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Botschaft im US-Visier

Fernaufklärung: Russischer Konvoi auf dem Weg zur syrischen Grenze von US-Sondereinheit beschossen?

* jW-Autor Rainer Rupp gibt seit Kriegsbeginn Berichte und Analysen der russischen Fernaufklärung zum Verlauf der Kämpfe im Irak wieder. Diese basieren auf verschiedenen Quellen, die von unserem Autoren ausgewertet, gewichtet und in jW exklusiv veröffentlicht werden. Bisherige Lesermeinungen bestätigen diese Form der Berichterstattung von einem Kriegsgeschehen, dessen Verlauf ansonsten nur sehr schwer realistisch zu erfassen ist, da die meisten Quellen unseriös, spekulativ, propagandistisch oder kaum verifizierbar sind.

Ergänzend zu unseren Veröffentlichungen empfehlen wir die Internet-Seite www1.iraqwar.ru mit Lagemeldungen in russischer und englischer Sprache, die sich offensichtlich auf russische Fernaufklärungsdaten stützen. Mittlerweile stellt auch http://de.indymedia.org/golfkrieg.shtml eine im wesentlichen korrekte deutsche Fassung wenige Stunden nach dem Original ins Netz. Nachfolgend die Lageeinschätzung vom 6. April:


Trotz wiederholter, begrenzter Panzervorstöße der US-Streitkräfte nach Bagdad hinein geht die russische Fernaufklärung nicht davon aus, daß in Kürze mit ernsthaften Versuchen zur Einnahme der Stadt zu rechnen ist. Die bis zum Mittag des 6. April am Stadtrand eingetroffenen 18000 bis 20000 Mann Koalitionstruppen würden zur Erstürmung der Fünf-Millionen-Stadt nicht ausreichen. Da der irakische Widerstand bei weitem noch nicht gebrochen ist und auch die Elitedivisionen der Republikanischen Garde nur wenig von ihrer Kampfkraft verloren hätten, seien zur effizienten Blockade und Eroberung Bagdads mindestens 80000 bis 100000 Soldaten notwendig. Kurzfristig allerdings könnten die vor Bagdad vorhandenen Kräfte nur um 4000 bis 5000 Soldaten verstärkt werden.

Trotz wiederholter, begrenzter Panzervorstöße der US-Streitkräfte nach Bagdad hinein geht die russische Fernaufklärung nicht davon aus, daß in Kürze mit ernsthaften Versuchen zur Einnahme der Stadt zu rechnen ist. Die bis zum Mittag des 6. April am Stadtrand eingetroffenen 18000 bis 20000 Mann Koalitionstruppen würden zur Erstürmung der Fünf-Millionen-Stadt nicht ausreichen. Da der irakische Widerstand bei weitem noch nicht gebrochen ist und auch die Elitedivisionen der Republikanischen Garde nur wenig von ihrer Kampfkraft verloren hätten, seien zur effizienten Blockade und Eroberung Bagdads mindestens 80000 bis 100000 Soldaten notwendig. Kurzfristig allerdings könnten die vor Bagdad vorhandenen Kräfte nur um 4000 bis 5000 Soldaten verstärkt werden.

Die jüngste Erklärung des US-Generals Buzz Mosley vom Oberkommando der Koalitionsstreitkräfte (Central Command) in Katar, wonach »die irakische Armee als organisierte Struktur mit großen Kampfeinheiten nicht mehr existiert«, entspricht nach Ansicht russischer Militärexperten nicht der Wirklichkeit. Vielmehr hingen diese und ähnliche Erklärungen in jüngster Zeit mit dem immensen Druck US-amerikanischer Finanzkreise auf die US-Regierung zusammen, die nach verheerenden Kursentwicklungen an der Börse dringend gute Nachrichten von einem baldigen Sieg benötigten.

In Wirklichkeit jedoch hätten die Divisionen der Republikanischen Garde, die Bagdad verteidigen, nicht einmal fünf Prozent an Soldaten und Material verloren. Die Gesamtverluste der irakischen Streitkräfte betrügen seit Kriegsbeginn nicht mehr als fünf bis acht Prozent des irakischen militärischen Potentials, dem die größten Verluste durch die US-Luftwaffe zugefügt wurde. Das bedeute, daß – bei ungebrochener Moral der Iraker – für die Bodentruppen der Koalition die wichtigsten Kämpfe in diesem Krieg noch bevorstünden, insbesondere im Häuserkampf. Zudem erwarteten Meteorologen, daß sich das Wetter im Kampfgebiet verschlechtere und starke Winde die Sichtweite auf 200 bis 300 Meter begrenzen würde, was den Einsatz der US-Luftwaffe drastisch einschränken würde.

Bei allen von der Koalition umzingelten größeren Städten – Nasirija, Nadschaf, Kut und Divaniju – dauerten die Kämpfe an.

Vom Saddam-Hussein-Flughafen in Bagdad wurden heftige Gefechte gemeldet. Inzwischen gibt es auch eine Erklärung dafür, warum der strategisch wichtige Flughafen den US-Truppen ursprünglich fast kampflos in die Hände gefallen war. Der russischen Aufklärung zufolge hatten sich die mit der Verteidigung des Flugplatzes beauftragten Truppenteile vor den US-Luftangriffen in der Tiefe der Stadt in Deckung gebracht. Dabei waren sie jedoch vom schnellen Vorstoß der US-Armee überrascht worden. Nun versuchen die Iraker, den Flughafen, auf dem sich inzwischen bis zu 7000 amerikanische Soldaten befinden sollen, zurückzuerobern. Dabei sollen am Sonntag bis zu 400 irakische Soldaten gefallen, 25 Panzer und bis zu zwölf Geschütze zerstört worden sein. Auf US-Seite beliefen sich die Verluste auf bis zu 30 Gefallene, etwa 50 Verwundete, neun Panzerfahrzeuge und einen Hubschrauber.

Bei Basra haben die Briten im Laufe des Wochenendes dreimal ohne Erfolg die Verteidigung von Zubajr und dem Manavi-Gebiet zu durchbrechen versucht. Dennoch gelang es einer Panzerkolonne am Sonntag morgen, ins Stadtzentrum bis zur strategischen Straßenkreuzung Achavat-Rezana vorzustoßen. Unter heftigem Feuer sah sie sich jedoch gezwungen, in ihre Ausgangsposition zurückzugehen.

Der russischen Fernaufklärung zufolge erscheint auch der mysteriöse Vorfall, bei dem am Sonntag die Autokolonne des russischen Botschafters auf dem Weg nach Syrien in der Nähe Bagdads von »Unbekannten« unter Beschuß genommen worden war, wobei fünf Konvoi-Begleiter verletzt wurden, in einem anderen Licht. Es habe Hinweise auf einen drohenden US-Luftschlag gegen die russische Botschaft in Bagdad gegeben, so die Fernaufklärung. Im Stab der Koalition in Katar sei ganz offen von »Störsendern« gesprochen worden, die sich auf dem Botschaftsgrundstück befänden. Diese wiederum hätten die Präzisionswaffen der Koalition verwirrt. Auch unterstellten die Amerikaner, daß die russische Botschaft die Iraker mit Ergebnissen ihrer Fernaufklärung unterstützte. Daher habe US-Außenminister Colin Powell am Morgen des 5. April von seinem russischen Amtskollegen Igor Iwanow die sofortige Schließung der russischen Botschaft in Bagdad verlangt.

Noch am selben Abend habe Moskau Washington informiert, daß der Botschaftskonvoi am 6. April Bagdad verlassen und sich zur syrischen Grenze bewegen würde. Das habe die Beamten des US-Außenministers sehr verärgert, die ihrerseits angeboten hatten, den Konvoi nach Jordanien zu dirigieren, wo sich die US-Amerikaner vergewissern wollten, daß sich im Botschaftskonvoi keine geheime US-Kampftechnik aus Beutestücken der Iraker befand. Vor diesem Hintergrund – so die russischen Analysten – lasse sich die offizielle Version, daß Unbekannte den Botschafterkonvoi auf dem Weg nach Syrien beschossen hätten, als Versuch von US-Sondereinheiten interpretieren, die Kolonne zu stoppen und die Transportfahrzeuge unbrauchbar zu machen. Dadurch wären die Russen gezwungen gewesen, einen Teil ihrer angeblichen Beutetechnik zurückzulassen.

(Mitarbeit: Peter Borak)

Quelle:
http://www.jungewelt.de

A.S.H. | 08.04.03 10:56 | Permalink