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Komplott aufgeflogen?

Die junge Welt titelt heute „Komplott aufgeflogen“ und berichtet von angeblich schweren Vorwürfen gegen den Chefermittler der UN-Untersuchungskommission zur Aufklärung der Ermordung des ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri, Detlev Mehlis. Der Berliner Oberstaatsanwalt soll einem inhaftiertem Terroristen zehn Millionen Dollar für Beschuldigungen gegen Syrien geboten haben. Was dann kommt ist leider etwas dünn für eine Titelstory. Sieht man sich nämlich den Artikel genau an, so reduziert sich die Quellenlage auf nur eine einzige Person - den „inhaftierten Terroristen“ selbst. Dazu kommt, Mehlis persönlich hat ihm das Geld gar nicht angeboten, sondern zwei unbekannte „ausländische Ermittler“.

Schade, es sah anfangs nach einer guten Geschichte aus, zumal der „Terrier“ Mehlis bereits für ähnlich „eigenwillige“ Ermittlungsmethoden, beispielsweise im Berliner „La Belle“- Prozess, bekannt war. (Der Bombenanschlag auf die Berliner Diskothek „La Belle“ lieferte Mitte der 80er Jahre der Reagan-Administration den Vorwand für den Angriff auf Libyen) Damals, im Laufe des „La Belle“- Prozesses 1998, versuchte Staatsanwalt Mehlis einen der mutmaßlichen Drahtzieher des Anschlages zum Hauptbelastungszeugen gegen die Angeklagten (und gegen Libyen) aufzubauen. Für seine Aussagen sicherte Mehlis dem ehemaligen Libyschen Botschaftsangestellten, Musbah Abulgassem Eter, Straffreiheit zu, ein Haftbefehl wegen Mordes gegen Ihn wurde einfach aufgehoben.


Foto: libyen-news.de

Die ZDF-Sendung „Frontal“ deckte damals auf, dass Eter „bereits seit Jahren für die CIA gearbeitet und von Malta aus ein Netz so genannter Free-Lancer-Agents für die Amerikaner geleitet“ hatte. Eter blieb nicht der einzige enttarnte CIA-Mitarbeiter im Kreise der „La Belle“ - Attentäter.

A.S.H. | 15.11.05 12:33 | Permalink