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"Ihr konntet ja nichts dafür!"

"Damit man den Opa oder Vater nicht auf der falschen Seite platzieren muss, wollen viele lieber nicht so genau wissen, was ihre Großeltern oder Eltern getan haben. Birte Petersen über ihren Vater:

Petersen: Es gab einen Punkt, wo ich ihn nicht so gerne nachgefragt habe, weil er gesagt hatte, dass er als Student der Chemie mal während des Krieges auch arbeiten durfte in einer Chemiefabrik. Da hatte ich immer den Eindruck, das könnte ja sein, dass das einer dieser Gaslieferanten für Auschwitz gewesen sein könnte. Da hatte ich doch eine ziemlich große Scheu, ihn danach zu fragen und mich da genau rein zu vertiefen. Ich habe ihn da kürzlich noch mal danach gefragt, und er hat mir gesagt, wie der Name der Firma war, das muss wohl eine kleine Firma gewesen sein, die, wie er sagt, Gasmasken getestet hatte, ob die gegen Giftgase dicht sind. Und diese Firma muss wohl auch Giftgas produziert haben. Ich vermute mal, dass sozusagen vielleicht keine engere Verbindung war zur Judenvernichtung, aber es war sicher auch keine Firma, die eine ruhmreiche Vergangenheit hatte. [...] Und bei dem Thema merke ich schon, dass ich eigentlich nicht gerne eine Antwort erhalten würde, die sozusagen beweisen würde, dass mein Vater in solche Aktivitäten verwickelt war."

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Grossvater schnippelte damals nur Kartoffeln, vergast hat er doch keinen... (Zyklon B-Büchsen in Auschwitz)

Ab und zu ist man positiv überrascht, wenn es einge JournalistInnen schaffen das Problem des Nationalsozialismus nicht auf die Zeit zwischen 1933-1945 zu reduzieren. Im DeutschlandRadio ging man der Frage nach, wie deutsche Familien heute über die Zeit des Nationalsozialismus reden. Dabei wurden Wiedersprüche zwischen öffentlichen Bekenntnissen zum Antifaschismus und der Verhalmlosung von Schuld im privaten Bereich sichtbar. Die schriftliche Fassung des ausgestrahlten Beitrages ist nun im Archiv des DRadios abrufbar.

Quelle: http://www.dradio.de/dlr/sendungen/kompass/342807/
(Veröffentlichung mit Erlaubnis des Autors)

Anmerkung von M.S.:
Der Beitrag von Christoph Fleischmann steht auch als mp3 zum Download bereit unter: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2005/01/27/drb_1445.mp3

Am 24. April wird eine ausführlichere Fassung dieses Beitrages(30-Minuten) auf WDR 3 (8.30 Uhr) und WDR 5 (22.35 Uhr) laufen. Das Skript steht dann auch auf den Homepages von WDR 3 und 5 (Sendung Lebenszeichen)

Homepage des Autors:
http://christoph-fleischmann.de/

Michal Stachura | 06.03.05 16:50 | Permalink