« Venezuela: Putschversuch vereitelt | Hauptseite | Gerechtigkeit und Freiheit »

«Melodie & Rhythmus»: DDR-Musikblatt ist wieder da

An den Zeitungskiosken hat im Mai eine ehemalige DDR-Zeitschrift ihr
Comeback: «Melodie & Rhythmus» (m&r), einst oft ausverkauftes «Fachblatt
für Tanz- und Unterhaltungsmusik». Die Musikzeitschrift mit einer
Startauflage von 15 000 Exemplaren kostet 3,90 Euro und soll zunächst
vierteljährlich erscheinen. «Sie ist eine Zeitschrift mit ostdeutscher
Geschichte und wird sich jenen verpflichtet fühlen, die eine ebensolche
Geschichte haben - Künstlern und Lesern», sagt der 36 Jahre alte
Musikjournalist Christian Hentschel, einer der beiden m&r-Herausgeber.

Seit 1957 erschien das einzige DDR-Musikmagazin monatlich; Abgesehen vom
farbigen Cover und dem begehrten bunten Poster in der Heftmitte wurde
sie in schwarz/weiß gedruckt. In der m&r gab es Nachrichten und Porträts
von nationalen und internationalen Künstlern und Berichte über
Neuerscheinungen des DDR-Plattenlabels Amiga.

Nach dem Mauerfall übernahm der Henschel Verlag Berlin die Herausgabe
der Zeitschrift. Wegen des damals rapide gesunkenen Interesses an
DDR-Medien stellte er 1990 «Melodie & Rhythmus» ein. Journalist
Hentschel, unter dessen Regie schon die Musikmagazine «gaffa» (1996 bis
2001) und «Cab Nightflight» (2001 bis 2003) entstanden, wagt sich nun
zusammen mit dem Musiker Tino Eisbrenner und dem Layouter Andreas Fack
an das Comeback des Blattes.

«Ostgeborene Musiker können heute in den Medien nichts mehr über ihre
Musik erzählen. Gefragt sind meist nur noch Details aus ihrem
Privatleben», berichtet Eisbrenner. Der in Mecklenburg-Vorpommern
lebende 41-Jährige war Sänger der DDR-Band «Jessica» («Ich beobachte
Dich»).

Die Leser von m&r sollen erfahren, welchen Weg Musiker aus den einstigen
sozialistischen Ost-Block-Staaten eingeschlagen haben. «Es geht um
Künstler, die in der DDR eine große Rolle spielten, aber inzwischen in
Vergessenheit geraten sind», sagt Eisbrenner. In der Startausgabe
erfahren die Leser zum Beispiel etwas über die ungarische Sängerin
Zsuzsa Koncz.

«Es wird uns großen Spaß machen, die Leser an diese Dinge zu erinnern,
ohne in Nostalgie zu schwelgen», sagt Eisbrenner. Auf den fast 100
Seiten von «Melodie & Rhythmus» gibt es aber auch Neues von Künstlern,
die keinen solch starken Bezug zu Ostdeutschland haben. «Es wird uns
ebenso Spaß machen, Alanis Morissette zu interviewen», sagt der Musiker.
In der Startausgabe gibt es ein Interview mit der kanadischen
Rocksängerin - sowie mit Lenny Kravitz und mit Faithless.

Das Blatt, das in Berlin produziert wird und am 14. Mai auf den Markt
kommt, widmet sich den Genres Jazz, Rock/Pop und, Folk/Folklore - und
auch Hörbüchern. Es gibt Artikel über Künstler, Plattenrezensionen und
Interviews. Zum Team gehören rund 20 Musikjournalisten. Die komplette
erste Ausgabe der neuen Illustrierten ist über Anzeigen finanziert. Neu
ist das Logo. «Es wird eine moderne Zeitschrift», sagt Eisbrenner.

www.melodieundrhythmus.com

natter | 13.05.04 00:59 | Permalink