« "Spaniens libertaere Kollektive 1936-1938" | Hauptseite | US-Regierung kauft Datensätze »

EndSIEG oder SiegENTE ?

[LPA] Nachdem wir nun wochenlang erleben durften, wie sich "unsere amerikanischen Freunde" zusammen mit den Brits in die "Koepfe und Herzen"
der irakischen Bevoelkerung gebombt haben, sehen wir jetzt "Chaos und Anarchie" als direkte Folge dieser formidablen Performence. Da koennen wir uns doch mit dem einfachen Volk freuen, das just mit hoechstamerikanischer Duldung Regierungs- und andere oeffentliche Gebaeude pluendern und in Brand setzen durfte, oder.

[Was verbrannt ist, kann nicht mehr dazu dienen die Auf- und Ausruester von "Saddams Regime" zu identifizieren ...]

Es darf spekuliert werden - soviel wie noch nie. Und die Ohren sind voller "Neusprech".
Lebt Saddam noch? (Wanted dead not alive!) - ein gejagter Diktator der am besten auch nicht mehr reden soll, vielleicht schon umgebracht ohne ordentliches (Kriegs)Gerichtsurteil auf Befehl des Oberkommandierenden der US-Streitkraefte George W. Bush. Mit Todesurteilen kennt sich der Ex- Gouverneur von Texas ja aus.
Eroberte Staedte mit "pockets of resistance", Widerstandsnestern:
"Verteidigungspositionen" sagen nur Nestbeschmutzer.
Eingebettete JournalistInnen -"embedded journalists"- oder eher einbetonierte JounalistInnen, die listig in die Splitterschutzweste und den Panzer gesteckt wurden, damit sie ueber ihre neuen KameradInnen freundlich berichten - die "schuetzen und versorgen" sie ja schliesslich - und gut zahlen tut der Medientrust fuer das einhergehende Risiko ...
Tote feindliche Soldaten sind "Terroristen", "Todesschwadrone" (nanu, die kenne ich eigentlich nur aus US-Bananenrepubliken), sind "auszuschalten"
und kommen in den Nachrichten hoechstens als spekulative Zahlen "getoeteter", "vernichteter" etc. Gegner vor, nicht als auch fuehlende Menschen aus (zu zerfetzendem) Fleisch und BLUT.
ZivilistInnen werden feinfuehlig nicht laenger als "Kollateralschaeden"
summiert, sondern kommen tatsaechlich ab und zu vor - unvermeidliche bedauerliche Opfer der "Befreiung".
"Befreite Staedte" und andere Orte muessen ihre Wasserleitungen wieder zusammenflicken, Strom organisieren. Wer hat die Systeme der oeffentlichen Grundversorgung kaputt gemacht? Wieviel Menschen sind an ihrem Fehlen kaputtgegangen?
Diese neuen Staetten der "Freiheit" aehneln mit ihren rauchenden Ruinen und nervoesen, lebensgefaehrlichen Checkpoints eher apokalyptischen Alptraeumen als werdenden Freiheitsparadiesen in denen bald die McDonalds und KFCs schneller aus dem Boden wachsen sollen als neue Sozialsysteme.

Nach Brit-Land werden dann schonmal ein paar tote Helden eingeflogen und mit grossem Militaerbrimborium feierlich aus den fliegenden Saergen getragen.
Das sieht nach wenig "Verlusten" aus und macht sich gut. Feierliche Musik, fahnengeschmueckte Katafalke, Traeger mit gemessenem Schritt, Abschiedsfeier mit weinenden Angehoerigen. Ruehrt euch zur Ruehrung!
Das dreckige Sterben rueckt weit weg. Kein spritzendes Blut, keine grausigen Todesschreie, keine abgerissenen Gliedmassen, kein letzter Fluch auf den Lippen der Sterbenden auf die die sie in den Tod geschickt haben.
Es sind einfach "servicemen", die ihren Dienst, ihre Pflicht getan haben und ungluecklicherweise -fast zufaellig- dabei ums Leben kamen. Casualties, casualties, einfach "casualties".
Natuerlich kann man nicht fuer jeden "Gefallenen" ein solches Theater aufziehen - der Rest kommt wohl spaeter in bodybags und verschwindet ohne grosses Aufhebens in der ewigen Versenkung. Der Horizont der Militaerfriedhoefe wird im Gegensatz zu dem der Kommandierenden erweitert, physisch versteht sich, einige weitere Einheitskreuzspaliere, schon vorproduziert von der vergnuegt auch profitierenden Begraebnisindustrie.

Glaubt mensch den Medien -und man sollte ihnen nie vorbehaltslos glauben!- ist der Irak end-gueltig im Sack der Invasoren. Achthundert von tausend Oelquellen im Sueden unversehrt. Keine brennt mehr. Hauptsache! Da spielen Tausende Kriegsversehrte doch kaum eine Rolle. Und die tot sind: ein paar Fresser weniger im Irak. Die koennen nicht mehr verhungern.

Auch die Oelfelder im Norden sind fest in d ... pardon!, alliierter Hand.
Oder fast? Ganz Genaues weiss man nicht. Genau weiss man nur, dass das Fell des Baeren schon von den Hyaenen verteilt wird, bevor er ganz (z)erlegt ist.
Die Tuerkei-ReGIERung sah sich doch schon fast im Besitz der noerdlichen Oelquellen (die ihr sicher als Preis fuer einen Ami-Einmarsch von Norden ueber die Tuerkei -mindestens teilweise- feilgeboten wurden: das US-Gebot fuer Norfront-Kumpanei und Miteinmarsch war immerhin zuletzt 30 Mrd. US$ die dummerweise abgelehnt wurden!) und schaut jetzt in die leere Pipeline- Roehre. Und roehrte auf! "Wenn die Kurden ... dann ... dann aber".
Es waere doch zu "lustig" gewesen zu erleben, wie die USArmy bei einem tuerkischen dochnochEinmarsch in den Nord-Irak ihren NATOd-Partner Tuerkei bombardiert haette, den sie selbst bis an die Zaehne mit Waffen ausgeruestet hat. Auch einer dieser Staaten von Amis Gnaden. Aber nun haben "die Kurden" sich ja mal vorlaeufig zurueckgezogen.

Eine neue Schraubzwinge -so muss das Empfinden der arabischen Staaten der Region sein- tut sich auf zwischen dem US-Partner Israel und dem eroberten Irak. Das "Reich der Freiheit" koennte sich unversehens bis zum Mittelmeer erstrecken, wuerde das inzwischen schon verbal attackierte Syrien beispielsweise als naechstes zur Strecke gebracht: es liegt auch zu einladend da, dieser nachgewiesene Hort des internationalen Terrorismus.
Und wenn Saddam dort NICHT Zuflucht gefunden hat, dann KOeNNTE er doch da sein - und Osama gleich mit ihm (Den kriegen "wir" auch noch!). Es gibt sicher bombensichere Geheimdienstinformationen. Vielleicht, vielleicht ...
das reicht! Es darf eben spekuliert werden, nicht nur an der Boerse.
Vielleicht finden wir in Syrien dann auch die vielzitierten "Massenvernichtungswaffen" der Saddam-Schlaechter nach denen nun tausend US- Spezialtruppen im Irak suchen sollen. Was heisst vielleicht? Mit Sicherheit! Wir glauben einfach, dass sie da sind. Wo sollen sie sonst sein, wenn sie nicht im Irak gefunden werden. Sie MUeSSEN ja irgendwo sein!
Weiter spekulieren? Da ist es doch besser, gleich Tatsachen zu schaffen.
Facts. Zack: zwei BAATH-Regime mit einer Klappe - wenn man nun schon mal da ist. Reiner Tisch vom Rhein bis Tigris. Oder gar Ganges. Was tun sich da fuer Perspektiven auf. Das Blair Witch Project: Krieg ist keine Hexerei!
Bush befreit die Welt. Von Illusionen. Die Welt wird es zu schaetzen wissen. Und wenn sie es nicht zu schaetzen weiss, wird man es ihr schon beibringen es zu schaetzen. Schaetzungsweise.

Freedom Fries zum Friedenspreis! Bush - wir haben dich gefressen.
Friss oder stirb! Die neue Losung des 21. Jahrhunderts. Laecherlich:
Deutsche boykottieren amerikanische Waren? Deutsche Waren werden laengst in den USA boykottiert. Null Bockwurst. Franzoesischer Wein und Dessous sowieso. Und Russischen Kaviar frisst keine SAU mehr. Nur noch tschechisches Bier, polnische Krakauer, Paella, daenischer Hering und englischer Porridge kommt in den usamerikanischen Schlund! Kein Drueckeberger-Schund. Und bestenfalls noch Kaenguruh-Steaks. Der Burger ist jetzt King und Bush ist Caesar. Sicherheitspolitik ist zur Ressourcen- Sicherungspolitik verkommen. Der fette Wanst verteidigt! seine!
Interessen! gegen das hungrige Maul. Wiedermal. Immer noch.

Nicht dass ich ein Wort des Bedauerns fuer eine gottverdammte Militaerdiktatur die den scheinHeiligen Krieg ausrief uebrig haette. Ihr "Informationsminister" war ein Musterbeispiel von bester goebbelsscher Nachfolge im Propagandakrieg. Aber auch diese Lektion haben die Offiziellen der USA frueher gelernt (bis offenbar auf OKH Bush selbst, der sich noch gottgesandt und von Gottes Gnaden waehnt). Von PR verstehen die Amis alle Male mehr als ein Taschendiktator der von ihnen ausgeruestet worden ist.
Zu militaerischen Planspielen gehoert heute integral der Plan zum Spielen mit der oeffentlichen "Meinung". Meinungsmache macht man heute professionell mit wissenschaftlich abgesicherten psychologischen Erkenntnissen, die pur in psychologische Kriegsfuehrung umgesetzt werden.
Kapitulationen beruhen oft auf "Glauben", nicht unbedingt auf erfahrenen Tatsachen. Wer den anderen glauben macht er habe verloren hat gewonnen.
Schon von daher ist verstaendlich, dass das US-ZK (Central Command) umgehend und schneller eine Fernsehstation als humanitaere Hilfe importiert und implantiert hat. Der Bildschirm mit seinen manipulierten, zumindest selektiven Bildern ist das schwerste Geschuetz und reicht bis in jeden Winkel.

Dass im Irak die Statuen des Diktators fallen -with a little help of our socalled friends- ist gut und schoen. Bronzene Koepfe rollen und werden als Souveniers nach Hause getragen, alles wie gehabt. Aber die Schlacht um die echten Koepfe ist damit nicht gewonnen: in Deutschland wissen wir das mit am Besten. Die Hitlers, Francos und Mussolinis sind noch immer sehr lebendig - obwohl sie physisch von der Bildflaeche verschwunden sind.
Werden die Amis auch 40 Jahre und laenger im Irak bleiben? Sicher wollen sie das aus leicht nachvollziehbaren Gruenden: in Form von strategischen Militaerbasen und implementierter Oelausbeutungsindustrie (ein wenig fuer Brithish Petroleum -BP- faellt sicher auch dabei ab). Dafuer wird die US- Oiligarchie schon sorgen.
Wenn die Besatzer im Irak genausoviel Demokratie verhindern wie sie es nach 1945 im Ex-Reich und hinterher anderswo geschafft haben, kann mensch froh sein, wenn sich im Irak dennoch demnaechst so viel Demokratie entwickelt wie bisher in Deutschland.

Aber der Irak ist nicht Deutschland - das alte Zweistromland der Urgeschichte ist noch nicht einmal wirklich und ganz erobert. Die usamerikanische Conquista Vorderasiens muss erst einmal ganz erfolgen. Und bis dahin werden noch ein paar der "boys" in den immer heisser werdenden Sand beissen muessen. Im letzten Golfkrieg waren es wohl 8.000 "casualties", wenn ich nicht irre, die Verseuchten, die bis heute vergeblich um Entschaedigung kaempfen, nicht gerechnet. Aber bisher ist ja anscheinend fast kein GI gefallen (bis auf ein paar friendly-fire Opfer und ein paar verunfallte Hubschrauberinsassen). Wenn nur diese miesen "Heckenschuetzen"
und "Selbstmordattentaeter" nicht waeren! Das wirkliche Leben ist eben kein Computergame und die Ziele schiessen unverschaemterweise zurueck. Krieg ist echt gemein, wenn man nicht nur selbst und alleine am Druecker sitzt und killen darf!

Auch der Dollar ist anscheinend schon auf dem besten Weg in den freien Fall ("Babylon is falling ...", das neue versteht sich!) - da helfen auch keine Airborne Divisions. Grosse Bringerlaender und -industrien ziehen sich mehr und mehr aus der US-Waehrung zurueck und schwenken auf den EURO um. Die Schulden der USA sind jetzt schon fuenfmal so hoch wie das gesamte Bruttosozialprodukt eines Jahres - Krieg mit ungedeckten Wechseln.
Verschaerft sich dieser Trend -und es sieht ganz so aus- wird das die USA als Staat noch agressiver und gefaehrlicher machen. Nur durch neue, groessere Beutezuege kann das Futter fuer den Moloch herangeschafft werden. Der Leviathan fordert seinen Tribut.
Gehen die USA diesen Weg weiter, stuerzen gar in den Abgrund auf den sie unverdrossen und verblendet mit dem ganzen Globus im Rucksack zusteuern, wird dies vernichtende Konsequenzen fuer grosse Teile der Welt, vielleicht fuer die ganze Welt haben. Zu gross sind die globalen Verflechtungen, als dass irgend ein Teil unberuehrt bliebe. Dann haetten die christlichen Fundamentalisten ihr Armageddon (*).

Die einzige Hoffnung ist die auf wachsende und wiederzuerlangende Vernunft. Kommen nicht umfassende Teile der usamerikanischen Bevoelkerung zur Vernunft und stuerzen diese Regierung, re-etablieren und reformieren nicht die US-Demokratie, wird die Verfolgung des aktuellen politischen Kurses der US-Administration hin zu einer auf sie und ihre Nutzniesser massgeschneiderten "neuen Weltordnung" unabsehbare Folgen zeitigen.
Welche? Es darf spekuliert werden.
Pyrrhus siegt weiter.

RGL fuer LPA --- 11.04.2003 - aktualisiert und versandt 18.04.2003


(*) Armageddon (auch Harmagedon und verwandte Schreibweisen):
"[...] der Ort endzeitlichen Kriegsgeschehens und weltweiten Verderbens nach der Offenbarung des Johannes 16,16; [...]
aus: BERTELSMANN Universal Lexikon 2001
Christliche Sekten und FundamentalistInnen glauben an einen Endkampf des Guten gegen das Boese, die finale Schlacht, die die Wiederkunft Gottes und die Wiedererrichtung Israels, in Verbindung mit einem mythischen Gottesreich zur Folge haben soll. Auch die Kirche der US-Praesident Bush angehoert soll diesem Glauben froenen.

LIBERTARIAN PRESS AGENCY Berlin [LPA]
www.schwarzrotbuch.de/lpa * lpa@free.de

A.S.H. | 18.04.03 20:35 | Permalink