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Vetriebenenzentrum von Adam und Eva in Polen geplant

- von Michal Stachura aus Warschau -

In der kleinen Ortschaft Rumia in Pommern an der polnischen Ostseekuste soll ein Adam-und-Eva-Vertriebenenzentrum entstehen. Dies verkundete der Vorsitzende des Zentrums Jakub Nurkiewicz, der sein Projekt als Antwort auf das nunmehr in Deutschland entstehende Vertriebenenzetrum unter Erika Steinbach betrachtet. Das polnische Vorhaben ist jedoch viel weitsichtiger und nimmt sich dem Gedenken von "ALLEN" Vertriebenen an.

"Wir nehmen das Leid der Menschen infolge von jahrzehntelangen Kriegen, die durch unseren Kontinent tobten, mit tiefem Respekt wahr, wir konnen jedoch nicht ubersehen, dass die Vorsitzende der Vertriebenen eine geburtige Deutsche ist, die nur deshalb in Rumia (Rehmel) geboren ist, weil ihr Vater, ein damals Polen okkupierender deutscher Soldat, zufallig gerade dorthin seine Versetzung bekamm (selbstverstandlich erst nach dem aus die dort ansassige Bevolkerung vertrieben wurde). Nach unserem Verstandniss fordert deshalb Erika Steinbach in diesem Sinne die Errichtung eines Zentrums lediglich fur sich als Vertriebene bezeichnende Menschen. Als weltoffene Personlichkeiten, sind wir naturlich mit dieser Idee einverstanden, man kann ja keinem Menschen verbieten sich als Vertriebener zu fuhlen."

Da jedoch die geplante Lokalisierung des Vertriebenenzentrums zu einem diplomatische Eklat zwischen Polen und Deutschland gefuhrt hat, wurde in Rumia, dem Geburtsort von Frau Steinbach, ein Burgerkommittee zur Errichtung eines alternativen Adam-und-Eva-Vertriebenenenzentrums ins Leben gerufen.

"Unser Zentrum konnte so ein Ort der Erinnerung an all die Personen werden, die sich als Vertrieben bezeichnen oder fuhlen, mit besonderer Berucksichtigung:

- der Vertriebenen Sowjets aus Afghanistan (1985),
- der Vertriebenen US-Amerikaner aus Vietnam (1974),
- der Vertriebenen Japaner aus Korea (1945),
- der Vertriebenen Deutschen aus Frankreich (1914),
- der Vertriebenen Franzosen aus Russland (1813),
- der Vertriebenen Polen* aus Madagaskar (1776),
- der Vertriebenen osmanischen Turken von Wien (1683)
- der Vertriebenen Hunnen aus Gallien (451)
- und der Vertriebenen Erika Steinbach aus Rumia (1945)"

Der beste Standort fur den Neubau eines solchen Vertriebenenzentrums ist laut Nurkiewicz eine unbenutzte Wiese zwischen Rumia und der Ortschaft Reda. Die Nazis hatten dort fruher einen Flughafen errichtet, der jetzt vollig verweist ist.

Original Bericht bei:
http://www.nowypompon.pl/

Nowy Pompon ist eine der wenigen Satirezeitschriften in Polen

Anmerkung M.S.:
*dies Vertreibung klingt egsotisch, es war aber ein sich als Pole deklarierender General Maurycy Beniowski der fur den franzosischen Konig Ludwig XV kampfte und 1776 vom Stamm der Ampansacabe zum Konig uber Madagaskar gewahlt wurde. Zwar wurde Polen zu diesem Zeitpunkt bereits unter dem alten Fritz, Katharina der Grossen und Maria Theresa in drei Teile aufgeteilt, um anschliessend fur ca. 120 Jahre von den Landkarten Europas zu verschwinden, nichtsdestotrotz seuftzten in Zeiten harter sozialistischer Mangelwirtschaft viele Traumer zu jenem polnischen Konig und weinten den Bananen und Zitronen nach die es wohl geben wurde... ware er nicht von der ansassigen Bevolkerung Madagaskrs vertrieben worden. Auszuge aus dem romantischen von Juliusz Slowacki verfassten dramatischen Poem "Beniowski" muss bis heute jeder polnische Gimnasiast als Pflichtprogramm auswendig lernen.

Michal Stachura | 25.05.05 13:50 | Permalink