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Die Zeichen einer politische Krise

In der zweiten Hälfte der 80er Jahre wurde eine empirische Langzeitstudie unter ostdeutschen Jugendlichen von Prof. Peter Förster begonnen und bis heute fortgesetzt.

Vom Ergebnis der 18. Welle seiner Untersuchung war der Sozialwissenschaftler jetzt selbst überrascht.

[FR]" Noch Anfang der 90er Jahre sei man in der Forschung davon ausgegangen, dass die Identifikation junger Menschen mit der DDR im Lauf der Zeit stetig abnehmen würde. Folgt man Försters Studie, dann ist das nur ein frommer Wunsch, dann halten immer mehr der heute Anfang 30-Jährigen den Sozialismus 'für eine gute Idee, die nur schlecht ausgeführt wurde' - und den Kapitalismus für 'menschenunwürdig'. 'Das zeigt', so der Leipziger Professor, 'wohin die Reise gegangen ist.'"

"Nach Försters Angaben hadert zwar fast keiner der heute 31-Jährigen rückblickend mit der Wende. Die meisten hätten sich 1989 enttäuscht von der DDR und ihrer Weltanschauung abgewandt. Eine begeisterte Hinwendung zum West-System sei daraus jedoch nicht gefolgt - im Gegenteil: Nur sechs Prozent der Befragten hielten den Kapitalismus 2004 für ein 'menschenwürdiges Zukunftsmodell', 72 Prozent verneinten dies. Die Hoffnung, dass das jetzige System erhalten bleibt, teilen noch ganze neun Prozent - 61 Prozent würden es, auch mit Hilfe machtvoller Demonstrationen, gerne abschaffen. Wobei junge Frauen (69 Prozent) weitaus unzufriedener mit dem Status quo sind als junge Männer (53 Prozent)."

Jene, die den Verfallsprozess DDR erlebt haben, kennen das: Es beginnt mit dem Umkippen von Zukunftshoffnungen in Zukunftsängste...

Quellen:
FR: Die DDR spukt in den Köpfen weiter
ND: Die Wossi-Generation

A.S.H. | 06.04.05 13:27 | Permalink