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Köhler-Delegation bei Lula: Schwere Menschenrechtsverletzungen in Brasilien angeprangert

--von Klaus Hart, Sao Paulo--
Entgegen deutschen und brasilianischen Medienberichten sowie Presseerklärungen haben laut Angaben des mitreisenden Essener Weihbischofs Franz Grave bei den offiziellen Gesprächen von Bundespräsident Horst Köhler und seiner Delegation mit der Regierung Brasiliens die gravierenden Menschenrechtsprobleme des Tropenlandes eine wichtige Rolle gespielt. Wie Grave, Vorsitzender der Bischöflichen Komission ADVENIAT, in Sao Paulo auf Anfrage bestätigte, wurden auch Menschenrechtsverletzungen wie die alltägliche Folter, die Lage der politischen Gefangenen aus der Landlosenbewegung sowie die Verfolgung von katholischen Geistlichen wie dem Amazonasbischof Erwin Kräutler angeprangert. "Insbesondere von den Delegierten des Bundestages ist dies gegenüber dem brasilianischen Staatschef Luis Inacio Lula da Silva ganz kräftig angesprochen worden", sagte der Weihbischof.
Daß bei einem Treffen deutscher Politiker mit einem brasilianischen Staatschef gravierende Menschenrechtsprobleme einen Schwerpunkt bilden, konkret thematisiert werden, wäre ein bisher einmaliger Vorgang in der Geschichte beider Länder. Der Weihbischof teilte indessen nicht mit, welche Bundestagsabgeordneten der Delegation so außergewöhnlich konkret geworden sind. Lula habe darauf "angemessen und sehr staatsmännisch" reagiert, betonte Weihbischof Grave. Eine ethisch fundierte Wirtschaftspolitik, die Sicherung der Menschenrechte sowie eine gut funktionierende Rechtsprechung seien essentiell für eine Gesellschaft. "Natürlich liegt all dies in Brasilien schwer im Argen." Nötig sei eine globalisierte Wirtschaft, die die Solidarität nicht ausschließe. In Lateinamerika nehme die Zahl der Armen zu.
Zur Arbeit des Hilfswerks ADVENIAT in dem Tropenland betonte er: "Brasiliens Kirche ist eine solidarische Kirche, die nicht nur am Tropf der Unterstützungen hängt - Eigenkräfte werden motiviert, die Leute warten nicht nur auf unsere Hilfe."

Klaus | 12.03.07 00:54 | Permalink