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In Jena sollen auch Kriegsverbrecher und Altnazis als Verfolgte der SED geehrt werden

Sponsor setzt eine Denkmal-Variante durch, auf die Namen aller politischen Häftlinge in der DDR stehen sollen, also auch die von Kriegsverbrechern und Altnazis.

von Dirk Moldt

Am Donnerstag, dem 7. April fiel in Jena die Vorentscheidung für das dort geplante Denkmal für die Opfer der SED-Diktatur. Ein Kuratorium hatte zwischen fünf Künstlern einen Wettbewerb über die Gestaltung des Denkmals ausgerufen.
Allerdings hat das Verfahren einige Makel: Das Kuratorium wurde heimlich, also ohne jede Mitbeteiligung und Kenntnis der Öffentlichkeit zusammengestellt und dieses Kuratorium suchte auch wiederum ohne jede Mitbeteiligung der Öffentlichkeit die am Wettbewerb teilneh-menden Künstler aus. Außerdem wandelten sich in der Zeit des Verfahrens ein Kurator zu einem Wettbewerbsteilnehmer und ein Wettbewerbsteilnehmer zu einem Kurator.
Der Gestaltungsspielraum war ausgesprochen eng gefasst, denn Form, Material und Größe waren (auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit) bereits festgelegt worden.
Den Zuschlag bekam Sibylle Mania, eine Künstlerin aus Weimar, deren Idee in die Rich-tung ging, die heute in Jena Lebenden in die Gestaltung mit einzubeziehen, so dass sie sich mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Jedoch weigert sich der Sponsor, Karl Heinz Johanns-meier, dem Entwurf der Siegerin den Bauauftrag zu erteilen, weil seine Vorstellung, die Nennung aller in der DDR Inhaftierten, nicht aufgenommen wurde.
Dies, die Einbeziehung der Namen, war in der Ausschreibung jedoch nicht eindeutig vor-geschrieben. Die Kommission traute sich nicht, Johannsmeier darauf aufmerksam zu machen, denn dieser droht mit dem Rückzug seiner Spendenzusage. Genau davor fürchten sich die Jenaer Kommunalpolitiker, denn die Stadt hat ihrerseits bereits eine beträchtliche Summe für das Pro-jekt ausgegeben.
Frau Mania zog daraufhin ihren Entwurf zu rück und begründete dies einerseits damit, dass sie kein Denkmal errichten möchte, das auch Nazis und Kriegsverbrecher ehrt und natürlich auch damit, dass die Nennung der Namen im Auftrag nicht vorgegeben war.
Die beiden Jenaer Zeitungen übernahmen die Argumentation von Johannsmeier, ohne sich mit dem Verfahren befasst zu haben.
Die Version mit den Namen wurde bereits vor einigen Monaten von einer Gruppe Histori-kern der Jenaer Universität verworfen. Ihre Gründe lauteten, u. a. dass auch Kriegsverbrecher in die Liste aufgenommen würden, dass noch nicht sämtliche Rehabilitationsverfahren abgeschlos-sen seien, bzw. dass die Opfer aus Gründen des Datenschutzes ihre Einwilligung zur Veröffentli-chung geben müssten. Die enge Anlehnung Johannsmeiers Entwurf an ein Holocaust-Mahnmahl wäre außerdem politisch und ästhetisch problematisch. Offenbar waren solche Kritiken auch der Grund dafür, weshalb die Stadt ein Verfahren an der Öffentlichkeit vorbei durchsetzte.
Zwar ist der Altrektor der Jenaer Universität, Prof. Machnik im Kuratorium vertreten, doch hat er kein Mandat der Universität, wie es behauptet wird, sondern sitzt als Privatmann in der Kommission.
Als Kompromiss ist inzwischen die Schwärzung der Namen beschlossen worden, doch ändert dies im Prinzip gar nichts an dieser Situation. Auch ist die Herkunft und die Seriosität der Liste nicht geklärt.

Ich persönlich habe immer Schwierigkeiten mit Denkmälern und Gedenkorten gehabt und diese für eher unwichtig gehalten. Sollte jedoch mein Reha-Antrag durchkommen, dann stünde ich praktisch auch auf dieser Liste, so wie viele von Euch auch. Dann würden die Leute der Jena-er Stadtverwaltung und die ihrer Zeitungen, Leute, die früher selbst nicht gerade mit Courage geglänzt haben, unsere Namen für ein äußerst fragwürdiges Gedenken missbrauchen.
Die endgültige Einscheidung fällt in der nächsten oder übernächsten Woche. Da dieses Verfahren ohne jede Öffentlichkeit durchgezogen wird, fürchte ich, dass es Momentan nicht sehr viel Spielraum gibt, um Einfluss auszuüben. Es wäre jedenfalls ausgesprochen ärgerlich, Im Nachhinein ein Denkmal beseitigen zu müssen, an dem wir uns zusammen mit äußerst fragwür-digen Gestalten aufgezählt finden.
Am Besten Ihr informiert Euch erst einmal auf den Homepages der Lokalseiten der Zei-tungen OTZ und der TLZ (vom 10. April) und unter: www.johannsmeier.com

natter | 11.04.04 20:54 | Permalink