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Südamerikas geostrategisches Süßwasserreservoir "Acuifero Guarani"

Brasilianischer Umweltexperte: Deutschland muß Sojaexporte aus Risikoregionen stoppen - zugunsten des Wasserschutzes
--von Klaus Hart, Sao Paulo--
Die zweitgrößten Süßwasserreserven der Welt befinden sich in einer geologischen Formation Südamerikas, werden von den Experten "Acuifero Guarani genannt und umfassen eine Fläche von der Größe Frankreichs, Spaniens und Portugals. Über siebzig Prozent dieses Süßwasserreservoirs entfallen auf Brasilien, der Rest auf Argentinien, Uruguay und Paraguay. Nicht nur Umweltorganisationen, sondern auch Politiker und die katholische Kirche dieser Länder sorgen sich um den Schutz des Wassers und wollen verhindern, daß große multinationale Unternehmen Exklusivrechte zur Ausbeutung dieser qualitativ sehr hochwertigen Wasservorräte erhalten.

Der Umweltexperte Alcides Faria arbeitet in der westbrasilianischen Provinzhauptstadt Campo Grande und hat etwa tausend Meter tief unter seinem Schreibtisch Millionen Jahre alte Wasserreserven aus der Zeit der Dinosauriere. Das Wasser gehört zum sogenannten Acuifero Guarani und ist vielerorts aber auch neueren Datums – Alcides Faria leitet eine Koalition internationaler Umweltorganisationen namens Rios Vivos, die dafür kämpft, daß die zweitgrößten Süßwasserreserven der Erde nicht vergiftet werden oder gar in falsche Hände geraten. Denn nicht wenige Umweltaktivisten werfen den USA vor, einen Zugriff auf den Acuifero Guarani zu planen, diese strategisch wichtigen Wasservorräte kontrollieren zu wollen. “Ich kann bisher kein imperiales Interesse der USA erkennen, sich des Acuifero Guarani zu bemächtigen, der ja immerhin zu vier verschiedenen Ländern gehört“, sagt Faria im Interview. „Da wird wohl von manchen Leuten ideologisch übertrieben. Ich stimme nicht mit der Bush-Regierung überein, sehe sie als ein Desaster für die Welt. Doch schwerlich vorstellbar, daß sich ein anderes Land den Acuifero Guarani aneignet, da er ja zu vier verschiedenen Ländern gehört. Aber wir müssen aufpassen, daß Gesetzesänderungen nicht eine Privatisierung der Wasserreserven begünstigen, daß also große Multis Exklusivrechte zur Ausbeutung des sehr hochwertigen Wassers erhalten – zum Nachteil der Bevölkerung. Das muß verhindert werden – und gegen solche Privatisierungspläne kämpfen wir. Die Brüderlichkeitskampagne der katholischen Kirche von 2005, die das Trinkwasser als Gemeingut herausstellte und gegen eine Privatisierung protestierte, war in diesem Sinne sehr wichtig.“
--Sojaanbau, Agrargifte, Appell anDeutschlands Verantwortung—
Große Sorgen macht Alcides Faria aber derzeit die Umweltproblematik: “Die größten Risiken bestehen dort, wo der Acuifero Guarani bis an die Erdoberfläche reicht. Denn dort können Agrargifte eindringen, die beim Sojaanbau geradezu massenhaft eingesetzt werden. Sogar das Regierungsinstitut EMBRAPA hat bereits vor solcher Kontaminierung gewarnt – Soja dürfte daher in diesen Regionen gar nicht angebaut werden.“

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Alcides Faria

Laut Alcides Faria werden indessen absurderweise die Sojapflanzungen wegen der starken internationalen Nachfrage rasch ausgeweitet, wird dafür viel Urwald illegal gerodet. Ganze Delegationen von brasilianischen Umweltaktivisten waren daher schon vor Jahren auch nach Deutschland gereist, um Regierung und Öffentlichkeit zu sensibilisieren, damit Druck auf Brasilia ausgeübt wird. Auch Experten von „Vivos Rios“ waren in Berlin und anderen deutschen Städten, kontaktierten Minister und NGO. Die Bundesregierung, so wurde gefordert, sollte keine Projekte mehr fördern, die nur dem Raubbau an der Natur durch Soja-Farmer dienten. Einfuhrverbote müsse es für Soja von Farmern geben, die Wälder abholzen, Sklaven, Halbsklaven und Minderjährige ausbeuten, internationale Arbeitsnormen mißachten, in Landkonflikte verwickelt sind, besonders gefährliche Agrargifte einsetzen.
Vorhersehbar blieben entsprechende Appelle an die umweltfeindliche rot-grüne Regierung – siehe Windkraftbluff, Landschafts-und Naturzerstörung, Artensterben, Autobahnbau, Verkehrsverlagerung von der Schiene auf die Straße, extremer Agrargifteinsatz in der Landwirtschaft ähnlich Brasiliens mit Giften deutscher Multis etc. - erfolglos. Rot-Grün rührte aus den bekannten Motiven keine Hand.
Jetzt erneuert der Rios-Vivos-Experte Alcides Faria die Aufrufe – auch zugunsten des Acuifero Guarani. “Wir appellieren deshalb an Deutschland und die anderen europäischen Staaten, die Sojaimporte aus diesen Risikoregionen, aber auch aus jüngst gerodeten Urwaldzonen zu stoppen. Korrekt wäre, kein Soja aus solchen Gebieten zu verbrauchen. Deutschland sollte genau nachprüfen, woher die Einfuhren stammen. Das würde hier große öffentliche Debatten auslösen, die brasilianische Regierung, die regionalen Autoritäten und auch die Sojawirtschaft zwingen, den Acuiofero Guarani endlich zu schützen. Wir hoffen auf die Sensibilität der Deutschen, überhaupt der Europäer, damit sich die Dinge ändern.“
Trittin, Fischer und Co. waren untätig geblieben – man wird sehen, was jetzt geschieht.
Alcides Faria macht eine interessante Rechnung auf:“Laut EMBRAPA könnte man Brasiliens Getreideproduktion in Amazonien und dem Savannengebiet verdreifachen, ohne einen einzigen Baum zusätzlich zu fällen. Doch dazu ist eine neue Mentalität notwendig!“
--Sklavenarbeit in Brasilien und Bioalkohol-Export nach Europa—
Glücklicherweise, so der Umweltexperte, reicht das Süßwasserreservoir nicht bis zur stark kontaminierten Industriemetropole Sao Paulo. Doch unweit der Stadt, in riesigen Zuckerrohrmonokulturen, dringen bereits Agrargifte ins Wasser ein.
“Derzeit wird international viel Rummel um sogenannten umweltfreundlichen Biosprit aus Zuckerrohr gemacht – doch die Umweltschäden, die hohen sozialen Kosten werden dabei genauso verheimlicht wie die Sklavenarbeit auf den Zuckerrohrfarmen. Auch die rasch wachsende Biosprit-Produktion Brasiliens bedroht die Süßwasserreserven.“
--deutsche Forscherin zur Problematik—
Die deutsche Forscherin Kim Weidenberg, die sich seit langem mit dem Acuifero Guarani, der Trinkwassersituation in Lateinamerika befaßt und an der Wasserkonferenz in Mexiko teilnimmt, analysiert:“Der Zugang zu Wasser wird Menschen durch Industrieabfälle, durch technische Unfälle, durch Verschmutzung an vielen Teilen auf der Welt verwehrt. Auswirkungen der Globalisierung auf den Zugang zu Wasser in den Ländern des Südens sind durch zunehmende Verschmutzung mit ungefilterten Abwässern und Vergiftung durch Agrarchemikalien oder tödliche Substanzen im Bergabbau verheerend. Die Ressourcen der Natur werden in Kapital von Firmen umgewandelt, zu Lasten der lokalen Bevölkerung.
Wasser wird für viele Industrieproduktionen in großen Mengen benötigt und vergiftet, vor allem im Bergbau, bei Abbau von Gold und Bauxit. In Ostamazonien führt der Abbau von Bauxit und die Weiterverarbeitung zu Aluminium zu zahlreichen lokalen Konflikten. Nicht nur massiver Wasserverbrauch und ungeklärte Abwässer sondern auch der hohe Energiebedarf der Industrieproduktion z.B. in der Carajás-Region erzeugen große Probleme für die lokale Bevölkerung, die ihrer traditionellen Wasserquellen und Einnahmequellen wie Fischen und Agrarwirtschaft beraubt werden.
Menschen müssen über die Gestaltung ihrer Naturräume und über die Verteilung lebenswichtiger Ressourcen selbst entscheiden können. Wird eine Ressource immer knapper, wie es bei der lebenswichtigen Ressource Wasser der Fall ist, wird der lokalen Bevölkerung die Entscheidungsgewalt, häufig sogar mit Verweis auf die ökologische und strategische Bedeutung des Ortes, entzogen. Immer öfter werden die Gestaltungskompetenzen einzig internationalen Institutionen wie der Weltbank zugeschrieben.
Am Beispiel des Grundwasservorkommens des Aquifer Guarani sind Interessenkonflikte deutlich sichtbar. Zwar wird das qualitativ hochwertige Wasser schon lange genutzt, aber dass sich die Mercosur-Länder Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay aus ein und demselben Grundwasserleiter bedienen, wurde erst vor rund 20 Jahren entdeckt. Im Mai 2003 haben die Mercosul-Länder Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay in Montevideo das GEF (Global Environmental Facility) Projekt „Guaraní Aquifer Environmental Protection and Sustainable Development Plan“ vorgestellt. Laut dem GEF ist das Grundwasservorkommen eines der wichtigsten strategischen Wasservorkommen der Welt. Das vorgestellte 4-Jahres-Projekt kostet 26,7 Millionen US Dollar. Es wird finanziert von der Weltbank, den Regierungen Deutschlands und der Niederlande, der Internationalen Atomenergiebehörde und der Organisation Amerikanischer Staaten. Mit dem Projekt sollen u.a. Basisdaten über den Aquifer erhoben werden. Das Projektziel ist nach offizieller Darstellung das gemeinsame Entwickeln und die Implementierung des nachhaltigen Managementplanes des Aquifers Guarani.
Die Mercosur Staaten sind im steigenden Masse von Grundwasser abhängig. In dem Staat São Paulo in Brasilien werden ca. 60.5 Prozent der Stadtgebiete ganz oder teilweise von Grundwasserquellen gespeist. Im Zusammenhang mit dem Wasser des Guarani gibt es eine Reihe von potenziellen Nutzungskonflikten. Als Gefahren des Projektes werden u.a. in der Aneignung von Wissen durch Firmen und die Nutzung für privatwirtschaftliche Zwecke gesehen.
Die Beteiligung der Zivilgesellschaft an dem GEF-Projekt und eine Präsenz der Öffentlichkeit in der Diskussion um das Wasser des Aquifers Guarani ist als sehr gering und kritisch einzuschätzen. An der Formulierung des Projektes waren keinerlei gesellschaftliche Vertreter beteiligt. Eine öffentliche Beteiligung und Information gab es auch in den ersten zwei Jahren es Projektes kaum. Im Jahre 2005 wurden auf Bestreben einiger NGOs Zivilvertreter zu den Konferenzen eingeladen. Es existiert jedoch kein Fundus, der eine Beteiligung finanziell unterstützt. Des Weiteren haben zivilgesellschaftliche Repräsentanten keinerlei institutionelles Mitspracherecht bei den relevanten Entscheidungen. Angesichts des starken Firmeninteresses an eigenen Wasserquellen befürchten Beobachter daher die Privatisierung und Teilprivatisierung von Quellen des Grundwasservorkommens.
Seit 2004 hat auch Uruguay als eines der vier Mercosur Länder das Menschenrecht auf Wasser in der Verfassung verankert. Das Menschenrecht auf Wasser ist Teil des Menschenrechts auf Nahrung und auf Gesundheit, die im Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte von 1966 verankert sind. Viele national und internationale NGO´s wie FIAN (Food First Information and Action Network) setzen sich dafür ein, dass Staat und die Privatwirtschaft Wasserverschmutzung oder Übernutzung unterlässt und den Zugang zu Wasser für alle garantiert. Die Forderungen für die Umsetzung des Menschenrechts auf Wasser beinhalten:
• Auf lokaler Ebene wird die Bevölkerung über ihre Rechte aufgeklärt und erhält rechtlichen Beistand und ihr Zugang zu Wasser wird wiederhergestellt.
• Auf nationaler Ebene werden Gesetze geschaffen, welche die Privatwirtschaft kontrollieren und Bevölkerung sowie Umwelt vor Wasserverschmutzung schützen. Der Bevölkerung stehen rechtliche Wege offen, um ihre Rechte einzuklagen und hat Beschwerde- und Partizipationsmöglichkeiten. Der Staat kontrolliert und setzt die Einhaltung der Gesetze durch. Dafür stehen ausreichende personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung.
• Auf internationaler Ebene erhält das Recht auf Wasser eine breite politische Anerkennung. Die Staaten kontrollieren ihre Unternehmen auch im Ausland. Hermesbürgschaften und Kredite werden nicht an Projekte vergeben, die zu Verletzungen des Menschenrechts auf Wasser führen. Die Staaten setzen sich in der bi- und mulilateralen Entwicklungszusammenarbeit dafür ein, dass das Recht auf Wasser geachtet wird. Die Weltbank und der IWF achten in ihren Projekten und Kreditvergaben sowie in ihrer generellen Politik das Recht auf Wasser. Staaten dürfen nicht – z.B. über Handelsabkommen – zur Liberalisierung und Privatisierung ihrer Wasserversorgung gedrängt werden.“
(FIAN Brasilien
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Zunehmende Zensur in Deutschlands Umweltmedien
Der obige Beitrag wurde von verschiedenen Websites übernommen, jedoch in zensierter Form. Wer sich die Mühe macht, das Original und die verbreitete Version zu vergleichen, ertappt die Zensoren rasch. Deren Motive sind leicht nachvollziehbar. Die Zensoren wollten Kritik an bestimmten Politikern und Parteien sowie an deren Kurs, aber auch Kritik an naturfeindlichen profitgierigen Unternehmen verhindern. Deshalb machten sie sich ganz im Sinne ihre Auftraggeber ans Werk. Und verfälschten diesen Originalpassus: „Vorhersehbar blieben entsprechende Appelle an die umweltfeindliche rot-grüne Regierung – siehe Windkraftbluff, Landschafts-und Naturzerstörung, Artensterben, Autobahnbau, Verkehrsverlagerung von der Schiene auf die Straße, extremer Agrargifteinsatz in der Landwirtschaft ähnlich Brasiliens mit Giften deutscher Multis etc. – erfolglos.“ Daraus machten die Zensoren allen Ernstes: „Entsprechende Appelle an die rot-grüne Regierung blieben erfolglos.“ Der extreme Agrargifteinsatz in der Landwirtschaft mit den gut untersuchten Folgen für die Artenvielfalt ist ein Fakt; daß der Verkehr brachial von der Schiene auf die Straße verlegt wird, läßt sich besonders gut in Ostdeutschland beobachten. Dort werden zudem immer mehr Autobahnen durch einst schöne, artenreiche Gegenden gebaut, woran nicht nur die entsprechenden Firmen enorm verdienen. Mehr PKW-und LKW-Verkehr - mehr Tierverluste. Landschafts-und Naturzerstörung – also auch ein Fakt. Und schließlich der Windkraftbluff: Selbst Regionen, die wegen ihres Artenreichtums geschützt waren, wurden zu häßlichen Industriezonen degradiert, indem man dort Windkraftwerke errichtete. Wie selbst von amtlichen Stellen, anerkannten Experten nachgewiesen wird, kommen in diesen neuen Industriezonen sogar zahlreiche vom Aussterben bedrohte Tiere ums Leben, krepieren Adler ebenso wie Fledermäuse. Ungezählte Arten verlieren ihren Lebensraum. Unter Rot-Grün wurde indessen in einer teuren, vom Steuerzahler finanzierten PR-Kampagne des Trittin-Ministeriums betont:“Wir fördern erneuerbare Energien, die ungefährlich sind für Mensch und Tier.“ Also krepieren keine vom Aussterben bedrohten Tiere an Windkraftwerken, lügen die entsprechenden Experten und Behörden? Ausbund an Scheinheiligkeit und Idiotie, daß diese neuen Industriezonen auch noch als „Parks“ bezeichnet werden. Die ebenfalls als ökologisch bejubelten Offshore-Windkraftwerke können laut neuen Studien zu einer tödlichen Gefahr für Tiere werden. „Nach zwei starken Zugnächten wurden auf einem Meßturm in der Nordsee mehr als 200 Vögel gefunden, die an diesem Hindernis den Tod fanden“, heißt es in einem entsprechenden Bericht.
Wer baut diese Windkraft-Industriezonen, wer verdient daran? Von Anfang an waren es auch Rüstungs-und Atomkonzerne, darunter Siemens. Atomkraft-und Windkraft-Unternehmer sind nur zu oft genau dieselben Leute. Neuestes Beispiel – die Firma Repower aus Hamburg. Einer im Januar 2006 veröffentlichten Repower-Pressemitteilung zufolge ist ab sofort das Frameatome-Tochterunternehmen AREVA mit einem Anteil von 20,9 Prozent am Grundkapital einer der Hauptaktionäre von Repower und Bertrande Durrande von AREVA neues Mitglied des Repower-Aufsichtsrates. „AREVA ist innovativer Hersteller von Kernkraftwerken“, heißt es lobend in der Repower-Pressemitteilung weiter. „Atomkonzern steigt bei Repower ein“, titelte das Hamburger Abendblatt. Der Repower-Vorstandsvorsitzende und frühere Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands(SPD) hat sich seit Jahren für die weitere Nutzung der Atomkraft ausgesprochen, immer wieder längere AKW-Laufzeiten gefordert. Gemäß den grünen Parolen wird Windkraft AKW ersetzen – eine Phrase so wahr wie die von den umweltfreundlichen Windkraft-Industriezonen. Bricht Deutschlands Stromversorgung zusammen, wenn Solar-und Windkraftanlagen vom Netz gehen? In den deutschen Medien heißt es immer wieder, diese und jene Anlage versorge soundsoviel Haushalte, gar Orte, Städte mit Strom. Auch nachts, wenn Solaranlagen völlig nutzlos sind? Und was ist, wenn kein Wind weht, was ist in „windschwachen Jahren“?
Die Artenschutzkonferenz vom März 2006 in Curitiba geriet vorhersehbar zur reinen Alibiveranstaltung, denn nur zu viele der Teilnehmer waren just von der Gegenseite. Unter Lulas Umweltministerin Marina Silva von einer Wunderheiler-Sektenkirche ging auch die Urwaldvernichtung in Brasilien vorhersehbar massiv weiter. Jedes Jahr vor allem in der Trockenperiode das Drama der Regenwaldbrände: Flammenwände von bis zu fünfzig Kilometern Länge fressen sich rasch voran - Millionen von Tieren, darunter ungezählte Jungvögel in Nestern, ungezählte Säugetierbabies verbrennen qualvoll. Hat sich Rot-Grün jemals für dieses Thema interessiert, gar bei der brasilianischen Seite Druck gemacht, gar eine entsprechende Kampagne gestartet - im Interesse des Artenschutzes? Nichts davon - kein Herz für Tiere, für die Weltnatur, könnte man polemisch sagen. Trittin machte sich bei seinen Brasilienreisen lediglich als Windkraftpropagandist einen Namen. Und wegen der Leerflug-Affäre: Trittin und Renate Künast hatten eine Challenger-Maschine der Flugbereitschaft laut Agenturberichten leer vergeblich auf die Reise nach Südamerika geschickt, den Flug dann aber womöglich wegen Mediennachfragen storniert, die leere Maschine nach Köln-Wahn zurückbeordert. Der Vorgang sprach Bände über das tatsächliche Umweltbewußtsein von Grünenpolitikern.
Der gesamte skizzierte Kontext, die genannten Fakten sind entsprechenden Banken, Industrien, Politikern sehr unangenehm. Deshalb, ein alter Hut aus der Geschichte, gibt es die Methoden der Propaganda, Manipulation und Zensur. NIcht zufällig hat das Internationale Presseinstitut (IPI) in Wien im Rückblick das Jahr 2005 als ein "verzweifelt schlechtes Jahr" für die aktuelle Berichterstattung der Medien bewertet. Der Jahresbericht listet Verstöße gegen die Pressefreiheit in mehr als 120 Ländern auf - auch in Deutschland macht die Mediensteuerung immer größere Fortschritte. Naturschützer kritisieren immer wieder, daß eben nicht nur in den Kommerzmedien, sondern auch in Umweltverbänden, Umweltmedien gezielt Leute plaziert werden, die nicht selten gegen gutes Geld oder einen sicheren Arbeitsplatz dafür sorgen sollen, daß nur genehme Informationen und Meinungen verbreitet werden, nicht aber Fakten und Analysen, die Wirtschafts-und Spekulanteninteressen schaden und stören. Und deshalb wird die Zensurschere eben sogar in einem Beitrag über Wasserreserven Südamerikas angesetzt. Den zensierten Beitrag erhielt auch ich selber mit folgendem Absender:
„Greenhouse/JPBerlin“ – greenhouse@jpberlin.de
Greenhouse/Junge Presse Berlin

Unter dem zensierten Beitrag stand:
„Greenhouse Infopool Berlin
Mika Latuschek Anselm Barrass
Greenhouse@jpberlin.de
www.nadeshda.org www.jpb.de

Entsprechende Anfragen bei den genannten Mailadressen wurden bisher nicht beantwortet. Institutionen wie das Tropenwaldnetzwerk erhielten den zensierten Text vom selben Absender und veröffentlichten den Beitrag daher zunächst, wie von den Zensoren beabsichtigt, in der verfälschten Form. Bisher war eine Klärung des Sachverhalts nicht möglich, da greenhouse@jpberlin.de nicht antwortet. Im Interesse der Sache sind klärende Informationen willkommen.

Klaus | 10.03.06 19:05 | Permalink

Kommentare

In Ordnung ist es nicht, doch Klaus Hart kann eigentlich dankbar sein, wenn ihm wohlmeinende Redakteure die schlimmsten fachlichen Fehler aus seinen Artikeln herausredigieren. Klar, Rot-Grün war eine große Enttäuschung, doch die Energiepolitik war immer noch das Beste. Das wird sicher in einigen Jahren auch von politischen Gegnern anerkannt werden. Klaus Hart aber gehört wahrscheinlich zu den "Klimaskeptikern", die immer noch den Zusammenhang von Kohlendioxidemissionen und Klimawandel leugnen (was heute nur noch ein paar versprengte Rechtsliberale tun) - anders ist sein Hass gegenüber Wind- und Solarenergie kaum zu erklären. Oder aber sein Strom kommt nicht aus der Steckdose...

Auch von den durchaus ernsthaften Anstrengungen einer grünen Agrarministerin, eine Landwirtschaft mit weniger Pestiziden und Chemie zu erreichen, hat er noch nie etwas gehört oder will es nicht. Künast verdient jede Menge Kritik für ihre Halbherzigkeit - aber doch nicht für die vier Jahrzehnte Agrarpolitik von CDU, SPD und SED, durch die die Böden und das Wasser erst verseucht und die Vögel zu Millionen aus ihren Lebensräumen vertrieben wurden. Und auch in den kommenden 40 Jahren werden wohl mehr Vögel dem Klimawandel zum Opfer fallen als von Windkraftanlagen erschlagen werden. Was Klaus Hart dann schreiben wird, ist ungewiss. Wenn aber sein derzeitiger Umweltjournalismus vom Schlage "Meinungsstärke ersetzt Faktenwissen" eine Zensur verdient hat, dann diese: "Ungenügend".

Verfasst von: Freimut Bittner | 28.10.06 02:12

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