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Polizisten Hundertschaftsweise zur Steinigung freigegeben?

Da kommen einem ja, im wahrsten Sinne des Wortes, die Tränen:

[SPIEGEL ONLINE] Polizeigewerkschaft fordert Gummigeschosse
Die Deutsche Polizeigewerkschaft fordert einen besseren Schutz der Einsatzkräfte. Die Industrie habe wirksame Gummigeschosse entwickelt, die in vielen Ländern erfolgreich eingesetzt würden. "Nur in Deutschland werden Polizistinnen und Polizisten immer wieder Hundertschaftsweise zur Steinigung freigegeben", sagte der Landeschef der Gewerkschaft in Nordrhein-Westfalen, Rainer Wendt, in Duisburg.

Augenzeugen der AntiG8-Demonstration, nach welcher der pfiffige Polizeigewerkschafter seine Forderung aufstellte, berichteten da von ganz anderen Verletzungsursachen:

"Nachdem die ersten zwei Züge am Kundgebungsort angekommen waren, änderte sich die Situation schlagartig. Einheiten der Polizei griffen direkt die DemonstrantInnen an und schlugen wahllos um sich. 'Die Polizeikräfte sind mit erhobenen Schlagstöcken auf den noch ankommenden Zug los gerannt und haben willkürlich um sich geschlagen,' so Lotta Kemper. Wasserwerfer mit Tränengas wurden massiv gegen die Kundgebung und das Konzert am Stadthafen eingesetzt.
Ebenso willkürlich griffen Polizisten DemonstrantInnen mit Pfefferspray an.
Rund 100 DemonstrantInnen wurden nach Angaben des Republikanischen Anwaltsvereins (RAV) bis zum Abend festgenommen.

Bis zum Ende der Kundgebung gab es 156 verletzte DemonstrantInnen, von denen einige mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten sowie mindestens 532 Augen- und Gesichtsverletzungen durch Tränengas und Pfefferspray, erklärte Lotta Kemper. 'Daher wundern mich die hohen Zahlen an Augenverletzungen unter den Polizisten nicht. Die waren ja genau dort vor Ort, wo es zu massivem Einsatz von Tränengas kam.' "

Wie man lesen darf, verbreitet SPIEGEL ONLINE auch sonst ganz gern mal die ein oder andere Desinformation über die Proteste gegen den G8-Gipfel 2007:

"Noch 24 Stunden nach der Kundgebung verbreitete Spiegel Online: »Als ein Auto brannte, stachelte ein Redner auf der Kundgebungsbühne die militante Szene noch mit klaren Worten auf: ›Wir müssen den Krieg in diese Demonstration reintragen. Mit friedlichen Mitteln erreichen wir nichts.‹« Bei dem »Aufstachler« handelte es sich um Walden Bello, der die Kriege in Irak und Afghanistan für ein G-8-Thema hält. Der Satz »Mit friedlichen Mitteln erreichen wir nichts.« ist eine Erfindung. Laut »Phoenix«-Mitschnitt sagte Walden Bello: »Wir müssen den Krieg hier mit hineinbringen, denn ohne Frieden kann es auch keine Armutsbekämpfung geben.«" [jW]

A.S.H. | 04.06.07 11:30 | Permalink