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Digitaler Imperialismus

Das US-amerikanische Urheberrecht bedroht die Freiheit im Internet mehr als die Zensur der chinesischen Regierung, sagt Andy Müller-Maguhn vom Chaos Computer Club im Gespräch mit tagesschau.de. :

tagesschau.de: Wie weit ist Ihrer Ansicht nach die Meinungsfreiheit im Internet gediehen, zum Beispiel in China?

Müller-Maguhn: Die chinesische Regierung versucht, Informationen, die ihr nicht gefallen zu unterdrücken. In den USA geht die Möglichkeit, seine Meinung im Netz zu äußern zwar sehr weit, allerdings ist unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung die Transparenz im Internet dramatisch eingeschränkt worden.

Außerdem ist der neue amerikanische Urheberrecht-Schutz alles andere als liberal. Die Verfügbarkeit von Daten wird dadurch eingeschränkt, dass genau geregelt ist, wer auf welche Daten zugreifen kann und wer nicht. Das ist eine viel größere Bedrohung für das Internet als nationalen Empfindlichkeiten politischer Natur, wie zum Beispiel in China.

(...)

tagesschau.de: Wie sehr ist die Überwachung des Internet durch die Geheimdienste seit dem 11. September 2001 gestiegen?

Müller-Maguhn: Das Budget der NSA (National Security Agency) ist im Zuge der Terrorismusbekämpfung enorm gewachsen. Man muss sich in Zukunft um den Schutz der Privatsphäre kümmern. Ich denke, daraus wird ein ganzer Wirtschaftszweig entstehen. Man kann heute bereits davon ausgehen, dass bei der Benutzung von öffentlichen Leitungen mindestens zwei Dienste mithören.

(vollständiges Interview vom 10.12.2003 18:51 Uhr)

A.S.H. | 11.12.03 08:59 | Permalink