« Banken retten DGB | Hauptseite | Erneut Preis für Bürgerinitiative Freie Heide »

Religiöse Apoteose und konservative Revolution in Polen

OstatniaWieczerza.jpg
"Ostatnia Wieczerza" [Das Abendmahl] von Maciej Świeszewski. Von rechts sitzen: Janusz Limon – Genetikprofesor Medizinakademie, Jerzy Kiszkis – Schauspieler, Władysław Zawistowski – Schriftsteller, Priester Krzysztof Niedałtowski, Krzysztof Izdebski – Maler, Stefan Chwin – Schriftstelelr, Jezus Chrystus, Jerzy Limon – Anglist Teatrologe, Aleksander – Sohn von Maciej Świeszewski, Kiejstut Bereźnicki – Maler, Paweł Huelle – Schriftsteller, Jan Kozłowski – Marschal der Pommern-Wojewodschaft und Jacek Tylicki – Maler

In der Hlg. Jan Kirche in Gdansk (Danzig) wurde am 11. November feierlich ein 8 x 5-Meterlanges Bild unter dem Titel "Das Abendmahl" präsentiert. Die vorlage lieferte eine Fotosession die der Autor Maciej Świeszewski bereits vor zehn Jahren anfertigte. Die Vernisage wäre von der Thematik her zunächst nichts ungewöhnliches, wenn auf dem Bild nicht statt der 12 Apostel, 12 zeitgenössische Personen verewigt wären die zum elitären Establishment der Stadt Gdansk (Danzig) gehören. Das blasphemische Motiv hätte ja auf Anhieb auch eine Kritik an den bestehenden konservativen Verhältnissen nach der Machtübernahme durch die rechtskonservative PiS liefern können und deren Gleichschaltungs-Politik. Nur als Kritik wird dieses Bild von nahezu niemanden in Polen aufgefasst. Der Autor Maciej Świeszewski ist Dozent an der Danziger Akademie der Künste und macht keinen Hehl aus seinen konservativen Überzeugungen. Auch die Wahl des 11. November dem nationalen Unabhängigkeitstag für die Präsentation ist wohl kein Zufall. Bislang protestieren nur KünstlerInnen die der Kunst-Zeitschrift Magazyn Sztuki nahe stehen. Mit Kunstprojekten und diversen T-Shirts gegen die Kaczynski-Brüder wehren sie sich gegen den Zerfall der Deomkratie.

Das Bild ist das Highlight der alljährlich stattfindenden Diskussionsveranstaltung "Areopag". Der diesjährige Areopag, der vom 9-13. November stattfand wurde durch religiöse Themen dominiert, obwohl er unter dem Motto "Natur, Bildung, Kunst" stand, bei dem sich Intelektuelle (u.a. auch die bekannte Bildhauerin Magdalena Abakanowicz, der Sänger Stanisław Sojka, der Regiseur Andrzej Wajda und der Schriftsteller Stanislaw Lem) in verschiedenen Foren mit kirchlichen Vertretern über den Zusamenhang zwischen Religion und Bildung austauschten.

Der Doppel-Wahlsieg der rechtkonservativen Prawo i Sprawiedliwosc (PiS) , die sowohl die Parlaments- als auch die Präsidentschaftswahlen in Polen gewann, hat schwerwiegende Folgen für den öffentlichen Diskurs in Polen. Dieser wird derzeit medial durch einen religiösen Fundamentalismus dominiert, der in Europa keinen Vergleich hat.

Die Ausländer- und Schwulenfeindlichkeit erreichte erst am Samstag auf Polens Strassen einen Höhepunkt als sich mehrere Hundert DemonstrantInnen friedlich dazu versammelten den UNESCO-Tag für Gleichberechtigung zu begehen und die Polizei diese Versammlung brutal auflöste.

Die Verherrlichung des rechts-konservativen Absolutismus der polnsichen Regierung die durch Rechtsextremisten gestellt wird ist nun soweit gediehen, das "Künstler" dazu übergegangen sind einen regelrechten Personenkult der neuen geistigen Führer zu etablieren. Erstaunlich ist dabei nur das die meisten Jünger die mit Jesus am Tisch sitzen eher der neoliberalen Platforma Obywatelska (PO) nahe stehen als der PiS mit welcher die erhofte Regierungskoalition zugunsten der Rechtsextremen LPR und Samoobrona scheiterte. Umso schwerwiegender fällt das Urteil, welches die auf dem Bild verewigten Intelektuellen über sich ausstellten, sich in Zeiten einer konservativen Revolution an einem religiösen Spektakel zu beteiligen. Vermutlich erhoffen sie sich damit ihren Anschluss doch nicht zu verpassen, da sie auf das falsche Pferd bei den Wahlen gesetzt haben.

Die PiS will nach eigenen Angaben eine moralische Wende einleiten. Der rechts-konservative Präsident Lech Kaczynski rief deshalb bei Amtsübernahme eine IV. Republik aus, um sich so von den bisherigen Republiken abzugrenzen. Wer dabei jedoch an plumpe stilistische Kunst-Vorgaben eines Hitler oder Stalin dachte wird überrascht sein. Die selbstgerechten neuen Führer sind schlieslich Katholisch. Deshalb kann eine Re-Christianisierung nur über eine neue Evangelisierung vorgenommen werden. Dies ist auch die versteckte Botschaft der präsentierten Arbeit "Das Abendmahl".

Das bei dieser Schmierenkomödie einige Künstler Hand in Hand nicht nur mit religiös-fundamentalistischen politischen Führern gehen, sondern in die Katholische Kirche integriert werden zeigt den Werteverfall einer solchen Kirche selbst.

014_3_gif.jpg

Politische Kunst in Polen ist Mangelware: Kritische Arbeiten des Magazyn Sztuki

Świeszewski, ist bekannt für seine konservativen Überzeugungen und als Gegner moderner Kunst. Der Monunentalismus und die Kopierfreudigkeit des Autors, der sich an grossen Vorblidern abarbeiten möchte ist gleichzeitig Zeugnis seiner künstlerischen Unfähigkeit. War es doch Świeszewski der als spiritus movens der"Pomorska Zachęta" in den 90er Jahren Hauptgegner "entarteter Kunst" war. So schmiss er alles kritische, was nichts ins konservativ-patriotische Weltbild Polens passte aus der Galerie raus (siehe Bild unten).

rumas_bog.jpg
Robert Rumas, "Gott ist in meiner Heimat ehrenvoll" (Einweckgläser), 1994 [in den Gläsern von links: Speck, Polnsiche Fahne, Honig, Wurst, Platikfiguren der Hlg. Maria, Tampons und Kleingeld, Hostien]

Frgalich ist inwiefern das blasphemische "Abendmahl" die guten polnischen Katholiken nicht beleidigt, wenn andere Arbeiten polnsicher Künstlerinnen wie Dorota Nieznalska's "Pasja" schon gerichtlich verfolgt wurden. Der Künstlerin warf man damlas vor sie beleidige religiöse Gefühle.


dorota_nieznalska_pasaja1.gif
Die einen kommen in den Knast die anderen werden in Kirchen gefeiert: Achtung! Verbotene Kunst "Pasja"

Bereits im Sommer wurde Świeszewski von der konservativen Wochenzeitschrift "Wprost" als der "Leonardo aus Danzig" und die Alternative zur entarteten zeitgenösischen Kunst gefeiert. Świeszewski bekräftigte damals, dass es sich um sein Lebenswerk handelt und er sehr traurig ist darüber, dass nicht der polnische Papst als erster das zweifelhafte Vergnügen haben wird das zu gross geratene Bild zu erblicken. Letzterer hat sich bekanntlich vor Fertigstellung auf die Reise in die ewigen Jagdgründe gemacht. In dem genannten Wprost-Artikel erzählt Świeszewski, dass er während seiner Arbeit an dem "Abendmahl", anfing "sehr scherzhaft die Leere welche aus der pseudo-avangardistischen, linken Kunst fliesst, zu spüren" . Dieser "gefährlichen" Tendenz die moderne Kunst auch mit gesellschafts- emazipativen Inhalten zu füllen wollen sich auch zwei Kollegen Świeszewski: Krzysztof Izdebski und Janusz Janowski entegegensetzen. In der danziger Künstler-Szene sieht man den Weltschmerz der drei genannten "Künstler", eher als Zeugnis ihrer Minderwertigkeitskomplexe und dem letzten Versuch ihre autoritären Vormachten an der danziger Akademie der Künste - entgegen dem Demokratisierungs-Druck jünger KünstlerInnen - erhalten zu wollen.

Michal Stachura | 21.11.05 20:24 | Permalink

Kommentare

Tekst to obrzydliwa manipulacja. Ciekawe co rozpedzenie nielegalnej demonstracji pedalow ma wspolnego z wrogoscia wobec obcokrajowcow?

Verfasst von: Giertych | 22.11.05 14:40

Der Ostblog erfreut sich als moderne alternative Informationsquelle steigender internationaler Beliebtheit. Der Ostblog bekommt deshalb auch Post. In diesem Fall leider keine Fan-Post, sondern Kritik von dem polnischen Fraktionsvorsitzenden der rechtsextremen Liga Polskich Rodzin (LPR)[Liga der Polnischen Familien] oder auch seinem alter ego. Leider ist der Text auf Polnisch. Hier die Übersetzung:

"Dieser Text ist eine ekelhafte Manipulation. Interessant, was hat denn das Verjagen einer illegalen Demonstration von Pedalen [sic!] mit Ausländerfeindlichkeit zu tun?"

Na ja ... ich frage mich nur warum der Kommentar unter dem Bericht zum Danziger Kunstwerk "Das Abendmahl" steht und nicht bei dem über den Toleranzmarsch in Poznan. Vielleicht war Romek zu aufgeregt und hat sich bei seiner polnischen Tastatur verschaltet. Jedenfalls freut uns, das die Nazis in Polen wissen, dass man ihnen auf dieser Seite der Oder auf ihre braunen Finger schaut.

Unterzeichnet wurde das ganze mit der Parlaments-Mail (roman.giertych@sejm.pl) von Roman Giertych, einem Abgeordneten der Liga Polskich Rodzin,
http://www.sejm.gov.pl/poslowie/posel5/081.htm

Verfasst von: Michal Stachura | 23.11.05 14:34

Die meisten Kritiker in der Bildenden Kunst oder Literatur schreiben, was die Leser oder Betrachter wahrnemen sollen. Bei der Beurteilung der Person des Herrn Günter Grass kann ich das sehr deutlich erkennen . so fragte ich mich:
ist Herr Grass ist Kaschube? wie das?. Nur eine polnisch -kaschubische Großmutter kommt darin vor, alle weiteren Namen, so auch der seiner Mutter - Knoff- sind deutsche oder ehemalige juedische Namen. Da wird aus einem viertel Kaschuben ein ganzer gemacht. ( Der groesste Kaschube den es gab) so schreien sie herum. Nicht einmal der Rassist Globke hatte es fertig gebracht aus einem viertel Juden einen ganzen zumachen. Aber diese Sippen-rassische Ideologie sitzt in den Köpfen fest, bei Deutschen ebenso wie bei den Polen. Unentwegt wird auf beiden Seiten von Mischfamilien usw. gesprochen und Minderheiten als rassische Sippen verstanden. Das sind alles alte Schlaeuche, in die man sogar alten Wein reingiesst. Bleibt noch nachzutragen, dass mein Freund in Gdansk, Gerard Knoff, ein Verwandter von der Mutter des Herrn Grass war, der als Mitglied der polnischen Minderheit 1939 nicht die deutsche Staatsbuergerschaft erhielt,, staatenlos wurde, dann ab 1943 ins KZ- Stutthof eingeliefert wurde und muesam überlebt hatte. Knoff erklaerte mir, dass ihre Familie aus Skandinavien eingewandert ist. Zu dieser Familie, also seinen Verwandten, hatte der Schriftsteller Guenter Grass nie Kontakte auf genommen , obwohl das Schicksal des Antifaschisten Gerard Knoff in Gdansk bekannt ist und in verschiedenen Veroeffentlichungen dokumentiert wurde.
***gerhardjeske@web.de. Copyr.
Nachdem ich mich im März in Danzig anders verhielt als der freiwillige SS-Anwärter
Günter Grass, ließ ich mich aus der HJ-Kompanie 1/ Zug 3 entlassen und ich erlebte den Untergang der Stadt durch die sinnlose Verteidigung des deutschen Militärs.
lebe in Hamburg und arbeitete als Dokumentarfotograf ab 1979 für das kaschubische Freilichtmuseum in Wdzydze- Kiszewski und Danzig - Gdansk
>

Verfasst von: Jeske Gerhard | 24.01.09 16:39

Kommentar schreiben

-->

(Wenn Du auf dieser Site noch nie kommentiert hast, wird Dein Kommentar eventuell erst zeitverzögert freigeschaltet werden. Danke für Deine Geduld.)



Please enter the security code you see here