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"Die Ankunft des Killers"

Brasiliens katholische Kirche und der Besuch von George Bush
--von Klaus Hart, Sao Paulo--
In bemerkenswerter Deutlichkeit hat der progressive Flügel der brasilianischen Bischofskonferenz(CNBB) zur zweitägigen März-Visite des US-Präsidenten George Bush in dem Tropenland Stellung genommen. CNBB-Umweltexperte Roberto Malvezzi, gleichzeitig Mitarbeiter der für Landkonflikte zuständigen Bodenpastoral(CPT), die von den deutschen Kirchen unterstützt wird, veröffentlichte über die katholische Informationsagentur ADITAL einen Kommentar unter der Überschrift "A Chegada do Matador"(Die Ankunft des Killers):"Ich habe mich immer gefragt, wie jemand ruhig schlafen kann, der zwei Kriege gestartet hat - gegen Irak und Afghanistan - wohl wissend, daß dort bereits 600000 Menschen getötet wurden, wohl wissend, daß täglich dort hunderte Menschen sterben, daß auch seine eigenen Soldaten Tag für Tag umkommen. Daß er die Ikone der Ölindustrie und des Krieges ist. Sie sagen, er sei ein religiöser Mensch, der früh aufsteht, um die Bibel zu lesen." Bush reise mit einem offenen Lächeln an, schlage unserer Biosprit-Industrie Geschäfte vor, "damit die Tanks der nordamerikanischen Autos gut gefüllt werden. Selbst wenn dadurch Millionen von Bäuchen leerer und leerer werden." Seit der Studentenzeit, so CNBB-Experte Malvezzi weiter, sei er nie jemand gewesen, der auf die Straßen ging, um "Yankees raus" zu rufen. "Aber diesmal denke ich, daß jene richtig liegen, die auf den Straßen `Raus mit Bush" skandieren. Claro, unsere Rufe werden nicht einmal gehört. Doch wir haben einen Serienkiller vor uns, einen Mann, der die brutalste Kriegsmaschinerie repräsentiert, die jemals durch die Menschheit konstruiert worden ist. Er ist das Gesicht der personifizierten Grausamkeit, jedoch mystifiziert, versteckt unter dem Erscheinungsbild des guten Amerikaners. Es ist wie in diesen Filmen aus seinem Land, in denen ein Mörder den Sohn eines Familienvaters umbringt - und dieser dann - im Namen der Gerechtigkeit - zu einem zehnmal schlimmeren Mörder wird. Diesmal, und sei es im Klo, beim Kotzen - Raus mit Bush."
In den brasilianischen Zeitungen wird darauf verwiesen, daß Bush von der brasilianischen Regierung nicht eingeladen worden war - der brasilianische Staatschef Lula die Bush-Visite also hätte absagen können. Bush reist nicht nach Brasilia, sondern empfängt Lula in einem Hotel in Sao Paulo. Die katholische Informationsagentur ADITAL, über die Bischöfe, aber auch Befreiungstheologen wie Leonardo Boff und Frei Betto wöchentlich ausführliche Texte und Analysen verbreiten, hatte zuvor Kommentare über den "Terroristen Bush" sowie über die "illegalen Geschäfte des Bush-Clans" veröffentlicht.
Roberto Malvezzi zur Biosprit-Frage:
http://http://www.ostblog.de/2006/12/brasiliens_menschenrechtsrepor.php

und die "Frankfurter Rundschau":http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?em_cnt=1089995

Klaus | 08.03.07 02:11 | Permalink