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Nazis blieben nicht ungestört

Antifaschisten protestierten in Hannover, Weimar und Verden gegen Rechte

aus: http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=61790&IDC=2

Bei drei antifaschistischen Demonstrationen haben am Wochenende mehrere Tausend Menschen gegen Nazi-Aufmärsche und die rechtsradikale Infrastruktur protestiert.

»An nahezu jedem Wochenende zeigen sich Neofaschisten im ganzen Bundesgebiet bei Aufmärschen und Kundgebungen«, hatte noch in der letzten Woche eine Antifa-Gruppe gewarnt – und dabei nicht übertrieben. Allein in den letzten zwei Tagen demonstrierten insgesamt rund 300 Rechtsradikale durch Hannover, Weimar und das hessische Marburg. Allerdings blieben sie dabei nicht ungestört. Zahlreiche Menschen protestierten vor allem in Niedersachsen und Thüringen gegen das »braune Treiben«.
In Hannover demonstrierten etwa 2000 Menschen gegen einen NPD-Aufmarsch, an dem sich rund 150 Rechte beteiligten. Der dort als Redner angekündigte sächsische NPD-Fraktionschef Holger Apfel kam nicht. Zum Protest gegen den Aufmarsch hatten unter anderem Gewerkschaften und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes aufgerufen.
Im thüringischen Weimar protestierten rund 250 Menschen gegen einen Aufmarsch von 50 Nazis. Mit dem Motto »Nazis von der Straße zwiebeln« nahmen die Demonstranten auch Bezug auf eine Reihe von rechten Übergriffen während des Weimarer Zwiebelmarktes vor zwei Wochen. Versuche, den Nazis den Weg zu versperren, scheiterten am Widerstand der Polizei: Die Beamten lösten die Sitzblockaden umgehend auf. Nach der Demo erhob die Weimarer »Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus« scharfe Kritik an zum Teil überzogener Polizeigewalt unter anderem mit Übergriffen auf einen Körperbehinderten und eine Schwangere.
Im niedersächsischen Verden richtete sich der Protest von rund 200 Menschen gegen so genannte Nazizentren. Antifaschistische Gruppen in der Region befürchten, dass Verden nach dem Kauf eines Gutshofes durch eine Stiftung um den Hamburger Anwalt Jürgen Rieger zu einer Anlaufstelle für Rechte aller Richtungen im norddeutschen Raum wird. Der Verfassungsschutz hält es für möglich, dass Rieger den Hof als »Zentrum strategischer Planung« nutzen wolle.
Eine Strategie der Rechten scheint indes nicht überall aufzugehen: Versuche, mit häufigen Demonstrationen der öffentlichen Skandalisierung von Naziaktivitäten den Wind aus den Segeln zu nehmen, sind zumindest in Hessen kaum noch von Erfolg geprägt. Zum großspurig angekündigten »Tag der hessischen nationalen Jugend« fanden sich am Samstag nur rund 50 Rechtsradikale in Marburg zusammen. Eine ebenfalls angemeldete Nazidemo in Gladenbach fiel aus.

| 26.10.04 12:03 | Permalink