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Russisch-baltischer Streit. Zieht Deutschland die Fäden?

Die russisch-baltischen Streitigkeiten im Vorfeld der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Sieges über die Nazis halten an. So steht noch nicht fest, ob die Regierungschefs der drei baltischen Staaten der Einladung Russlands am 9. Mai nach Moskau zu kommen, folgen werden. Denn es herrsch Streit über die Vergangenheit. Immer wieder kommt es zu provakativen Gleichsetzungen Hitlers mit Stalin und zu antirussischen Ausfällen. Kürzlich sagte beispielsweise Vaira Vike-Freiberga, Präsidentin von Lettland:

"Am 9. Mai werden sie (die Russen) sich an ihren geliebten Dörrfisch machen, Wodka trinken und ihre Tschastuschki grölen und sich erinnern, wie heldenhaft sie das Baltikum eroberten"

Und an anderer Stelle: „Die Idee, dass wir 1944/1945 von der Roten Armee befreit worden sind, empfinden wir als unerhört“ (Der Ostblog berichtete bereits)

Vike-Freiberga war es auch, die Putin in Auschwitz das Buch "Lettlands Geschichte im 20. Jahrhundert" überreichte.
"Wie kann man nur ein so verlogenes Buch an so einem Ort übergeben!" schreibt daraufhin die ehemalige lettische Insassin des KZ Salaspils empört an Putin. In dem offenen Brief bezeichnet sie die Verfasser des Buches als Pseudohistoriker, welche die die Erinnerungen der noch lebenden Augenzeugen, der ehemaligen Insassen der mehr als 20 KZs in Lettland, nicht in Betracht zögen. In der "Geschichte Lettlands" wird nur Salaspils erwähnt und als Lager zur "Umerziehung durch Arbeit" bezeichnet.

"In dieser Geschichte steht kein einziges Wort davon, dass das KZ Salaspils eine Fabrik zur Gewinnung von Blut für die Wehrmachtsoldaten war, das regelmäßig von Kindern entnommen wurde", erinnert die ehemalige KZ-Insassin.

Einen neuen Player im russisch-baltischer Streit bringt jetzt die russische Wochenzeitschrift „Expert“ ins Spiel. In ihrer jüngsten Ausgabe merkt sie an, daß ohne Zustimmung Berlins eine derart aktive Kampagne gegen die Feierlichkeiten zu Ehren des Sowjetsieges in Litauen undenkbar sei.

Zitat "Rußland Aktuell":
"Das 20. Jahrhundert sei zu Ende gegangen, und Deutschland sei der Reue und Entschuldigungen 'wirklich müde'. Der 60. Siegestag sei 'eine Feier auf deutsche Kosten'. Wieder werde Berlin Reue zeigen müssen. Ein Scheitern der Moskauer Feierlichkeiten würde Deutschland von dieser Pflicht entbinden, so die Zeitschrift. Direkt könne sich Berlin nicht dagegen auflehnen. Deshalb unterstützten 'Bundestagsabgeordnete der verschiedensten Parteien' die baltische Haltung."

Siehe auch OST:BLOG: "Geschichte auf Lettisch"

A.S.H. | 16.02.05 10:07 | Permalink