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noBärgida!

Zusammenfassender Bericht über die Montagsaufmärsche von Pegida Berlin am 24. Und 31. August 2015 und die antifaschistischen Gegenaktionen von NoBärgida.

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BÄRGIDA 31. August 2015, Washington-Platz, Berlin Hauptbahnhof Quelle: twitter.com

Auch in den letzten beiden Wochen kam es, wie schon seit Monaten, zu montaglichen Aufmärschen von Bärgida, dem Berliner Ableger von Pegida. Auch an diesen Tagen trafen sich bis zu 100 Personen auf einer kleine Ecke vom Washington-Platz am Hauptbahnhof Berlin. Weiträumig abgeschirmt, durch Hamburger Gitter und sehr viel Polizei, die die anwesenden antifaschistischen GegendemonstrantInnen abhalten sollten.

Wie in den vielen Wochen zuvor ist Bärgida ein wildes Sammelsurium von Faschisten, Rassisten, Rechte Hooligans, Reichsbürger, rechte Verschwörungstheoretiker und diverse andere verstrahlte Gestalten. Und wie in den anderen Wochen und Monaten zuvor reihte sich Redebeitrag an Redebeitrag voll von Hetze gegen alles und jeden, die nicht ihrem dumpfen, spießigen, reaktionären und rassistischen Pseudoweltbild entsprechen. Und es bedarf hier zum Inhalt dieser auch keiner weiteren Erläuterungen.

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BÄRGIDA 31. August 2015, Washington-Platz, Berlin Hauptbahnhof Quelle: twitter.com

In der Regel geht es um 18:30 Uhr bei Bärgida mit einer Kundgebung los und um ca. 20 Uhr versucht man dann eine Demonstration zu Stande zu bekommen. Dabei ist gelegentlich auch eine gewisse Flexibilität und Kreativität feststellbar, um einer antifaschistischen Störung oder Blockade zu entgehen. Letztendlich versucht Bärgida, durch das Regierungsviertel zum Brandenburger Tor zu gelangen. Wenn dies nicht gelingt, ist in der Regel der Stadtbezirk Moabit der bevorzugte Ort ihrer Demonstration. Doch es gab auch hin und wieder Überlegungen, zum Alex oder gar in den vermeintlich linken Friedrichshain vorzudringen (Siehe OST:BLOG-Bericht vom 18. August 2015).

Ging diese Strategie am 17. August 2015 noch auf, so stand sie am 24. August 2015 am Rande des Scheiterns. Zwar konnte Bärgida, geschützt durch massive Polizeikräfte, vom Hauptbahnhof durch das Regierungsviertel zum Brandenburger Tor gelangen. Doch der Aufmarsch trug Züge eines permanenten Spießrutenlaufs. Eine große Zahl Antifaschisten begleitet Bärgida lautstark. Mindesten zweimal kam es zu Blockadeversuchen. Diese konnte die Berliner Polizei nur durch hartes einschreiten und Festnahmen verhindern.

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BÄRGIDA 31. August 2015, Washington-Platz, Berlin Hauptbahnhof Quelle: twitter.com

Doch kurz vor dem Brandenburger Tor wurde dann der Bärgida-Zug endgültig zum stehen gebracht und sah sich einer fast vollständigen Umzingelung durch nun sehr viele AntifaschistInnen ausgesetzt. Dies und die hereinbrechende Nacht zwang Bärgida zum Rückzug durch das dunkle, unwirtliche und nun menschenleere Regierungsviertel. Die ganze Zeit weiter eng bedrängt durch lautstarke und entschlossene Antifaschisten. Nur beschützt durch die Berliner Polizei.

Letztendlich war es auch nur der Polizei zu verdanken, dass es Bärgida gelang, halbwegs unbeschadet den Hauptbahnhof zu erreichen. Immer wieder forderte der Sprecher von Bärgida die Polizei auf, zu verhindern, dass die Bärgida-Faschisten von Flaschen beworfen und auch getroffen werden. Am Hauptbahnhof verzogen sich die Bärgida-Faschisten schnell und unverzüglich in die S-Bahn und fuhren davon.

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BÄRGIDA 31. August 2015, Washington-Platz, Berlin Hauptbahnhof Quelle: twitter.com

Am 31. August kam es dann für Bärgida noch dicker. Diesmal versammelten sich auf dem Washington-Platz schon um 18:30 Uhr über 100 AntifaschistInnen, die dann noch einmal durch 300 AntifaschistInnen verstärkt wurden, die mit der Demonstration aus Moabit kamen. Dem gegenüber standen lediglich etwa 80 Bärgida-Faschisten.

Gegen 20:15 Uhr spielte Bärgida, wie schon die letzten Wochen auch, das unsägliche Deutschlandlied mit allen unsäglichen drei Strophen ab und beendete anschließend die Kundgebung. Die Bärgida-Faschisten drängen, unter Polizeischutz und den antifaschistischen Sprechchören der GegendemonstrantInnen in die S-Bahn. Die massiven antifaschistischen Sprechchöre von hunderten AntifaschistInnen lassen die Halle des Hauptbahnhofs förmlich erzittern. Es klingt wie in einer Kathedrale. Ein paar Hool-Nazis drehen durch und wollen die AntifaschistInnen angreifen. Berliner Einsatzpolizei hindert sie jedoch daran und schuppst die Hools hart in Richtung S-Bahn.

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BÄRGIDA BFC-Nazi-Hools 31. August 2015, Washington-Platz, Berlin Hauptbahnhof Quelle: twitter.com

Zu diesem Zeitpunkt sah es kurz danach aus, als wäre es das tatsächlich für diesen Montag gewesen. Doch der antifaschistischen Wachsamkeit der #noBärgida-Strukturen war es zu verdanken, dass schnell klar wurde, dass dem nicht so ist. Denn es wurde bemerkt, dass sich der Lautsprecherwagen der Bärgida-Faschisten in das Regierungsviertel fuhr und sich am Paul-Löbe-Haus positionierte. Es war dann auch schnell klar, das Bärgida am Brandenburger Tor eine weitere Kundgebung angemeldet hatte.

Die Situation entwickelte sich dann vollgendermaßen. Das Brandenburger Tor war weiträumig mit Hamburger Reitern abgesperrt. Der Weg zwischen Reichstag und Brandenburger Tor ist von der Polizei mit Scheinwerfern ausgeleuchtet.

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31. August 2015, 20:28 "Protest im HBF. Es klingt wie in einer Kathedrale " Quelle: twitter.com

Gegen 20:50 Uhr taucht ein Teil der Bärgida-Faschisten am Brandenburger Tor auf. Doch dort sind bereits AntifaschistInnen. Die Faschisten verziehen sich nahe in die S-Bahn-Station. Antifaschisten melden Spontan eine Kundgebung vor dem S-Bahnhof an.

Gegen 21:30 Uhr versucht es Bärgida an der U-Bahn Station Bundestag(u55). Doch auch von hier gibt es keinen Weg zum Brandenburger Tor. Sie ziehen sich, unter Polizeischutz und bedrängt von Antifaschisten, in die U-Bahn zurück. Die Polizei setzt kurz Pfefferspray ein.

Der Lauti von Bärgida steht weiter am Paul-Löbe-Haus und ist blockiert. Ein weiterer kleiner Teil von Bärgida steht derweil immer noch am Hauptbahnhof. Auch hier befinden sich ausreichend AntifaschistInnen und die Bärgida-Faschisten, eingekesselt von der Polizei, sind blockiert und können nirgendwo hin laufen.

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"31. August 2015, 21:22 Uhr Sehr wahrscheinlich jetzt doch Hbf. Polizei hat auch ein bisschen Angstpipi gemacht!" Quelle: twitter.com

Gegen 21:45 geben die Bärgida-Faschisten im Regierungsviertel endgültig auf und fahren zurück zum Hauptbahnhof. Dort geht es zwischen 22:00 Uhr und 22:30 Uhr noch einmal drunter und drüber. Die Polizei setzt mehrmals Prefferspray ein und versucht die Bärgida-Faschisten vor dem Zugriff der AntifaschistInnen zu bewahren. Es werden scheinbar wahllos Festnahmen gemacht. Letztendlich gelingt es der Polizei die AntifaschistInnen aus dem Hauptbahnhof zu drängen und die Nazis unter Polizeischutz aus der „Gefahrenzone“ zu befördern.

Um 22:30 Uhr ist der Bärgida-Spuk für diesen Montag endgültig beendet. Ein Punktsieg des antifaschistischen noBärgida-Bündnisses. Den nach Bärgida ist vor Bärgida und am nächsten Montag geht es in eine Weitere Runde.

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"31. August 2015, 20:31 HBF geblockt!" Quelle: twitter.com

Es ist zu hoffen, dass die Berliner Antifaschisten den Schwung der letzten beiden Wochen mitnehmen und mit hoffentlich noch mehr Menschen den Bärgida-Faschisten zeigen, dass sie niemand haben will, weder hier noch wo anders. Und das sie sich endgültig in die Kellerlöcher zurück ziehen sollen, aus denen sie jeden Montag gekrochen kommen.

Darum muss es auch am nächsten Montag heißen:
Keinen Fußbreit den Faschisten! Auch wenn sie scheinbar nur wenige sind. #noBärgida!

Montag, 7. September 2015
18 Uhr Demonstration
18:30 Washington-Platz, Hauptbahnhof Berlin

Auf dem laufenden bleiben:
http://nobaergida.blogspot.de
https://twitter.com/nopegida_berlin

Bolk | 04.09.15 17:06 | Permalink