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Zensiert - Pressefreiheit in Weissrussland ... und benachbarten Brudervölkern

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Grösseres Bild zensiert
Ohne Zensur

Die größte polnische Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" brachte heute zum ersten Mal seit ihrer Gründung 1989 eine zensierte Titelseite heraus. "Wir protestieren gegen die Menschenrechtsverletzungen und den totalen Krieg, den das Regime im Nachbarland der Meinungsfreiheit erklärt hat. Wir analysieren diesen in der Extra-Beilage, dessen Teil die heutige Titelseite darstellt." - erklärt Gazeta und fügt hinzu: Das ist unser Beitrag zu der Aktion von Amnesty International "Freiheit in Weißrussland".

AI verklebt heute in Brüssel und den größten polnischen Städten ca. 30.000 Poster mit den Bildern von fünf Politikern und Journalisten, die in Weißrussland repressioniert werden: Aleksander Wasiliew, Führer des Streikommittees Privater Unternehmer, Nikola Markiewicz, Chef-Redakteur der geschlossenen Zeitung "Pahonia", Andzelika Borys, Leiterin des in den Untergrund gegangenen Verbandes der Polen in Weißrussland (Związek Polaków na Białorusi - ZPB), Andrzej Pisalnik, Pressesprecher des Verbandes (ZPB), und Andrzej Poczobut, Chef-Redakteur des "Magazyn Polski" [Polnsiches Magazin].

Die Poster sind an Bäumen und Laternen in der Art befestigt, dass der graue Klebestreifen über den Mund der abgebildeten Personen geht. "So sieht Pressefreiheit in Weissrussland aus, wo die Gewaltmacht unabhängige Medien fast völlig zerstört hat" schreibt die Gazeta.

Ob Amnesty ähnliche Aktionen auch in Polen plant wo Schwule nicht auf die Strasse gehen dürfen; die polnsiche Medienlandschaft völlig an den zur Gazeta gehörenden Medien-Konzern Agora ausgeliefert ist und der polnische Tageszeitungsmarkt dichotomisch aufgeteilt ist zwischen neoliberaler "Gazeta Wyborcza" und rechtskonservativer "Rzeczpospolita", ist zur Zeit noch nicht bekannt.

Die bürgerliche Demokratie und deren Meinungsfreiheit bildet einen nichthinterfragbaren Horizont jeder kapitalistischen Gesellschaft, welcher nicht überschritten werden darf, sagte mal ein berühmter polnischer Philosoph im Mittelalter.

Michal Stachura | 23.11.05 10:21 | Permalink

Kommentare

@"die polnsiche Medienlandschaft völlig an den zur Gazeta gehörenden Medien-Konzern Agora ausgeliefert ist und der polnische Tageszeitungsmarkt dichotomisch aufgeteilt ist zwischen neoliberaler "Gazeta Wyborcza" und rechtskonservativer "Rzeczpospolita""

So ein Bullshit! Was ist denn bitte mit Axel Springer Polska und den Zeitungen der Neuen Passauer bzw. dieses norwegischen Konglomerat, dessen Name mir grade entfallen ist? An dieser Stelle Polemik ausgerechnet gegen Agora zu machen ist jämmerlich. Noch nie FAKT gelesen??

Verfasst von: r. | 27.11.05 13:43

An r.
Zu der Rolle, welche die Gazeta Wyborcza in der Erosion der Meinungsvielfalt in Polen spielt gibt es auf dem Ostblog bald einen längeren Artikel. Deshalb bitte ich "r." um etwas Geduld.
FAKT kenne ich natürlich, der ostblog hat über dieses Phänomen auch mehrmals berichtet nur spielt diese in einer anderen Liga als die Gazeta. Ähnlich ist es mit der Neuen Passauer und Orkla aus Norwegen, die im Regionalzeitungs-Betrieb aktiv sind aber keine sog. "meinungsbildenden" Medien polenweit darstellen. "Gazeta" ist nicht per se deshalb schutzwürdig, weil sie als einzige der grossen über Antisemitismus und Homophobie berichtet. Sie besitz die fragwürdieg Definitionsmacht wann, wo und wo z.B. Homophobie oder Antisemitismus vertreten wird. In Praxis biegt sie sich die Welt so zurecht wie es ihr grad passt und scheut deshalb auch nicht davor Rechtsextremisten zu vervielfältigen. Was an sich doch ein Widerspruch sein müsste, wenn diese es ernst meint. In Praxis ist dies aber eine Strategie.

Geduld bringt hier Aufklärung über die polnische Medienlandschaft, das diskursive und repressive Copyright der "Gazeta" in vielen Bereichen und den Habitus der Intelektuellen in Polen.

Gruß
Michal

Verfasst von: Michal Stachura | 27.11.05 16:07

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