« »Das sind moderne Sklaven« | Hauptseite | Erster Riss in Sarkozy’s Regierung »

TV-Tip

Na mal seher, was uns da die ARD wieder kluges zu unserer Vergangenheit zu sagen hat:

Das Erste | Mittwoch, 11.07.07 | 23:30 Uhr

Verraten
WDR (Stern.) | Länge: 45 Minuten
Film von Inga Wolfram

"Von den einstigen DDR-Bürgerrechtlern sind einige nach der Wende in die Politik gegangen. Die meisten gerieten in Vergessenheit und leben heute in Nischen alternativer Lebensentwürfe. Die DDR-Regierung war mit denen, die damals die Bürgerrechte einforderten, nicht zimperlich. Für sie waren jene die gefährlichsten Gegner, die eine andere DDR wollten.

Der Film erzählt die Geschichte der Entstehung und Zerschlagung einer Gruppe von Intellektuellen, die sich bewusst und programmatisch als sozialistische Opposition in der DDR verstand. Es ist eine Geschichte von Freundschaft und Verrat und dem unerfüllten Traum vom 'Sozialismus mit menschlichem Antlitz'."

weiter: DasErste.de

Der Film erzählt die Geschichte der Entstehung und Zerschlagung einer Gruppe von Intellektuellen, die sich bewusst und programmatisch als sozialistische Opposition in der DDR verstand. Es ist eine Geschichte von Freundschaft und Verrat und dem unerfüllten Traum vom „Sozialismus mit menschlichem Antlitz".
Der sozialistischen Opposition ging es um Alternativen in Ökonomie und Politik, um die Veränderung der Konstruktionsprinzipien der ostdeutschen Gesellschaft. Damit unterschied sie sich ganz wesentlich von den oppositionellen Gruppierungen der achtziger Jahre. Sie arbeiteten zu Themen der Sozialarbeit, Ökologie, der Friedens - und Menschenrechtsbewegung unter dem schützenden Dach der Kirche. Zentrale Fragen der politischen Machtverhältnisse und der Gesellschaftsstruktur spielten in deren Programmatik keine Rolle. Ihre Mitglieder kamen häufig aus Randbereichen der Gesellschaft, aus Elternhäusern und Verhältnissen, die ihr Denken und ihre Distanz zur DDR aus Quellen bezog, die eine sozialistische Alternative zu den real existieren Verhältnissen ausschloss.
Die Oppositionellen, von denen die geplante Dokumentation erzählen will, kamen nicht vom Rand und nicht aus der Mitte der Gesellschaft, sondern aus dem Machtzentrum selbst. Sie waren Kinder der gesellschaftlichen Eliten der DDR, Kinder der herrschenden Klasse. Ihre oppositionelle Arbeit richtete sich nicht gegen den Sozialismus als historische Alternative, sondern auf dessen lebendige und freie Entwicklung - gegen Lethargie, gegen ökonomische und politische Verkrustung. Es ging um die Diskussion alternativer Möglichkeiten, um Gedankenaustausch und um Bündnisse mit den DDR-Eliten in Wirtschaft, Politik und Kultur.
Alle Mitglieder der Gruppe wurden beschattet, verhört, verhaftet. Es folgten Parteiausschlüsse und Berufsverbote - ein Leben unter Beobachtung. Teilweise stellten die prominenten Elternhäuser einen Schutz dar, teilweise sagten sich die Eltern von ihren Söhnen los.
Jahrelang gaben die „Kinder der herrschenden Klasse" nicht auf, aber selbst strikteste Konspiration lief ins Leere, weil niemand aus der Gruppe den wirklichen Spitzel verdächtigte.
Die Vorgänge, die zur Zerschlagung der Gruppe (OV „KREIS“) führten, sind aus Tausenden Protokollen und Spitzelberichten lückenlos zu rekonstruieren.
Der Film dokumentiert die Geschichte der sieben Protagonisten und beleuchtet 15 Jahre nach der Wiedervereinigung einen wenig bekannten Winkel unserer Vergangenheit. Ihre Lebenswege sind untrennbar miteinander verbunden. Alles ist gezeichnet von der damaligen politischen Realität - Ideale, Verrat, Angst, zerstörte Ehen, verfeindete Familienmitglieder. Quelle: ARD.de

Und die junge Welt schreibt:

"Verraten - Sechs Freunde und ein Spitzel
1976 war das Jahr des IX. Parteitags der SED. Damals wurde die »Politik der Hauptaufgabe«, der »Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik«, bekräftigt, obwohl interne Analysen anerkannter Größen wie Otto Reinhold und Helmut Koziolek vor einer Überlastung der DDR-Ökonomie, vor dem Absinken der Investitionen im produktiven Bereich und einem weiteren Anstieg der Verschuldung beim Klassenfeind gewarnt hatten. Daß es nicht weitergehen konnte wie bisher, war schon im Alltag zu spüren. Wer aber daraus politische Konsequenzen ziehen, wer gar den real existierenden Sozialismus am alten Maßstab einer Selbstbefreiung der Arbeiterklasse messen wollte, der setzte sich in Gegensatz zur Parteiführung und wurde von der Staatsmacht mit offiziellen und inoffiziellen Mitteln bekämpft. Mitte der siebziger Jahre gab es in Berlin, Leipzig und anderswo viele kleine Gruppen kritischer, zuweilen auch oppositioneller Sozialisten. Von der Auflösung einer solchen Gruppe durch das Ministerium für Staatssicherheit erzählt der Film von Inga Wolfram. Im Jahr des IX. Parteitags erschien in der DDR auch der Roman »Kindheitsmuster« von Christa Wolf. Dort heißt es eingangs: »Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen. Wir trennen es von uns ab und stellen uns fremd.«
"

A.S.H. | 11.07.07 14:44 | Permalink