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Neue Terrorwelle in Rio de Janeiro - übliche Regierungsversprechen

"Organisiertes Verbrechen beherrscht zunehmend den Staat"
US-Soldaten der Irak-Aggression machen Urlaub in Rio
--von Klaus Hart, Sao Paulo--
In Rio de Janeiro, dem nach Sao Paulo zweitwichtigsten Wirtschaftsstandort Brasiliens, dauert die Ende Dezember 2006 gestartete Terrorserie der hochgerüsteten Banditenmilizen an. Gemäß den wie üblich stark geschönten amtlichen Angaben sind bisher neunzehn Menschen getötet worden, darunter Polizisten, Busreisende und Gangster. Auch im benachbarten Teilstaate Espirito Santo gibt es Terroranschläge.

Attackiert werden wiederum Polizeiposten und -wachen, Bankfilialen und Geschäfte. Der Handel schließt vorsorglich in den am meisten bedrohten Stadtregionen auch wegen Banditendrohungen die Läden, Behörden geben ihren Angestellten arbeitsfrei. Dem Vernehmen nach wurden die neuesten Terrorattacken von Banditenchefs im Slum Mangueira vereinbart und geplant, der gleichzeitig Sitz der traditionsreichsten Sambaschule Brasiliens ist. Von Mangueira aus starteten danach Kommandos zu den Anschlägen in die verschiedensten Stadtteile. Rio de Janeiro, mit rund achthundert Slums, hat eine etwas höhere Bevölkerungszahl als Kuba, weshalb sich zahlreiche soziokulturelle sowie die Menschenrechte betreffende Vergleiche aufdrängen. Gemäß neuesten Studien gelten 3,1 Millionen Bewohner Rios als arm oder verelendet, hausen größtenteils in dem von Banditenmilizen neofeudal beherrschten Parallelstaat der Slums. Anders als in Kuba ist das lebendige Verbrennen Mißliebiger durch Banditen üblich. Den Autoritäten sind diese Zustände seit Jahrzehnten detailliert bekannt. Rios couragierte Chefinspektorin Marina Maggessi, inzwischen zur Kongreßabgeordneten gewählt, hatte erklärt:“Diese Banditenbosse sind Tyrannen – sie verbrennen Mernschen lebendig, verstümmeln und zerstückeln Slumbewohner, begehen Greueltaten jeder Art, dominieren die Slums mit aller Brutalität.“ Ein Großteil der jüngsten Terroranschläge geschieht am Slumkonglomerat „Complexo da Marè“. Vor rund zwei Jahren hatte der jetzige Präsident von Staatschef Lulas Arbeiterpartei(PT), Ricardo Berzoini, in seiner damaligen Funktion als Arbeitsminister gemeinsam mit Kulturminister Gilberto Gil diesen Slum besucht. Laut Presseberichten ließen sich beide von den dortigen gefürchteten Gangsterbossen die Visite genehmigen, fuhren, wie gefordert, ohne Bodyguards, Polizeibegleitung hinein, erkannten damit gemäß Politikwissenschaftlern die neuofeudale Diktatur der Banditenmilizen offiziell an. Paulo Sergio Pinheiro, Experte für Gewaltfragen an der Bundesuniversität von Sao Paulo:“All dies ist ein Skandal – geschähe derartiges in Berlin, Paris oder London, würde das im Parlament debattiert, würde die Regierung gestürzt.“
--Banditenmilizen und NGO—
Insider haben immer wieder angeprangert, daß nicht wenige brasilianische NGOs, die teils von europäischen Spendern finanziert werden, mit Banditenmilizen in den Slums freiwillig oder erzwungen zusammenarbeiten. Diese NGOs stellen sogar Räume für Banditenfeste zur Verfügung, verstecken Waffen und Drogen, geben Geld für Banditenbeerdigungen. Nicht selten sitzt im NGO-Vorstand ein Vertreter der Banditen. Als in Rio aus dem Slum-Projektgebäude einer europäischen NGO ein Videogerät gestohlen wurde, drohten die sich einmischenden Gangster damit, solange Menschen zu erschießen, bis der Apparat wieder auftaucht. Das war erst nach dem achten Toten der Fall. Ein brasilianischer Projektmitarbeiter dort:“So viel Geld von naiven Spendern wird vergeudet, weil die Projekte in Banditengewalt sind!“
--„barbarische Terroranschläge“—
Staatschef Lula hatte bisher ebenso wie seine Amtsvorgänger derartige Attentate stets als „Sicherheitsprobleme“ charakterisiert – jetzt sprach er erstmals von barbarischen Terroranschlägen. Auf der Stadtautobahn zum internationalen Flughafen stoppen Kommandos immer wieder Autos und rauben die Insassen, darunter auch ausländische Touristen, aus.
Gemäß Meinungsumfragen wird nach Auffassung der Rio-Bevölkerung über Gewalt, Verbrechen und Terror nur sehr reduziert berichtet. Dem Vernehmen nach geschieht dies, um dem Image des Landes nicht zu sehr zu schaden. Als ein Banditenkommando das große Reisebüro eines Europäers in Rio gestürmt und mit Maschinenpistolen wahllos auf die Angestellten gefeuert hatte, erreichte dieser durch persönliche Intervention bei den Medien, daß darüber bis heute nicht eine einzige Zeile veröffentlicht wurde
Der bevorstehende Karneval soll ein weiteres Mal von Spezialeinheiten der Armee beschützt werden. Deren Einsatz war erst zu den panamerikanischen Spielen geplant, die im Juli 2007 in Rio stattfinden.
Staatschef Luis Inacio Lula da Silva befürwortete schärfere Gesetze gegen das organisierte Verbrechen: “Bei den jüngsten barbarischen Untaten handelt es sich um Terrorismus, um terroristische Praktiken, die mit aller Härte bekämpft werden müssen. Das war nicht mehr der gewöhnliche Banditismus, den wir alle hier kennen. Man kann jetzt aber nicht nur dem Staatschef oder dem Gouverneur von Rio de Janeiro die Schuld für das Geschehene geben – nein, die ganze Gesellschaft muß dafür die Verantwortung übernehmen. Denn die Untaten sind das Resultat von Fehlern, die sich in der Gesellschaft seit langem anhäuften. Ich bin überzeugt – hier zeigt sich ein Werteverlust, aber auch ein Verfall, eine Verwilderung unserer Gesellschaftsstrukturen. Wenn die Familien zerrüttet, verwildert sind, wenn Vater und Mutter sich nicht mehr verstehen, der Sohn nicht mit dem Vater, werden all diese Probleme schwerlich zu lösen sein, wird dies auch die Polizei nicht schaffen, gegen die Gewalt nichts ausrichten können. Die ehrlichen Arbeiter, die morgens aus dem Haus gehen, müssen sicher zur Familie zurückkehren können.“
--"Sehr perverse weiße Elite in Brasilien" - Problem Straflosigkeit--
Brasiliens Qualitätsmedien widersprachen Lulas Argumentation. Der Staatschef habe ein weiteres Mal so getan, als seien andere, und besonders seine Amtsvorgänger an der Lage schuld. Beim Amtsantritt vor vier Jahren habe Lula im Grunde genauso dahergeredet, in puncto öffentlicher Sicherheit viel versprochen, doch fast nichts realisiert, die Mittel für Verbrechensbekämpfung sogar stark gekürzt. Die Terroranschläge der Banditenmilizen Sao Paulos vom letzten Jahr würden derzeit von Lula nicht einmal erwähnt, hieß es in den Kommentarspalten.
Sao Paulos damaliger Gouverneur Claudio Lembo hatte erklärt:"Wir haben eine sehr üble Bourgeoisie, eine sehr perverse weiße Elite in Brasilien. Dies ist ein zynisches Land. Der nationale Zynismus tötet Brasilien. Dieses Land ist desintegriert und verlor seine bürgerlichen Werte. Die soziale Frage ist gravierend. "
Roberto Busati, Präsident des brasilianischen Anwaltsverbands OAB, lehnt die von Lula befürworteten schärferen Gesetze ab: “Wir brauchen keine härteren Gesetze – nötig ist vielmehr, die Verbrecher überhaupt zu verurteilen. In diesem Land ist bereits zur Normalität geworden, daß sich immer wieder solche Attentate, solche Akte der Barbarei ereignen, die Bevölkerung in Schrecken versetzen. Doch die Täter werden einfach nicht bestraft. Das große Problem dieses Landes ist die Straflosigkeit – sie ist wie ein Krebsgeschwür, das die Gesellschaft zersetzt und zerstört. Bei jenen, die jetzt einen Bus anzündeten, in dem acht Menschen lebendig verbrannten, handelt es sich um Berufsverbrecher, die schon seit langem hinter Schloß und Riegel sein müßten. Doch alle befinden sich weiter auf freiem Fuß. In diesem Land kommt es stets nur zu Behelfs-und Notlösungen – doch man muß das Übel endlich einmal an der Wurzel packen. Das Verbrechen ist immer besser organisiert, die Polizei dagegen immer schlechter. Das organisierte Verbrechen beherrscht zunehmend den brasilianischen Staat.“
Busati erinnerte an die Ermordung der nordamerikanischen Amazonas-Missionarin Dorothy Stang von 2005 im extrem gewaltgeprägten Teilstaate Parà. Damals sei von der Regierung ebenfalls viel versprochen, doch nichts gehalten worden. „Heute redet niemand mehr von der Lage in Parà.“ Lula hatte damals von scharfem Durchgreifen wie jetzt in Rio gesprochen. Die Medien reagierten mit Hohn und Spott, wiesen auf die zehntausenden Gewalt-Toten im „unerklärten Bürgerkrieg“ des Tropenlandes. Lula, so hieß es, spule lediglich den „Kit Massacre“ ab, für solche Fälle vorbereitete Propagandaanweisungen, die auch das Ausland beruhigen sollten.
Straflosigkeit betrifft auch die Lage im Straßenverkehr, bleibt es daher bei landesüblicher bewußter Fahrlässigkeit. In Deutschland gab es 2006 rund 5000 Verkehrstote, in Brasilien, mit einer nur etwa doppelt so großen Einwohnerzahl und deutlich weniger Fahrzeugen, jedoch über 60000(!!). Ende 2006 veröffentlichte die Qualitätszeitung " O Globo" eine Artikelserie unter dem Titel "Illegal - na und?" An zwei wichtigen Kreuzungen des vor allem von Mittel-und Oberschichtlern bewohnten Strandstadtteils Barra da Tijuca zählten die Reporter tagsüber innerhalb von zwanzig Minuten insgesamt 123 Autos, die bei Rot über die Kreuzungen fuhren. Auf einem Foto waren die rote Ampel und direkt darunter zwei bewaffnete Rio-Sheriffs zu sehen, die sich an dem Verkehrsdelikt nicht störten. Ebenso wenig hinderte die Autofahrer die Präsenz der Sheriffs daran, bei Rot weiterzupreschen. Man stelle sich eine solche Situation in Berlin, Hamburg oder München vor. "Pech" haben Fußgänger, die bei Grün über die Straße wollen, aber dank solchen gewöhnlich tolerierten Fahrerverhaltens ihr Leben verlieren. Autofahrer aus Ländern dieses rücksichtslosen Fahrstils haben gewöhnlich große Eingewöhnungsprobleme in Ländern, die dies nicht dulden - und jene Staaten daher nicht selten als engstirnig, pingelig, eklig intolerant und bürokratisch-kalt einstufen. Die Zeitungen Rios veröffentlichen regelmäßig Fotos, die zahlreiche Einschüsse in Verkehrsschilder zeigen - diese als Zielscheiben, auch vom Auto aus, zu benutzen, ist weithin üblich.
--Berufskiller, Killerspiele, Killervideos—
In dem Drittweltland werden jährlich über fünfzigtausend Morde begangen, doch gemäß jüngsten Studien nicht einmal fünf Prozent dieser Verbrechen überhaupt aufgeklärt. In Rio de Janeiro lag laut Presseberichten die Rate letztes Jahr sogar nur bei 1,31 Prozent. Somit laufen anders als in Kuba hunderttausende Mörder frei herum, gehört zu den Eigenheiten Brasiliens, daß dort ein Großteil der Bewohner Mörder persönlich kennt und mit ihnen zwangsläufig Kontakt hat. Mörder bieten selbst Ausländern im Alltag immer wieder an, Mißliebige, Leute, mit denen es Probleme gibt, zu liquidieren. In Sao Paulo hatte eine Textilhändlerin einem Geschäftskunden zahlreiche Kleidungsstücke überlassen, die er nach deren Verkauf bezahlen sollte. Der Geschäftskunde verschwand indessen mit dem Geld, wollte nicht bezahlen – ein recht häufig auftretender Fall in einem Land, das laut Schriftsteller und Kolumnist Joao Ubaldo Ribeiro von einer „Kultur der Unehrlichkeit und Scheinheiligkeit“ gezeichnet ist. In einer der großen Sambaschulen Sao Paulos wurde der Textilhändlerin daraufhin angeboten, den Geschäftskunden gratis ausfindig zu machen und zu töten.
Killerspiele, Killervideos, weit sadistischer und auch sexistischer als die in Deutschland bekannten, sind seit Jahren bei Brasiliens Kindern und Jugendlichen hochpopulär, dienen bekanntermaßen den Banditenmilizen als direkte Anleitung zu perversesten Gewalttaten. Auch in Mittelschichtsfamilien der Großstädte finden zahlreiche Eltern nichts dabei, wenn ihre Kinder die Killerspiele ganz laut stellen, damit man nicht nur die Mpi-Salven, sondern auch die Einschüsse in die Köpfe ganz deutlich hört. Beinahe den ganzen Tag sich mit Massenmorden am Monitor zu beschäftigen, ist in Städten wie Rio und Sao Paulo für zahllose Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, völlig normal. Ein 26-jähriger Mann jetzt in Sao Paulo:“Zu den Weihnachtsfeiertagen habe ich wegen des neuen tollen Killerspiels meine Freundin weggeschickt – das Game ist einfach geiler.“
Nach den jüngsten Brandanschlägen auf Busse Rios haben Fahrgäste erstmals kleine Feuerlöscher griffbereit dabei.
--Mitverantwortung von SI-Vize Brizola—
Zu den politisch Mitverantwortlichen für die Stärkung des organisierten Verbrechens von Brasilien zählt der inzwischen verstorbene Linkspopulist und Großgrundbesitzer Leonel Brizola, einst auch Vizepräsident der Sozialistischen Internationale – nach eigenem Bekunden enger Freund Willy Brandts. Brizola wurde zwar von den Putschgenerälen des Jahres 1964 exiliert, unterhielt indessen nach seiner Rückkehr 1982 beste Beziehungen zum letzten Diktaturchef Joao Figueiredo und ging immer wieder Wahlbündnisse mit der Regimepartei PDS ein. Die Sozialistische Internationale störte sich offenbar nicht an diesen Details, als sie Brizolas linkspopulistische PDT(Partido Democratico Trabalhista) in ihre Reihen aufnahm und den Caudilho zu einem der SI-Vizes machte. Wie ein Filialleiter der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung im Interview erläuterte, geschah die Aufnahme aus „pragmatischen Gründen“´, „man war froh, daß überhaupt eine Partei aus Lateinamerika, wie die PDT, zur Sozialistischen Internationale dazugehört und schaute nicht so genau hin, was diese tut.“ Wie das führende brasilianische Nachrichtenmagazin „Veja“ schrieb, übernahm Brizola wie kein anderer nationaler Politiker den Regierungsstil seines Vorgängers im Gouverneursamt von Rio, Chagas Freitas, der sich von Rios Unterwelt, darunter den Bossen der Slums und den Chefs des verbotenen Glücksspiels „Jogo de Bicho“ unterstützen ließ. Konzessionen an die Banditenbosse seien üblich, hieß es, weil diese in den Slums von Rio traditionell darüber bestimmten, welche Kandidaten gewählt würden. Brizolas Idol und geistiger Ziehvater war Diktator Getulio Vargas, ein Hitlerverehrer und Judenhasser. Schriftsteller Stefan Zweig hatte sein PR-Buch „Brasilien – ein Land der Zukunft“ unter der Vargas-Diktatur geschrieben. Brasiliens Zweig-Biograph Alberto Dines aus Sao Paulo:“Stefan Zweig machte ein Geschäft mit der Vargas-Regierung – er schrieb ein Buch zugunsten Brasiliens im Tausch gegen ein Dauervisum, erhielt es mit unglaublicher Leichtigkeit. Und wenn er ein Buch verfaßt, das günstig für das Land ist, wird er eben bestimmte Dinge nicht sagen.“ Zweig, so hieß es, unterhielt enge Kontakte zu Diktator Vargas, an den mitten in Rio ein neues großes Memorial erinnert.
Zur Lage in der Zuckerhutstadt schreibt die Qualitätszeitung "O Globo":"Rio glaubt seit langem nicht mehr an Rio. Die Landschaft ist zwar hübsch, aber häufig nutzlos. Gewalt, Dekadenz, Flucht von Fachkräften, Abwanderung von Unternehmen, Verdreckung der Strände - all dies hat jenen, die hier wohnen, das Vertrauen genommen. Chico Buarque sagte, daß es gelegentlich hochschlagende Empörung gebe, sich die Leute danach aber an die Dinge gewöhnten. Das allgemeine Gefühl ist, daß es morgen schlechter sein wird als heute."
Brasiliens bester Liedermacher Chico Buarque aus Rio sagte zu den jüngsten Terroranschlägen:"Man fühlt sich jetzt nicht unsicherer als vorher - was jetzt passierte, war erwartet worden. Als es in Sao Paulo losging, verstanden die sensibleren Zeitgenossen, daß dies auch hier geschehen könnte. All dies hier ist keinerlei Überraschung. Wir sind diesen Dingen immer mehr unterworfen. Seit ich hier lebe, kenne ich viele verschiedene Rio de Janeiros. Viele Städte sind zu stark gewachsen, wurden schlechter."
Chico Buarque zählt zu den hervorstechendsten Kuba-Sympathisanten Brasiliens, hat immer wieder den Kulturaustausch persönlich gefördert.
Ricardo Cro, Bewohnerpräsident eines Armenviertels von Rio, betonte jetzt:"Wie Schriftsteller Zuenir Ventura hervorhob, leben wir in einer geteilten Stadt. Diese Apartheid hier öffnet die Türen weit, damit Kriminelle, ob in Uniform oder nicht, Zivilisten oder Militärs die öffentliche Gewalt in den verschiedensten Sektoren ersetzen. Was diese Bevölkerung in den letzten Jahren, unter der Herrschaft der Verbrecherkommandos und jetzt, unter den neuen Milizen erleidet, ist unvorstellbar." Auch Deutschlands Pseudo-Menschenrechtler, Pseudo-Drittweltbewegte selbst aus der Latino-Szene interessiert indessen just die konkrete Lage der Slumbewohner Rios, von Ausnahmen abgesehen, einen Dreck - vorgegebene Mainstream-Themen sind ihnen weit wichtiger.
Auf dem UNO-Index für menschliche Entwicklung liegt Brasilien auf Rang 69, in der Gruppe jener Länder mit mittlerem Entwicklungsniveau. Kuba lag 2004 noch auf Platz 52, mit Staaten wie Deutschland, Schweden und den USA in der Gruppe jener Länder mit hohem Entwicklungsniveau. Unterdessen ist der Inselstaat auf den 50. Platz vorgerückt. Das erklärt möglicherweise die scharfe Kritik vieler Medien und Politiker an den dortigen Zuständen. Nach Brasilien reisen gemäß amtlichen Angaben derzeit jährlich über fünf Millionen Ausländer, nach Kuba über zwei Millionen. Anders als in Kuba zählt in Rio de Janeiro ein Großteil des Stadtgebiets, insbesondere der Parallelstaat der Slums, zu den No-Go-Areas.
Brasiliens Intelligentsia erörtert seit Jahrzehnten fruchtlos in den Medien oder auf Konferenzen ausführlich, wie die vielfältigen Probleme des Tropenlandes gelöst werden könnten. Ein im Lande weilender japanischer Wirtschaftsexperte, der die Verhältnisse recht gut kennt, wurde im Zeitungsinterview gefragt, welche Lösungswege er als Ausländer sehe. Der Japaner antwortete mit nur zwei Worten: "Gesetze einhalten." Brasilien hat in Bezug auf Menschenrechte oder auf den Umweltschutz hervorragend und sehr detailliert ausgearbeitete Gesetze.
--US-Soldaten von Irak-Aggression nach Rio--
Unterdessen nimmt laut Presseberichten die Zahl der US-Soldaten zu, die ihren "Feldurlaub" vom Krieg gegen den Irak in den Strandvierteln der Zuckerhutstadt verbringen, als sehr zahlungskräftige Gäste in den teuersten und schicksten Bars, Diskotheken, Bordellen und Restaurants sehr willkommen sind. Ein Teil der Frontsoldaten bekam den Flug von der US-Regierung bezahlt, die ein spezielles Erholungsprogramm für Soldaten unterhält, die im Irak, aber auch in Afghanistan, Kuwait oder Pakistan stationiert sind. Zitiert wird zudem die US-Reiseagentur "Tours Gone Wild" mit Sitz in Miami, bei der immer mehr Frontsoldaten buchen. Auf ihrer Website präsentiere sie Fotos von "heißen brasilianischen Frauen mit großen Brüsten" an Stränden oder in Nachtclubs. Zu den Militärs zählen Offiziere ebenso wie Kanoniere der Artillerie oder Scharfschützen. Als bevorzugter Strand der Soldaten gilt Ipanema.

http://www.ostblog.de/2006/03/militaereinsatz_in_den_slums_v.php

http://migrationsblog.swr.de/2007/01/18/jugendbanden-in-los-angeles-ein-ex-polizist-berichtet/#more-256


Oslo

Kubaner sind in Scandic-Hotel nicht mehr willkommen

Skandinaviens größte Hotelkette nimmt keine Gäste aus Kuba mehr auf. Der Hilton-Konzern hat die Häuser gekauft - und beruft sich auf den US-Boykott.

VON HANNES GAMILLSCHEG

Fünf Jahre lang war die kubanische Delegation im Osloer Scandic-Hotel "Edderkoppen" abgestiegen, wenn sie zu Norwegens jährlicher Tourismus-Messe nach Lillestrøm kam. Als die 14 Mann starke Gruppe vor der Neuauflage in der kommenden Woche dort wieder ihre Zimmer buchen wollte, war sie nicht mehr willkommen. Seit dem vergangenen Frühjahr gehört Scandic zum Hilton-Konzern, und daher gelten nun US-Regeln in Skandinaviens größter Hotelkette.

Die Aufnahme der Kubaner hätte gegen den Handelsboykott verstoßen, "dem wir als US-Gesellschaft zu folgen verpflichtet sind", erklärt die Hilton-Sprecherin Linda Bain. Geir Lundkvist, Scandics Nordeuropa-Manager, bestätigt den Zusammenhang, ohne den Fall weiter kommentieren zu wollen: "Wir haben ihnen Zimmer in einem anderen Hotel verschafft, und damit sind sie hoffentlich zufrieden."


In Oslo hagelt es Proteste

Doch so einfach machen es dem Norweger weder die abgewiesenen Gäste noch die eigenen Landsleute. In kubanischen Medien macht der Fall Schlagzeilen. "In Europa bestimmt Helms-Burton", schrieb die Zeitung Granma unter Hinweis auf das Gesetz, das Handelsbeziehungen von US-Unternehmen zu Kuba unter Strafe stellt. Auch in Oslo hagelt es Proteste. "Völlig unakzeptabel" nennt Raymond Johanson, Staatssekretär im Außenministerium, die Abweisung. "Das klingt nicht, als ob die norwegischen Regeln eingehalten wurden."

Das Antirassistische Zentrum hat Anzeige gegen Scandic erstattet: "Nach Paragraf 349a des Strafgesetzes darf niemandem auf Grund von Staatsbürgerschaft oder ethnischer Zugehörigkeit der Zutritt verwehrt werden", sagt dessen Leiter Henrik Lunde. Der Gewerkschafts-Dachverband LO fordert die Regierung auf, gegen die "gesetzwidrige Blockade" vorzugehen, und der Verband der Kommunalarbeiter antwortet auf den Boykott mit einem Boykott. Er hat insgesamt fast 500 Zimmer in Scandic-Hotels abbestellt, die man für mehrere Konferenzen gebucht hatte. "Es ist unannehmbar, dass die USA einer ganzen Welt ihre Politik aufdrücken wollen. Wir sind scharfe Gegner der Kuba-Blockade", sagt Vizevorsitzende Anne-Grethe Skårdal.

"Die Angestellten in der Buchungsabteilung waren verzweifelt, aber sie hatten ihre Befehle von oben", sagte einer der kubanischen Gäste der Zeitung VG. "Auch in Schweden hätten die Kubaner ein Nein bekommen", sagt Christina Kallgren aus der Hilton-Informationsabteilung, doch Peter Egardh von der Schwedischen Handelskammer erwidert: "In Schweden gilt schwedisches Recht, und zu diskriminieren ist hier ebenso verboten wie in Norwegen."

Bei Hilton bestreitet man, dass die Befolgung der US-Gesetze gegen das Verbot der Diskriminierung auf Grund von Rasse oder Nationalität verstoße. Doch Jens Eikaas, Chef der Rechtsabteilung im Osloer Außenministerium, hat Einwände: "Es steht Hotels frei zu bestimmen, wen man als Gäste haben will - solange sie im Rahmen der norwegischen Gesetze operieren. Doch die US-Gesetzgebung kann nicht als Grundlage für Unternehmen in Norwegen gelten, wenn sie gegen hiesiges Recht verstößt."

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Dokument erstellt am 07.01.2007 um 18:32:02 Uhr
Letzte Änderung am 07.01.2007 um 18:45:47 Uhr
Erscheinungsdatum 08.01.2007

Klaus | 04.01.07 15:12 | Permalink