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DER SPIEGEL an der Front

Der Online-Ableger des wöchentlichen Nachrichtenmagazins aus Hamburg hat sich mit aller Deutlichkeit an die internationale Kriegsfront geworfen. Während das Mutterschiff in dieser Woche noch nationale Schlachten schlägt ("Mekka Deutschland - Die stille Islamisierung"), marschiert man im Online-Portal gleich bis an die irakisch-iranische Grenze:

Unter dem Banner "AHMADINEDSCHAD - der Mann, vor dem die Welt sich fürchtet" wird über die Festnahme britischer Seeleute durch iranische Sicherheitskräfte berichtet und schon der Titel rührt zu Tränen: Großbritanien ruft Weltsicherheitsrat um Hilfe. Gemeint ist wahrscheinlich der Sicherheitsrat der UNO, in dem Großbritanien mit den NATO-Verbündeten eine Alleinherrschaft ausübt. Es ist schon kurios wie man sich selber zur Hilfe rufen kann...

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Banner: SPIEGEL ONLINE

Aber Hilfe scheint auch dringend nötig, wenn man Spiegel-Online und der britische Außenministerin folgt. Die erklärt nämlich, sie sei "sehr besorgt über diese Bilder und jedes Anzeichen von Druck oder Folter". Daraus wird bei SpOn "die Sorge, die Entführten seien gefoltert worden". Das hat die Diplomatin zwar nicht gesagt, sondern das Wort "Folter" nur allgemein im Kontext des Wortes "Bilder" erwähnt, aber der Redaktion von SpOn hilft das ein anderes Problem zu lösen:

Im Kommentar muss sich Claus Christian Malzahn damit herumschlagen, dass 48 Prozent der Deutschen die USA für gefährlicher halten als den Iran - nur 31 Prozent glauben das Gegenteil! Das steht in einem unzumutbaren Widerspruch zum Banner, unter dem die Redaktion marschiert. "Höchste Zeit für eine Neuauflage von Re-Education." sagt Malzahn und greift tief in die WASP-Ideologie-Kiste. Seine Argumentation lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Juden - Ghettos - KZs - Antiamerikanismus - Auslöschung Israels - Achmadinedschad. Da weiß man doch, wo man lieber steht! Im dazu gehörigen Forum
wird zwar deutlich, dass seine infantile Assoziationskette nicht bei allen Lesern das erhoffte Lernergebnis bringt, aber was soll´s! Wer über den Krieg redet, nimmt an ihm teil.

Vielleicht sollte sich die SpOn-Redaktion lieber direkt mit den Werbern der US-Armee in Verbindung setzen. Die rekrutieren sogar minderbemittelte Ausländer für ihre Einsätze gegen die islamische Welt und wenn Mann oder Frau schön fleißig ist, kann man dort bis zum Gefängniswärter aufsteigen. Aber wahrscheinlich foltert Christian Malzahn lieber weiter seine Leser in Deutschland. (M.D.)

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,474585,00.html
http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,474554,00.html
http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=1376

A.S.H. | 29.03.07 10:46 | Permalink