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„Sich fügen heisst Lügen“

Erich Mühsam-Ausstellung vom 4. 2. – 31.3. 2004 in Berlin

Die sozialdemokratische Erich-Mühsam-Gesellschaft aus Lübeck hat diese Ausstellung mit zahlreichen Fotos, Dokumenten, Erstausgaben von Mühsam-Büchern, Portraits, Karikaturen usw. zusammengestellt. Ferner wurden aus der Erich-Mühsam-Sammlung der Akademie seltene und – z.T. neu entdeckte – Handschriften für diese Ausstellung bereitgestellt.

Erich Mühsam, geboren 1878 in Berlin und 1934 im KZ Oranienburg ermordet, gilt als einer der profiliertesten Anarchisten Deutschlands. Seine Aktivitäten beschränkten sich nicht nur auf seine literarische Arbeiten, wie Dramen, Gedichte Agitationsschriften und eigene Zeitschriften, sondern er war auch neben Gustav Landauer und Erst Toller einer der führenden Köpfe in der Bayerischen Räterepublik von 1919.
Er schließt sich kurzzeitig der KPD an. Der aufziehende Nationalsozialismus lässt ihn immer wieder Bündnisse mit den Kommunisten schließen, aber die allgemeine Gefahr einer totalitären Gesellschaftsordnung sieht er auf beiden Seiten. Stärker jedoch waren seine Polemiken gegen die Sozialdemokratie, die er als Verräter der Arbeiterklasse betrachtete. Was sie heute allerdings nicht daran hindert Mühsam für sich vereinnahmen zu wollen, nachdem die DDR z.B. es auch nicht wagte Mühsam’s Schrift „Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat“ seinerzeit zu publizieren. Wenn heute von Erich Mühsam alles verlegt werden kann, wie auch seine kleine Schrift „Der Humbug der Wahlen“, dann ist das mit Sicherheit nicht das Verdienst der Sozialdemokratie, sondern doch eher ein Zeichen dafür, dass der Kapitalismus oder in diesem Fall der Parlamentarismus – dank der SPD – nichts mehr vom Proletariat zu befürchten hat.
Am 18.1.2003 wurde am Charlottenburger Haus Alt-Lietzow Nr. 12 eine Gedenktafel enthüllt, die an den gewaltfreien Anarchisten erinnert.


„Sich fügen heisst Lügen“
Leben und Werk des Schriftstellers und Anarchisten Erich Mühsam
Akademie der Künste (Archivgebäude)
Robert-Koch-Platz 10, Berlin-Mitte
montags bis freitags 9-17 Uhr (außer an Feiertagen), Eintritt frei

A.S.H. | 11.02.04 08:17 | Permalink