten Redebeitrag während der Ausschusssitzung verfolgen konnten.

Frau Dr. Eskandari-Grünberg hat seit Jahren den kritischen Dialog mit Migranten geführt, in dem sie etwa die Rechte von Frauen einforderte und die politische Verfolgung Andersdenkender in islamistischen Staaten anprangerte. Sie selber ist vor mehr als 20 Jahren aus dem Iran geflohen. Mit der Angst vor dem Islam und den berechtigten Befürchtungen in Bezug auf den Islamismus hat sie sich fortwährend auseinandergesetzt.

Gleichwohl ist Frau Dr. Eskandari-Grünberg, die bereits während der Sitzung des Ausschusses tätlich bedroht wurde, seit den vergangenen Wochen Opfer einer widerlichen Kampagne, die sich in Hunderten von Emails, Briefen und zum Teil auch Leserbriefen zeigt. Darin wird sie beispielsweise als „Schlampe“, „Abschaum“ und „Dreck“ bezeichnet. Das Land müsse von ihr „gesäubert“ werden, man müsse sie in das „Mullah-Land“ abschieben und ihr „dort den Mund mit einem Kopftuch“ stopfen, ihre Steinigung und Hinrichtung seien bereits vorbereitet.

Seit ihr jüdischer Ehemann, Dr. Kurt Grünberg, ein Opfer von Angriffen, Beschimpfungen und Beleidigungen geworden ist, hat diese fremdenfeindliche Kampagne auch eine antisemitische „Qualität“ erlangt. Im Internet sind etwa retuschierte Fotos zu sehen, die ihn in Stürmer-Manier als "krummnasigen" Juden entstellen. Er wurde zur Zielscheibe neonazistischer Angriffe.

...“


Die Nazi-Webseiten (z.B. einer „Germanischen Weltnetzgemeinschaft“) brauche ich hier nicht verlinken, sie sind mit Photos, Wohn-Adresse, Telefonnummer und e-mail-Adresse der Grünbergs versehen, um dem rassistischen Mob die Zielrichtung vorzugeben. Bei Kurt Grünberg wird auf „jüdische Abstammung“ sowie auf seine Tätigkeit als „Psychoanalytiker, (typischer Judenberuf:“ verwiesen.

Kurt Grünberg ist Mitarbeiter am Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt a.M. und Autor wichtiger psychotherapeutischer Fachliteratur, in der es um die psychosozialen Folgen für Überlebende der Shoah und ihrer Nachkommen im Land der Täter geht. (U.a.: Liebe nach Auschwitz. Die Zweite Generation (2000).
Unverlierbare Zeit. Psychosoziale Spätfolgen des Nationalsozialismus bei Nachkommen von Opfern und Tätern (2001).

Nargess Eskandari–Grünberg lebt seit 1985 in Frankfurt. Als 20-Jährige flüchtete sie aus dem Iran. In Frankfurt studierte sie Psychologie. Als Psychotherapeutin arbeitet sie in eigener Praxis und leitet die AWO-Einrichtung Hiwa, eine Beratungsstelle für ältere Migranten. Seit 1997 engagierte sie sich in der Kommunalen Ausländervertretung. Für die Grünen ist sie seit 2001 im Stadtparlament und war vier Jahre Vorsitzende des Integrationsausschusses.

Weitere Informationen:

„Wir leben in einem Rechtsstaat, der die Religionsfreiheit garantiert. Das respektiere ich, auch wenn ich aufgrund meiner Biographie den Bau von Moscheen gar nicht verteidigen will. Ich bin kein religiöser Mensch. Ich kenne den Islam aber sehr gut und weiß, dass man vor Islamismus Angst haben muss. ...
Es ist ja ein Verein von Schiiten [der Moscheeverein – d.], und ich bin vor 22 Jahren aus einem schiitischen Land geflohen. Es ist kein Wunder, dass ich kritische Fragen habe - etwa zu den Rechten von Frauen im Islam. Aber die Gruppierung in Hausen ist erstaunlich offen, und ich werde das Gespräch mit ihr aufrechterhalten. Ich werde, mehr als die Bürgerinitiative [gegen den Moscheebau – d.], genau darauf achten, was sich in der neuen Moschee abspielt.“
(Aus dem Interview der faz mit Nargess Eskandari–Grünberg vom 08.11.2007. Dieses hat faz.net nicht online gestellt, ist jedoch auf anti-muslimischen und Nazi-Webseiten dokumentiert und nachlesbar.)

Raue Töne: Im Moscheestreit lassen Bürger ihren Gefühlen freien Lauf.
Frankfurter Rundschau: www.fr-online.de

Wir gehören zu dieser Stadt. Ein Interview mit Nargess Eskandari-Grünberg über den Moscheegegner-Eklat im Integrationsausschuss.
Frankfurter Rundschau: http://www.fr-online.de

Streit um Moschee. Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) sucht Gespräch. FAZ: http://www.faz.net

david | 21.11.07 11:49 | Permalink

Kommentare

Hallo Freunde,

Ich empfehle zu diesem Thread mal die Kommentare bei queer.de zu lesen.

Das Homosexuelle auch Opfer von Migranten mit mudslimischem Hintergrund werden, ist klar, nur deswegen die Ausweisung aller Muslime aus Deutschland zu fordern & gleichzeitig zu behaupten, man sei Antifa und Links, passt nicht zusammen.Desweiteren ruft dieser Schmierfink dort immer wieder zur Gewalt gegen Muslime auf und beschimpft jeden, der nicht seiner perversen weltanschauung anhängt, als "Linksfaschisten" oder schlimmeres.

Das die Hamburger AntiFa nicht gegen diesen Mann vorgeht, wundert mich, zieht er doch diese mit seinen komischen behauptungen immer wieder in den dreck.

Verfasst von: leftqueers | 04.12.07 14:18

Kaum zu glauben, was sich jemand gefallen lassen muss, der in diesem Land für Gleichheit und Gerechtigkeit eintritt.

Verfasst von: lasti | 27.04.08 01:43

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